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DER WEG ZUM BUCH - Die Landesbibliothek Oldenburg in der Ofenerstraße

Das klassizistische Bibliotheksgebäude am Damm in Oldenburg war im II. Weltkrieg zerstört worden, die geretteten Bücher fanden schließlich einen neuen Platz in dem ehemaligen Arsenalgebäude an der Ofenerstraße. In einem sehr zähen Umbauprozeß über mehr als ein Jahrzehnt erwuchs dieses zu einem Juwel der Fünfziger Jahre Architektur und einer beispielhaften Verbindung von Buch und Gestaltung. Das damals intendierte Konzept wies über die reine "Buchbewahrung" hinaus zu der Bibliothek als Anker in einem Netzwerk kultureller, wissenschaftlicher und Bildungsinstitutionen, der erste Schritt hierzu war die Einrichtung einer "Wärmestube für geistige Arbeiter" und bis in den späten Abend und das Wochenende verlängerte Öffnungszeiten, bereits kurz nach dem Krieg. Das hier vorliegende "Bilderbuch" zu diesem Bau fußt primär auf einer Fotosession kurz vor dem neuerlichen Umzug der Bibliothek in den späten Achtziger Jahren, umfaßt aber auch darüber hinaus greifende Recherchen und Dokumente.

Das klassizistische Bibliotheksgebäude am Damm in Oldenburg war im II. Weltkrieg zerstört worden, die geretteten Bücher fanden schließlich einen neuen Platz in dem ehemaligen Arsenalgebäude an der Ofenerstraße. In einem sehr zähen Umbauprozeß über mehr als ein Jahrzehnt erwuchs dieses zu einem Juwel der Fünfziger Jahre Architektur und einer beispielhaften Verbindung von Buch und Gestaltung.
Das damals intendierte Konzept wies über die reine "Buchbewahrung" hinaus zu der Bibliothek als Anker in einem Netzwerk kultureller, wissenschaftlicher und Bildungsinstitutionen, der erste Schritt hierzu war die Einrichtung einer "Wärmestube für geistige Arbeiter" und bis in den späten Abend und das Wochenende verlängerte Öffnungszeiten, bereits kurz nach dem Krieg.

Das hier vorliegende "Bilderbuch" zu diesem Bau fußt primär auf einer Fotosession kurz vor dem neuerlichen Umzug der Bibliothek in den späten Achtziger Jahren, umfaßt aber auch darüber hinaus greifende Recherchen und Dokumente.

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Fundstück aus dem Nachlass Drs. Wolfgang G. und Hildegard Fischer, geb. Reisig<br />

<br />

79<br />

Aus e<strong>in</strong>em Brief von WGF an Dr. Karl Rothe, Leipzig, 30.5.1948:<br />

[...] <strong>Die</strong> hiesigen Verhältnisse s<strong>in</strong>d durch den Übergang <strong>Oldenburg</strong>s an Nie<strong>der</strong>sachsen sehr<br />

undurchsichtig geworden. <strong>Die</strong> vielversprechenden Ansätze [...] s<strong>in</strong>d recht verkümmert; sie<br />

haben ioffenkundig mehr als ich ahnen konnte an <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Person des alten Theodor<br />

Tantzen-Her<strong>in</strong>g gehangen, während jetzt die sogenannten Rechtsparteien e<strong>in</strong>en<br />

rücksichtslosen Besitzstandpunkt e<strong>in</strong>nehmen [...]<br />

Daß man selbst bei e<strong>in</strong>er Übersiedlung <strong>in</strong>nerhalb Deutschlands die ganzen Lasten e<strong>in</strong>es<br />

Dase<strong>in</strong>s <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Emigration“ würde zu spüren bekommen, das habe ich mir dann doch nicht<br />

ganz träumen lassen. [...].<br />

80<br />

<strong>Die</strong> <strong>Landesbibliothek</strong> geriet zudem 1948 – wie auch an<strong>der</strong>e wissenschaftliche und kulturelle<br />

E<strong>in</strong>richtungen - nach dem Verlust <strong>der</strong> Eigenständigkeit <strong>Oldenburg</strong>s <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Streit um die<br />

direkte Zuständigkeit zwischen dem Regierungspräsidenten des nunmehrigen Verwaltungsbezirks<br />

und dem Kultusm<strong>in</strong>isterium des 1946 neu gegründeten Landes Nie<strong>der</strong>sachsen, was<br />

zu langjährigen Spannungen und wahrsche<strong>in</strong>lich auch Blockaden führte.<br />

Vgl. auch Auszüge im Dokumentenanhang 4 nachfolgend.<br />

81<br />

Am Alten Gymnasium <strong>in</strong> <strong>Oldenburg</strong> sammelte sich wohl <strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s unglücklicher Weise<br />

e<strong>in</strong>e Mischung aus frustrierten, ausgebrannten Kriegsheimkehrern und ehemals überzeugten<br />

Parteigängern zWV = „zur Wie<strong>der</strong>-Verwendung“.<br />

Auch wenn <strong>der</strong> damalige Direktor Dr. Peter Lamp (1898 – 1971) selber solcher Überzeugungen<br />

unverdächtig, ja <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nazizeit eher wi<strong>der</strong>ständig gewesen war, so war das<br />

Kollegium doch stark durchsetzt: nicht offen altem Gedankengut verhaftet, son<strong>der</strong>n<br />

SCHWEIGEND. Sogar <strong>der</strong> unglückliche Zeichenlehrer, dem ich eigentlich e<strong>in</strong> literarisches<br />

Denkmal setzen wollte wegen se<strong>in</strong>er behutsamen H<strong>in</strong>weise auf baukünstlerische Aspekte,<br />

den wir Schüler aber umso gnadenloser verfolgten, erwies sich bei tieferer Forschung als<br />

solcher Couleur.<br />

Nach fünfzig Jahren hatte ich nunmehr e<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en Lehrer wie<strong>der</strong>gefunden, dessen<br />

Unterricht ich als herausragend er<strong>in</strong>nerte – und ihn zu se<strong>in</strong>em damaligen abschiedslosen<br />

Weggang befragt – se<strong>in</strong> Urteil trifft, übertrifft me<strong>in</strong>es: reaktionär!<br />

In den Achtziger und Neunziger Jahren hat dieses Institut wohl für e<strong>in</strong>e Zeit e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>tellektuellen<br />

Neuanfang gefunden, und damalige Schüler er<strong>in</strong>nern sich mit gewisser Begeisterung.<br />

Me<strong>in</strong>e Brü<strong>der</strong> und ich aber verzweifelten an dieser Schule und an diesem Milieu.<br />

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