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Elbufer Rundschau: 60 Jahre Waldbad Alt Garge

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Thema Grundwasser<br />

Ist der Grundwassermangel jetzt behoben?<br />

Interview mit dem Naturwissenschaftler und Ozeanologen Dr. Erich Bäuerle<br />

Dr. Erich Bäuerle bietet in der Göhrde und auf der<br />

Fährwiese in Neu Darchau Führungen an, bei denen er<br />

naturwissenschaftliche Zusammenhänge erklärt oder<br />

in denen seine Besucher physikalische Phänomene<br />

verstehen lernen.<br />

Dr. Bäuerle hat sich bereit erklärt, in einer regelmäßigen<br />

Frage-Antwort-Kolumne in der <strong>Elbufer</strong>-<strong>Rundschau</strong><br />

zu Umweltfragen Stellung zu nehmen. Hier geht es um<br />

den Zustand des Grundwassers in unserer Region.<br />

Anfang März stand das Wasser noch auf vielen Wiesen<br />

Frage: Es hat über Monate deutlich mehr als normal<br />

geregnet. Die Bauern haben jetzt Sorgen, im Frühjahr<br />

überhaupt auf ihre Felder fahren zu können. Ist damit<br />

der Grundwassermangel aus den letzten <strong>Jahre</strong>n ausgeglichen?<br />

Wie lange hält der Wasservorrat, wenn es<br />

wieder einen trockenen Sommer gibt?<br />

Erich Bäuerle: Die Situation hat sich durch den vielen<br />

Regen tatsächlich deutlich entspannt und gegenüber<br />

den vergangenen <strong>Jahre</strong>n grundlegend geändert. Wenn<br />

man allerdings in die Tiefe geht, trifft man auf sehr unterschiedliche<br />

und teilweise verwirrende Zustände. Zum<br />

einen sind die oberflächennahen Bodenschichten gesättigt<br />

von Wasser, und im Moment ist noch gar nicht abzusehen,<br />

wann die Felder wieder befahren werden können.<br />

In diesem Zustand ist es auch nicht möglich, wie<br />

sonst gebräuchlich, Jauche oder stickstoffhaltige Düngemittel<br />

auf die nassen Ackerflächen auszubringen und<br />

einzuarbeiten. Zum anderen ist der Boden in den tieferen<br />

Bodenschichten teilweise noch derart trocken, dass<br />

ein Durchsickern in Richtung Grundwasser nicht möglich<br />

ist. Aus den Messungen eines Grundwasserpegels<br />

in der Nähe des Naturums in Göhrde weiß ich, dass in<br />

der Tiefe noch nichts angekommen ist – abgesehen davon,<br />

dass es noch einiger nasser Perioden bedürfte, um<br />

die Grundwasserstände wieder auszugleichen. An dem<br />

Pegel in der Göhrde steht das Grundwasser mehr als 1 m<br />

tiefer als vor 10 <strong>Jahre</strong>n!<br />

Ganz anders stellt sich die Situation dar in den Niederungen<br />

der Elbe. Dort stehen viele Keller voller Wasser,<br />

weil das Grundwasser direkt gekoppelt ist an den Wasserstand<br />

der Elbe und der ist (Stand Ende Februar) seit<br />

vielen Wochen außergewöhnlich hoch.<br />

Frage: Im Kateminer Mühlenbach steht seit Monaten<br />

wieder gut Wasser. Kann man davon ausgehen, dass<br />

die Quelle auch im Sommer und Herbst noch sprudelt?<br />

Erich Bäuerle: Wenn ich nicht letztes Jahr erlebt hätte,<br />

wie nur wenige Wochen nach dem Hochwasser, das der<br />

Kateminer Mühlenbach nach dem Wegtauen der heftigen<br />

Schneefälle geführt hat, das Bachbett wieder – wie<br />

schon in den 5 <strong>Jahre</strong>n zuvor – ausgetrocknet war, würde<br />

ich größere Hoffnung haben. Aber der Kateminer Mühlenbach<br />

als grundwassergespeistes Gewässer war schon<br />

immer anfällig gegenüber lang anhaltenden Trockenheiten,<br />

umso mehr, wenn das „Reservoir“ allmählich<br />

austrocknet.<br />

Es ist erwähnenswert, dass der Ventschauer Bach auf die<br />

Dürre der letzten <strong>Jahre</strong> längst nicht so heftig reagiert<br />

hat wie der aus der Göhrde kommende Zweig des Kateminer<br />

Mühlenbachs.<br />

Frage: Im Gespräch mit <strong>Alt</strong>eingesessenen hört man<br />

immer wieder, dass es hier in ihrer Kindheit im Wald<br />

deutlich mehr Wasserstellen und kleine Quellen gab.<br />

In den alten Landkarten von Anfang des 18. Jahrhunderts<br />

zum Beispiel findet man sogar noch einen „Reeßelner<br />

Bach“ eingezeichnet, der durch Katemin floss<br />

und in den Mühlenbach mündete. Liegt der Rückgang<br />

des Oberflächenwassers nur an weniger Regen als früher?<br />

Oder verbrauchen wir so viel mehr Wasser als in<br />

früheren Zeiten?<br />

Erich Bäuerle: Leider sind diese Beobachtungen keine<br />

Einzelfälle! Aber es ist nicht zutreffend, dass es weniger<br />

regnen würde als früher. Offensichtlich gehen wir<br />

mit dem Regen nicht mehr so um wie früher, indem<br />

wir den (ich will ihn mal so nennen) „kleinen“ Wasserkreislauf,<br />

bei dem zumindest ein großer Teil des Regens<br />

den langen Weg durch den Boden ins Grundwasser und<br />

von dort über die Quellen in die Bäche genommen hat,<br />

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