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2024-04_RegioBusiness

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April <strong>2024</strong>IJahrgang23INr.256<br />

Blickpunkt 07<br />

Leuchtturm gewinnt an Strahlkraft<br />

Der InnovationPark ArtificialIntelligence(IPAI)nimmt immer mehr Gestalt an.Allein in denletztenWochensindweitere namhafte<br />

Firmen dem wegweisenden Projekt fürKünstlicheIntelligenz beigetreten. VONANTONIO DEMITRI<br />

Die Messlatte liegt wahrlich<br />

hoch: Der IPAI will seinen<br />

Beitrag für Baden-Württemberg<br />

leisten, „in der Weltliga<br />

der Künstlichen Intelligenz ganz<br />

vorne mitzuspielen“. Und Ministerpräsident<br />

Winfried Kretschmann<br />

spricht gar von einem„harten<br />

globalenWettbewerb“zum Silicon<br />

Valley oder dem chinesischen<br />

Shenzen. Der IPAI erhält<br />

nach eigenen Angaben Fördermittel<br />

von der Landesregierung<br />

in Höhevon mindestens47,5Millionen<br />

Euro. Die Dieter-Schwarz-<br />

Stiftung (Lidl, Kaufland) unterstützedarüber<br />

hinaus denAufbau<br />

mit 50 Millionen, so IPAI-Sprecher<br />

Jan Denia.<br />

ÖKOSYSTEM Der Park soll die<br />

gesamte Wertschöpfungskette abbilden<br />

–von der Qualifizierung<br />

von Fachkräften über Forschung<br />

und Entwicklung bis hin zur Anwendung<br />

und Kommerzialisierung.<br />

Start-ups, etablierte Unternehmen,<br />

Forscher und der öffentliche<br />

Sektor willder IPAI zu einem<br />

europaweit einmaligen Ökosystem<br />

zusammenbringen. Wichtig<br />

ist den Verantwortlichen dabei,<br />

dass es immer um ethisch verantwortungsbewusste<br />

KI geht, sprich:<br />

Technologie, die vertrauenswürdig<br />

und transparent ist.<br />

Soweit die Theorie. Doch wie<br />

gut ist das Projekt seit dem Startschuss<br />

2022 angelaufen? Und<br />

zieht es wirklich Unternehmen<br />

an, die hier inZukunft neue Produkte<br />

und Services entwickeln<br />

wollen? Der aktuelle Stand lässt<br />

sich sehen: Auf der Liste der mehr<br />

als30Partner und Mitglieder stehen<br />

inzwischen Unternehmen<br />

wie Würth, Audi, Porsche oder<br />

das Fraunhofer IAO. Inden letzten<br />

Monaten sind klangvolle Namen<br />

hinzugekommen. Im Gespräch<br />

mit dieser Zeitung berichten<br />

die jüngsten Neuzugänge, was<br />

sieamIPAI überzeugt undwelche<br />

Projekte sie in dem wachsenden<br />

Netzwerk erwarten.<br />

Die Hohenstein Laboratories aus<br />

Bönnigheim sind seit Februar Mitglied.<br />

Geschäftsführer Timo Hammer<br />

freut sich über das „Playground-Konzept“<br />

amIPAI: „Wie<br />

auf einem Spielplatz kann man<br />

verschiedene KI-Tools ausprobieren<br />

und herausfinden, welchezur<br />

Lösung anstehenderAufgaben am<br />

besten geeignet sind.“ Als Labor-<br />

Dienstleister und Zertifizierer ist<br />

das Unternehmen mit rund 1000<br />

Beschäftigten an Möglichkeiten<br />

zur KI-basierten Datenauswertung<br />

oder auch zur virtuellen Größenbestimmung<br />

von Bekleidunginteressiert.<br />

SPARRINGPARTNER Nur wenigeWochen<br />

vor Hohenstein wurde<br />

die Fischer-Gruppe Mitglied.<br />

KI-Hochburg: Noch leuchtet er virtuell auf demcomputergenerierten Bild. DochabMitte des Jahres soll das<br />

