familie&co 03/2024
Das Leben mit Kindern ist schön – und Familie ist das größte Abenteuer des Lebens! Keine andere Familienzeitschrift vermittelt eine so konsequente Botschaft wie FAMILIE&CO.
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familie&erziehung<br />
Freigebigkeit<br />
ist auch eine<br />
Typfrage<br />
Jetzt leben. Je kleiner sie sind, desto<br />
geringer ist für sie der Unterschied<br />
zwischen kurz ausleihen und schenken,<br />
da sie nicht abschätzen können,<br />
ob und wann sie das Ausgeliehene<br />
zurückbekommen. Zeitspannen verlässlich<br />
einzuschätzen fällt auch vielen<br />
Grundschul kindern noch schwer.<br />
„Zwar haben die meisten Kinder mit<br />
etwa vier Jahren das Prinzip ,Meins<br />
und Deins‘ begriffen – mit tatkräftiger<br />
Unterstützung der Eltern und durch die<br />
Reaktionen anderer Kinder –, aber die<br />
Kunst, die Dinge aus der Sicht eines anderen<br />
zu sehen, entwickeln sie erst mit<br />
fünf Jahren“, so Michael Thiel. Und<br />
das nur dann, wenn die Eltern mit ihren<br />
Kindern über ihre Gefühle und die der<br />
anderen sprechen.<br />
Zwar begreift kaum ein Vorschulkind<br />
wirklich, warum es darüber nachdenken<br />
soll, wie sich ein anderes Kind wohl<br />
fühlen mag, weil es nicht mit ihm teilen<br />
will – aber so werden spätere Denkund<br />
Handlungsmuster verankert.<br />
Begehrtes Spielzeug<br />
wird „Familienbesitz“<br />
„Nur weil ein Kind geistig zu etwas<br />
in der Lage ist, heißt das noch nicht,<br />
dass es das auch automatisch kann“,<br />
sagt Psychologe Thiel. „Empathie<br />
muss geübt werden, so wie das Essen<br />
mit Messer und Gabel.“ Denn ohne<br />
Einfühlungsver mögen fehlt auch der<br />
Wunsch, andere durch Teilen fröhlicher<br />
zu machen.<br />
Wenn Fenja eifersüchtig über Spielzeug<br />
und Luftballons wacht, verhält sie sich<br />
also vollkommen normal. Was ihr Benehmen<br />
für ihre Eltern natürlich noch<br />
nicht erfreulich macht.<br />
Doch Teilen ist Trainingssache. Zu<br />
Hause helfen klare Regeln, die für alle<br />
gelten und genau festlegen,<br />
was geteilt werden muss und<br />
was nicht (s. Kasten Seite 11).<br />
Zu fragen, bevor etwas benutzt wird,<br />
das einem nicht gehört, und es hinterher<br />
wieder an seinen Platz zu räumen<br />
sollte selbstverständlich sein.<br />
Bewährter Trick: Besonders begehrtes<br />
Spielzeug wird zum „Familienbesitz“<br />
erklärt. So kommt erst gar kein Streit<br />
auf.<br />
Knauserige Kindergartenkinder wie<br />
Fenja lernen oft erst in der Schule, dass<br />
Teilen Vorteile bringt. Hier klären das<br />
die Kinder untereinander, ohne dass<br />
Erwachsene eingreifen. Wer in der<br />
Klasse nichts abgibt, kommt bei Mitschülern<br />
schlecht an. Und muss dazu<br />
mit einem „Nein“ rechnen, wenn er<br />
selbst gern etwas abhaben würde.<br />
Die Großen machen’s<br />
vor, die Kleinen nach<br />
Wichtig ist dabei das Umfeld. „Landen<br />
Kinder in einer Klasse, in der gegenseitige<br />
Hilfe eine Selbstverständlichkeit<br />
ist, übernehmen sie dieses<br />
Verhalten. Ist es aber eine ‚Hast-duwas-bist-du-was‘-Truppe,<br />
werden die<br />
Kinder in diese Richtung geprägt, auch<br />
wenn die Eltern mit gutem Beispiel<br />
vorangehen“, sagt Prof. Dr. Hartmut<br />
Kasten, Experte für Fragen der Familien-,<br />
Entwicklungs- und Pädagogischen<br />
Psychologie.<br />
12 familie&<strong>co</strong> <strong>03</strong>/<strong>2024</strong>