15.02.2024 Aufrufe

DER WEG ZUM BUCH - Die Landesbibliothek Oldenburg in der Ofenerstraße

Das klassizistische Bibliotheksgebäude am Damm in Oldenburg war im II. Weltkrieg zerstört worden, die geretteten Bücher fanden schließlich einen neuen Platz in dem ehemaligen Arsenalgebäude an der Ofenerstraße. In einem sehr zähen Umbauprozeß über mehr als ein Jahrzehnt erwuchs dieses zu einem Juwel der Fünfziger Jahre Architektur und einer beispielhaften Verbindung von Buch und Gestaltung. Das damals intendierte Konzept wies über die reine "Buchbewahrung" hinaus zu der Bibliothek als Anker in einem Netzwerk kultureller, wissenschaftlicher und Bildungsinstitutionen, der erste Schritt hierzu war die Einrichtung einer "Wärmestube für geistige Arbeiter" und bis in den späten Abend und das Wochenende verlängerte Öffnungszeiten, bereits kurz nach dem Krieg. Das hier vorliegende "Bilderbuch" zu diesem Bau fußt primär auf einer Fotosession kurz vor dem neuerlichen Umzug der Bibliothek in den späten Achtziger Jahren, umfaßt aber auch darüber hinaus greifende Recherchen und Dokumente.

Das klassizistische Bibliotheksgebäude am Damm in Oldenburg war im II. Weltkrieg zerstört worden, die geretteten Bücher fanden schließlich einen neuen Platz in dem ehemaligen Arsenalgebäude an der Ofenerstraße. In einem sehr zähen Umbauprozeß über mehr als ein Jahrzehnt erwuchs dieses zu einem Juwel der Fünfziger Jahre Architektur und einer beispielhaften Verbindung von Buch und Gestaltung.
Das damals intendierte Konzept wies über die reine "Buchbewahrung" hinaus zu der Bibliothek als Anker in einem Netzwerk kultureller, wissenschaftlicher und Bildungsinstitutionen, der erste Schritt hierzu war die Einrichtung einer "Wärmestube für geistige Arbeiter" und bis in den späten Abend und das Wochenende verlängerte Öffnungszeiten, bereits kurz nach dem Krieg.

Das hier vorliegende "Bilderbuch" zu diesem Bau fußt primär auf einer Fotosession kurz vor dem neuerlichen Umzug der Bibliothek in den späten Achtziger Jahren, umfaßt aber auch darüber hinaus greifende Recherchen und Dokumente.

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Kästner als Kriegsberichterstatter – e<strong>in</strong>e nicht unumstrittene Figur. Während Kästners Bücher<br />

bei Neuauflagen von extremen Tiraden bere<strong>in</strong>igt wurden [Zitat wikipedia 2017: ...<br />

Erhart Kästner [1904 – 1974] galt lange Zeit als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> „leisen“ Schriftsteller <strong>der</strong> deutschen<br />

Nachkriegsära. Se<strong>in</strong>e stilistisch geschliffenen und kunstvoll komponierten Prosawerke<br />

passten bei ihrem Ersche<strong>in</strong>en <strong>in</strong> den fünfziger und sechziger Jahren gut zum allgeme<strong>in</strong>en<br />

Wunsch nach Verdrängung „Über das Dunkle ist zu schweigen“ (Zitat Erhart Kästner)], führte<br />

Holthusen Nachkriegsengagement u. a. als Leiter <strong>der</strong> Literaturabteilung <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er<br />

Akademie <strong>der</strong> Künste zu e<strong>in</strong>em Eklat - Zitat wikipedia 2017: Dort kam es 1960 zu e<strong>in</strong>er<br />

öffentlichen Diskussion um se<strong>in</strong>e politische Vergangenheit: Holthusen saß <strong>in</strong> <strong>der</strong> Jury für die<br />

Vergabe des Fontane-Preises, und die designierte Preisträger<strong>in</strong>, die während <strong>der</strong> NS-Zeit<br />

emigrierte Lyriker<strong>in</strong> Mascha Kaléko lehnte es ab, e<strong>in</strong>e Auszeichnung aus <strong>der</strong> Hand e<strong>in</strong>es<br />

langjährigen SS-Mannes entgegenzunehmen. In <strong>der</strong> Folge erhielt Kaléko den Fontane-Preis<br />

nicht. [5] In <strong>der</strong> ZeitschriftMerkur publizierte Holthusen 1966 e<strong>in</strong>en Er<strong>in</strong>nerungsbericht mit dem<br />