erste Gebäude desfuturistischen IPAI in Heilbronn eröffnet werden.<br />

Foto: IPAI<br />

Die Beschäftigten sind bereits<br />

regelmäßig vor Ort tätig, ein eigenes<br />

Büro ist fest eingeplant. „Wir<br />

wollen im IPAI die Forschung<br />

und Anwendung von KI, Robotik<br />

und Digitalisierung im Bauwesen<br />

voranbringen“, verrät Matthias<br />

Schneider, Geschäftsführer Digital<br />

Services und IT. ImBlick haben<br />

die Waldachtaler Tools, um<br />

sowohl Kundenerlebnisse zu optimieren<br />

als auch interne Arbeitsabläufe<br />

effizienter zu gestalten.<br />

Schneider: „Darüber hinaus wollen<br />

wir uns mit KIbesser gegen<br />

den Fachkräftemangel aufstellen<br />

und unsere Wettbewerbsfähigkeit<br />

erhalten.“ Ebenfalls seit<br />

Januar steht IDS Image Development<br />

Systems aus Obersulm auf<br />

der Mitgliederliste des IPAI. Die<br />

Experten für industrielle Bildverarbeitung<br />

bieten bereits seit einigen<br />

Jahren ein KI-basiertes System<br />

an, das von Unternehmengenutzt<br />

wird, um Produktionsfehler<br />

zu erkennen oder beispielsweise<br />

Roboter zu steuern. Innovationschefin<br />

Sigrid Roegner setzt<br />

auf die Zusammenarbeit mitSparringpartnern<br />

im IPAI, „weil KI in<br />

der Bildverarbeitung nicht mehr<br />

wegzudenken ist, etwabei der Gesichtserkennung“.<br />

INNOVATIONSKRAFT Darüber<br />

hinaus geht es dem Familienunternehmen<br />

mit rund 350 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern<br />

auch um die Automatisierung von<br />

Geschäftsprozessen bis hin zur<br />

Unterstützung von Managemententscheidungen<br />

mithilfe von KI-<br />

Analysetools. In die gleiche Richtung<br />

zielt EBM-Papst, seit Dezember<br />

IPAI-Mitglied. Neben KI zur<br />

Produktoptimierung und dem<br />

Aufbau des Wissensmanagements<br />

gehört die KI-gesteuerte Datenanalyse<br />

zum Fokus des Mulfinger<br />

Herstellers von Elektromotorenund<br />

Ventilatoren. „Sobald die<br />

Räumlichkeiten im IPAI fertiggestellt<br />

sind, ziehen wir mit fünf Mitarbeitenden<br />

ein“, so Unternehmenssprecher<br />

Hauke Hannig. Im<br />

gleichen Monat wie EBM-Papst<br />

wurde das IT-Systemhaus Bechtle<br />

Teil des Netzwerks –als IPAI-<br />

Partner. „Uns gefiel der Plan, unternehmerische<br />

Innovationskraft<br />

und wissenschaftliche Exzellenz<br />

in einem attraktiven räumlichen<br />

Areal in Heilbronn zusammenzuführen“,<br />

erinnert sich Technologievorstand<br />

Dirk Müller-Niessner.<br />

AUSTAUSCH Von der Partnerschaft<br />

versprechen sich die Neckarsulmer<br />

den praxisorientierten<br />

Austausch mit Expertinnen<br />

und Experten anderer Branchen.<br />

Als IT-Anbieter ist das Unternehmen<br />

beim Thema KI heute schon<br />

stark engagiert. So habe Bechtle<br />

mit der Mehrheitsbeteiligung<br />

am Rostocker Software-Entwickler<br />

Planet AI sein Angebot an KI-<br />

Anwendungen „maßgeblich erweitert.“<br />

Darüber hinaus wenden<br />

5000 Beschäftigte Copilot an,<br />

den KI-Assistenten von Microsoft.<br />

Noch arbeitet das IPAI-Netzwerk<br />

in angemieteten Räumen im Heilbronner<br />

Zukunftspark Wohlgelegen<br />

zusammen. Für Mitte dieses<br />

Jahres ist die Eröffnung eines ersten<br />

eigenen Gebäudes am Steinäcker<br />

geplant. In den nächsten<br />

Jahren soll auf dem Areal ein 23<br />

Hektar großer Campus entstehen,<br />

der den Partnern und Mitgliedern<br />

dann zurVerfügung steht.<br />

www.ip.ai<br />

Konsequentes Festhalten am Wirtschaftsstandort<br />

Unternehmenaus Heilbronn-Franken nehmen auch in KrisenzeitenvielGeldindie Hand, um weiterhin führendzusein.Sie investieren in neue<br />

Produktionshallen, in nachhaltige Geschäftsmodelle oder in innovative Zukunftsprojekte. VONADINA BAUER<br />

