f+h fördern und heben 3/2024

FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG
PRAXISGERECHTE UNTERSTÜTZUNG VON KMU
BEI DER DIGITALISIERUNG
Das Mittelstand-Digital Netzwerk bietet mit den Mittelstand-Digital Zentren, der Initiative „IT-Sicherheit in der Wirtschaft“
und „Digital Jetzt“ umfassende Unterstützung bei der Digitalisierung. Kleine und mittlere Unternehmen profitieren von
konkreten Praxisbeispielen und passgenauen, anbieterneutralen Angeboten zur Qualifikation und IT-Sicherheit. Das
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ermöglicht die kostenfreie Nutzung und stellt finanzielle Zuschüsse bereit.
Weil die Daten auf einer von ekko bereitgestellten Plattform verarbeitet
werden, ist eine direkte Anbindung an ein WMS nicht
zwingend erforderlich. Über die Plattform ist ein einfaches Ändern
der Beschriftung der Label möglich. Auch das LED-Lichtsignal
am E-Paper-Label kann über die Benennung des hinterlegten
Labels zum Beispiel per Scan ausgelöst werden. Somit bietet der
Einsatz der Lösung von ekko eine semi-digitalisierte Variante,
wobei sich papierbasierte Picklisten mithilfe von E-Paper-Labeln
kombinieren lassen.
Die Partner haben nun ihre Hardware- und Software-Produkte
sowie ihr Know-how in die Waagschale geworfen, um einen Standardprozess
für die Integration einer E-Paper-Label-basierten
„Pick by Light“-Kommissionierung in ein Warehouse Management
System zu entwickeln. Im ersten Schritt haben die Beteiligten
die Anforderungen an die Informationsdarstellung, Dialoggestaltung
und den prozessualen Ablauf der zu entwickelnden
„Pick by Light“-Lösung definiert – für die Integration der E-Paper-/„Pick
by Light“-Lösung und für deren Anbindung an das
WMS, das im Picking Lab bereits genutzt wird.
PRAKTISCHER NUTZEN: STANDARDVORGEHEN
FÜR DIE INTEGRATION
Die im Projekt entstandene integrierte Lösung wurde dann implementiert,
wobei die Partner alle Umsetzungsschritte und
Schnittstellen dokumentiert und auf Reproduzierbarkeit in anderen
Unternehmen hinterfragt haben. Aus diesen Arbeiten ließ
sich ein Standardvorgehen für eine „Pick by Light“-Integration
ableiten. Im Projekt wurde außerdem berücksichtigt, dass Abweichungen
von diesem Standard, zum Beispiel im Hinblick auf
die Darstellung der Informationen (Visualisierung), möglich
sein sollen.
Diese bereits im Picking Lab getesteten Prozessergebnisse stehen
der interessierten Fachöffentlichkeit als Whitepaper zur Verfügung.
So erhält der Anwender eine Orientierung für die Implementierung
eines durchgängigen Warenmanagementsystems,
das – bildlich oder räumlich gesprochen – bis ins Regal oder an
DAS WHITEPAPER
ZUM THEMA
Leser, die an weiteren Informationen zu
dem Projekt interessiert sind, finden auf
der Homepage des Mittelstand Digital-
Zentrums ein kostenlos verfügbares Whitepaper. Zum
Herunterladen einfach die nachfolgende Website in
Ihren Browser eingeben oder mit Ihrem mobilen
Endgerät den QR-Code scannen.
https://mittelstand-digital-ruhr-owl.de/
den Kommissionierplatz reicht. Darüber hinaus zeichnet sich das
System im Vergleich zu konventionellen lichtgesteuerten Systemen
durch zusätzliche Flexibilität aus, und das in mehrfacher
Hinsicht: Batteriebetrieb und Funk-Ansteuerung schaffen die
Voraussetzungen für eine freie Positionierung und bedarfsgerechte
Umsetzung der Anzeigeelemente.
VERGLEICH DER KOGNITIVEN ERGONOMIE
VERSCHIEDENER KOMMISSIONIERSYSTEME
Die Kooperation des IML mit den beiden Unternehmen in dem
„Mittelstand-Digital“-Transferprojekt hat aber auch zu einem
zweiten Ergebnis geführt. Das IML hat seine Expertise auf dem
Gebiet der kognitiven Ergonomie genutzt und unter diesem Aspekt
die Handhabbarkeit und Gebrauchsfreundlichkeit verschiedener
Kommissioniersysteme verglichen: Pick-Liste, „Pick by
Light“ mit Pickliste und Scanner und „Pick by Light“ mit WMS-
Steuerung via mobilem Device. Die Studienergebnisse sind ebenfalls
in dem Whitepaper zu finden.
Bei den Projektarbeiten hat ekko federführend die softwareseitige
Implementierung der E-Paper-Label-basierten „Pick by
Light“-Lösung übernommen, während Logistics Reply die Anbindung
dieser Lösung an das WMS verantwortete. Darüber hinaus
erarbeitete das IML in dem Forschungsprojekt Erkenntnisse
zu Themen wie etwa der kognitiven Ergonomie (sprich: mentale
Prozesse wie Wahrnehmung, Gedächtnis und Beurteilung des
Menschen zum Beispiel bei der Zusammenarbeit von Mensch
und Technik, eine Kernkompetenz des Instituts).
PROJEKTERGEBNISSE KÖNNEN UND SOLLEN
BREIT GENUTZT WERDEN
Inzwischen ist das Projekt abgeschlossen. Das gemeinsam entwickelte
„Pick by Light“-System mit E-Paper-Label wird im Picking
Lab des IML in Dortmund „live“ erprobt. Dort kann es – und das
ist ein zentrales Ziel des Transferprojekts – von interessierten Unternehmen
besichtigt und auf seine Nutzungsmöglichkeiten für
den individuellen Anwendungsfall hin geprüft werden.
Weil die Implementierungsschritte und Schnittstellen in einer
Handlungsanweisung zur „Pick by Light“-Integration im KMU-
Umfeld anschaulich beschrieben sind, können auch kleinere Unternehmen
die Nutzung dieser Technologie in den Blick nehmen
und dabei unter anderem auf das erwähnte Whitepaper zurückgreifen.
Davon profitieren interessierte Nutzer, aber auch die beteiligten
Projektpartner ekko und Logistics Reply, weil ihre Software-Lösungen
Teil des Gesamtpakets „Integrationsfähige Pickby-Light-Kommissionierung
mit E-Paper-Technologie“ sind.
Autorinnen: Dr. Veronika Kretschmer, Projektleitung Picking Lab und Expertin
Ergonomie; Linda Maria Wings, Expertin Logistik IT, beide Fraunhofer IML,
Dortmund
Fotos: Fraunhofer IML
www.mittelstand-digital.de
www.foerdern-und-heben.de f+h 2024/03 49