Titel Freiwillig zur SS, [6] worauf <strong>der</strong> von <strong>der</strong> SS gefolterte Jean Améry mit e<strong>in</strong>em offenen Brief<br />

reagierte: „Sie g<strong>in</strong>gen zur SS, freiwillig“, schreibt Améry an Holthusen. „Ich kam an<strong>der</strong>swoh<strong>in</strong>,<br />

ganz unfreiwillig.“ [7]<br />

1968–74 war Holthusen Präsident <strong>der</strong> Bayerischen Akademie <strong>der</strong> Schönen Künste. Im<br />

akademischen Jahr 1981/1982 war er Fellow am neu gegründeten Wissenschaftskolleg zu<br />

Berl<strong>in</strong>. Aus <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Akademie <strong>der</strong> Künste trat er 1983 aus, nachdem die<br />

Akademiemitglie<strong>der</strong> Günter Grass und He<strong>in</strong>rich Böll sich se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach zu stark<br />

politisch engagiert hatten (etwa durch ihre Kritik am NATO-Doppelbeschluss).<br />

<strong>Die</strong> Neu- und Erweiterungsbauten des Wissenschaftskollegs Berl<strong>in</strong> wurden seit 1981 durch<br />

das Büro des Verfassers erstellt.<br />

<strong>Die</strong> Gedenktafel für Mascha Kaléko bef<strong>in</strong>det sich am Kurfürstendamm Nähe Bleibtreustraße.<br />

75<br />

Paul Raabe, Er<strong>in</strong>nerungen an Doktor Fischers erste <strong>Oldenburg</strong>er Jahre.<br />

In: In Memoriam Wolfgang G. Fischer * 1905 – 1973, Schriften <strong>der</strong> <strong>Landesbibliothek</strong><br />

<strong>Oldenburg</strong> !, Verlag He<strong>in</strong>z Holzberg, <strong>Oldenburg</strong> 1974<br />

76<br />

Ich habe Paul Raabe als umtriebigen, bisweilen wenig skrupulösen Macher erlebt: eher e<strong>in</strong><br />

„Kultur-Manager“, und als solcher letztendlich auf hohem Niveau erfolgreich.<br />

Anhand e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>direkten Kontakts bereits e<strong>in</strong>ige Jahre nach dem Tod me<strong>in</strong>es Vaters hatte er<br />

von me<strong>in</strong>er Tätigkeit als Architekt erfahren und fragte mich – <strong>der</strong> ich sehr jung und gerade<br />

eher unfreiwillig <strong>in</strong> die Selbständigkeit geraten - um e<strong>in</strong>e Stellungnahme zu dem<br />

Neubauentwurf des Anna-Vorwerk-Haus <strong>in</strong> Wolfenbüttel: e<strong>in</strong>er Lückenschließung im<br />

historischen Kontext für se<strong>in</strong> Bibliotheks-Quartier an Bibliothek, Zeughaus und Less<strong>in</strong>g-Haus,<br />

den ihm e<strong>in</strong> bundesweit sehr renommiertes Büro vorgeschlagen hatte.<br />

Me<strong>in</strong>e begründete Kritik schien ihn zu überzeugen und er fragte mich, doch e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong> entsprechend<br />

modifiziertes Konzept zu versuchen, wenn auch hierfür zunächst unhonoriert.<br />

Auf dem Weg zu <strong>der</strong> Präsentation unseres Gegenentwurfs noch am Tag vor Weihnachten<br />

geriet ich <strong>in</strong> gefrierendem Nebel auf <strong>der</strong> Autobahn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Massenkarambolage, stand zwei<br />

Stunden zwischen zerbeulten Autos e<strong>in</strong>gekeilt, mit dem Blick auf e<strong>in</strong>en langsam gefrierenden<br />

Toten, seltsam unbeschädigt ersche<strong>in</strong>end, am Straßenrand, den ich aus <strong>der</strong> Berl<strong>in</strong>er Szene<br />

kannte – die Bergung <strong>der</strong> Verletzten hatte Vorrang. Als ich Raabe am Telefon, noch <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Zeit, daraufh<strong>in</strong> absagte, war die Verächtlichkeit <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Stimme greifbar: fuhr er doch, wie<br />

berichtet wurde, stetig Vollgas.<br />

Was e<strong>in</strong>en wun<strong>der</strong>n konnte, verfügte er mit se<strong>in</strong>em langen Körper über ungelenk ersche<strong>in</strong>ende<br />

Bewegungen, und se<strong>in</strong>e Stimme hatte e<strong>in</strong>en eher gleichförmig bedächtig fließenden<br />

Klang.<br />

201

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