Krieg, Inflation und hohe<br />

Preise –dennochsindzahlreiche<br />

heimischeUnternehmen<br />

weiterhin bereit, imeigenen<br />

Land zu investieren. Sie wissen,<br />

dass von einem hohen Innovationsgrad<br />

auch die Zukunftsfähigkeit<br />

des Standorts Deutschland<br />

abhängt. Dabei handelt es sich<br />

nicht nur –wie vonKritikern häufig<br />

bemängelt –nur um Ersatzinvestitionen.<br />

Viele Firmen nehmen<br />

viel Geld in die Hand, um<br />

weiterhin ganz vorne mitzuspielen.<br />

Sie investieren in neue Standorte,<br />

Infrastruktur, innachhaltige<br />

Geschäftsmodelle oder in neue<br />

Produkte, wie einige ausgewählte<br />

Beispiele zeigen.<br />

ERWEITERUNGEN „Im Landkreis<br />

Schwäbisch Hall gibt es<br />

auch in der derzeitig angespannten<br />

Situation noch viele Unternehmen,<br />

die investieren und<br />

auch weitere Arbeitsplätze schaffen.<br />

Dank des guten Branchenmix<br />

sind wir nach wie vorgut aufgestellt“,<br />

freute sich dieser Tage<br />

auch David Schneider, Geschäftsführer<br />

der Wirtschaftsförderungsgesellschaft<br />

des Landkreises<br />

(WFG), beimSpatenstich für eine<br />

neue Halle der PSA Zuführtechnik<br />

GmbH in Wolpertshausen.<br />

Der Maschinenbauer ist ein gutes<br />

Beispiel für erfolgreiches Wachstum,<br />

das weitere Investitionen bedingt.<br />

Innerhalb von zwei Jahren<br />

hat sich der Entwickler und Produzent<br />

von Komponenten für die<br />

aseptische Abfüllung sogut entwickelt,dass<br />

dieFlächen fürProduktion<br />

und Büro nunverdoppelt<br />

werden. Für die neue Halle, die<br />

„Ein moderner<br />

Produktionsablauf<br />

ist die<br />

Grundlage für<br />

erfolgreiches<br />

Wirtschaften.“<br />

PSA –ebenso wie das bisherige<br />

Bestandsgebäude seit 2022 –von<br />

der Farmbau Fertigsystem GmbH<br />

aus Langenburg mietet, war Ende<br />

März Spatenstich.<br />

Ein starkes Zeichen fürden Main-<br />

Tauber-Kreis wiederum setzt die<br />

Erweiterung beim Familienunternehmen<br />

Karl Schnell in Creglingen.<br />

Die neue Produktionshalle<br />

soll ein Zentrum für die Blechbearbeitung<br />

beheimaten, indem<br />

Prozesse wie Laserschneiden,<br />

Runden, Sägen oder Abkanten<br />

mit modernen Anlagen integriert<br />

werden. Die Inbetriebnahme ist<br />

für das Frühjahr 2025 geplant.<br />

„Mit dem Neubau gehen wir den<br />

konsequenten Weg an unserem<br />

Standort in Creglingen weiter. Ein<br />

moderner, effizienter und logistisch<br />

sinnvoller Produktionsablauf<br />

ist die Grundlage für erfolgreiches<br />

Wirtschaften“, betont Betriebsleiter<br />

Philipp Schnell.<br />

INFRASTRUKTUR Damit die<br />

Transformation hin zu einem umweltfreundlichen<br />

und produktiven<br />

Wirtschaften gelingt, investiert<br />

auch Procter &Gamble in<br />

Crailsheim derzeit kräftig. ImJanuar<br />

2023 hat der Konsumgütergigant<br />

in der Horaffenstadt für 32<br />

Millionen Euro ein neues Hochregallager<br />

eröffnet. Doch damit waren<br />

die Baumaßnahmen nicht beendet.<br />

Aktuell arbeitet P&G unter<br />

anderemander Wiederinbetriebnahme<br />

des Eisenbahnanschlusses.<br />

Damit sollen die Emissionen<br />

beim Warentransport über mehr<br />

intermodalen Gütertransport reduziert<br />

werden.<br />

Auch bei der Spedition Rüdinger<br />

aus Krautheim sindindiesem<br />

Jahr Investitionen inNachhaltigkeit<br />

geplant –3,5 Millionen Euro<br />

Spatenstich: Die PSAZuführtechnik GmbHinWolpertshausen verdoppelt ihre Flächen fürdie Produktion.<br />

Die neue Halle soll zum Ende des Jahres fertigsein.<br />

Foto: AdinaBauer<br />

will der Krautheimer Transportexperte<br />

für den Weg indie CO 2<br />

-<br />

Neutralität ausgeben. Ein großer<br />

Anteil des Geldes entfällt auf den<br />

Kauf von Elektrofahrzeugen –vier<br />

Sattelzugmaschinen für eine Million<br />

Euro und zweiweitere Elektro-<br />

Lkw für 300 000 Euro stehen auf<br />

der Einkaufslist –aber auch in<br />

PV-Anlagen und Trafos wird kräftig<br />

investiert.<br />

INNOVATIONEN Neue Technologien<br />

imBlick hat die Ansmann<br />

AG. Mithilfe des Förderprogramms<br />

InvestBW arbeitet<br />

der Hersteller elektronischer Geräte<br />

aus Assamstadt an einem zukunftsweisenden<br />

Projekt. Über<br />

405 000 Euro beträgt die bewilligte<br />

Förderung für das Forschungsprojekt,<br />

das gemeinsam<br />

mit der Hochschule Heilbronn<br />

realisiert wird. Die Zielsetzung:<br />

Eine bestehende Montageanlage<br />

für Lithium-Ionen-Akkupacks des<br />

Unternehmens soll dank Künstlicher<br />

Intelligenz für die Produktion<br />

in kleinen Stückzahlen einsatzfähig<br />

gemacht werden.<br />

Zentrale Punkte hierfür sind die<br />

Entwicklung eines neuartigen<br />

Montagealgorithmus mit künstlicher<br />

Intelligenz und eines Greifsystems<br />

für die Montage vonLithium-Ionen-Zellen.<br />

Für die Montage<br />

der Zellen soll ein neuronales<br />

Netz an einem digitalen Zwilling<br />

trainiert werden. