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GSa163_Sept23_ES

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Praxis: Pausenkulturen<br />

Elke Gramespacher<br />

Bewegte Pausenkulturen –<br />

drinnen und draußen<br />

Bewegungspausen bilden einen Teil bewegter Lernkulturen an Grundschulen.<br />

Sie finden in allen Schulräumen statt, die ausreichend Platz dafür bieten, und sie<br />

haben verschiedene Funktionen.<br />

An Grundschulen sind Bewegung,<br />

Spiel und Sport von besonderer<br />

Bedeutung: „In keinem Lebensabschnitt<br />

spielt Bewegung eine so große<br />

Rolle wie in der Kindheit und zu keiner<br />

Zeit sind körperlich-sinnliche Erfahrungen<br />

so wichtig. Bewegung und ein<br />

positives Selbst- und Körperkonzept<br />

sind Motoren für die Gesamtentwicklung<br />

des Kindes in allen seinen<br />

Facetten“ (Billmeier & Ziroli 2014, 123).<br />

Kinder sollen sich im Schulalltag nicht<br />

nur in den durch den Stundenplan und<br />

-ablauf gesetzten kleinen und großen<br />

Pausen bewegen, spielen und Sport treiben.<br />

Vielmehr gilt es, auch im Unterrichtsgeschehen<br />

integrierte Bewegungspausen<br />

umzusetzen, die nicht zwingend<br />

zum fachlichen Lernen genutzt werden<br />

(Gramespacher & Ziroli 2017).<br />

Bewegte Pausen haben verschiedene<br />

Funktionen:<br />

● Sie dienen der Erholung und Regeneration.<br />

● Sie dienen der Rhythmisierung des<br />

Schulalltags.<br />

● Sie sind grundsätzlich lernförderlich,<br />

da sie zum motorischen Lernen der<br />

Schüler*innen und zur Hirndurchblutung<br />

beitragen.<br />

Abb. 1: Feinmotorische Spiele in freien<br />

oder geführten Unterrichtspausen:<br />

Die eigene Socke mit allen Zehen hochheben<br />

(alternativ: Tücher, Murmel,<br />

Würfel, ...).<br />

Dr. Elke Gramespacher<br />

ist die Leiterin der Professur Bewegungsförderung<br />

und Sportdidaktik im<br />

Kindesalter, Pädagogische Hochschule<br />

FHNW, Schweiz.<br />

Auch soziales Lernen verbindet sich<br />

mit dem bewegten Spiel, wenn Schüler*innen<br />

in Pausen beispielsweise gemeinsam<br />

Bewegungsspiele neu erfinden<br />

oder bekannten Spielen neue Regeln geben.<br />

Bewegungsspiele in Pausen eröffnen<br />

die Chance, die miteinander vereinbarten<br />

Regeln direkt zu erproben.<br />

Beim Durchführen und Entwickeln bewegter<br />

Pausentätigkeiten im sozialen<br />

Gefüge einer Klasse oder auch klassen-<br />

bzw. jahrgangsübergreifend werden<br />

die Pausen zu „bewegten Lernkulturen<br />

an Grundschulen“ (Gramespacher et<br />

al. 2021).<br />

Um Bewegungspausen differenziert<br />

zu gestalten, bedarf es angemessen großer<br />

und zugleich bewegungsanregender<br />

Räumlichkeiten – drinnen und draußen.<br />

Erforderlich sind ausreichend Platz im<br />

Klassenzimmer sowie die Erlaubnis, die<br />

Verkehrs- und Funktionsflächen, namentlich<br />

Schulgänge, Garderoben und<br />

Treppenhäuser, für Bewegungsspiele<br />

zu nutzen. Im Außenraum sind bewegungsanregende<br />

Pausenhöfe – überdacht<br />

und unter freiem Himmel, unter<br />

Bäumen und im Gebüsch – wichtig. Diese<br />

haben Flächen ohne und mit Spielgeräten<br />

(z. B. Klettertürme), halten bewegungsanregende<br />

Bodenbemalungen vor<br />

und bieten gegebenenfalls auch naturbelassene<br />

Bereiche für Bewegungsaktivitäten<br />

der Schüler*innen.<br />

Verschiedene didaktische Ansätze dienen<br />

der Gestaltung von Bewegungspausen:<br />

Sie können durch Lehrpersonen<br />

geführt werden oder diese überlassen<br />

es den Schüler*innen selbst, wie intensiv<br />

sie sich auf welche Weise bewegen<br />

(Streit et al. 2014). Das Zusammenspiel<br />

von geführten Sequenzen und freier<br />

Umsetzung seitens der Schüler*innen<br />

ist optimal: Im Sportunterricht können<br />

Bewegungsspiele eingeführt werden und<br />

Schüler*innen können diese in ihren<br />

Pausen selbstständig spielen und weiterentwickeln.<br />

Auch im zeitlichen Umfang<br />

finden wir diverse Möglichkeiten für Bewegungspausen;<br />

die längste, freie Pause<br />

am Schulvormittag ist die „Große Pause“,<br />

auch „Hofpause“ genannt. Sie findet<br />

in aller Regel draußen auf dem Schulhof<br />

statt. Im Ganztag kommt die Mittagspause<br />

hinzu. Der Schulalltag ist aber vor<br />

allem durch viele „kleine Pausen“ rhythmisiert.<br />

Diese liegen sowohl zwischen<br />

den als auch während der Unterrichtsstunden.<br />

In Kasten 1 und in Kasten 2<br />

finden sich räumliche, zeitliche, didaktische<br />

und materielle Rahmenbedingungen<br />

von Bewegungspausen. Diese werden<br />

in den beiden Kästen getrennt nach<br />

innen- und außenliegenden Räumlichkeiten<br />

aufgeführt, denn schulische Lernorte<br />

eröffnen oder schließen verschiedene<br />

Optionen für die Bewegungsaktivitäten<br />

der Schüler*innen.<br />

Bewegungspausen drinnen<br />

Die im Unterricht integrierten Bewegungspausen<br />

sind kleinräumig und<br />

meist geführt, da sie im Klassenraum<br />

in der Klasse stattfinden. Hier kommen<br />

Bewegungsübungen am Arbeitsplatz<br />

infrage: sitzend oder hinter dem Stuhl<br />

oder im Kreis stehend. Möglich sind<br />

dabei Bewegungen mit den Extremitäten<br />

sowie Spiele zur Förderung der<br />

Feinmotorik (beispielsweise Finger- und<br />

Zehenspiele mit Material: z. B. Murmeln,<br />

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GS aktuell 163 • September 2023

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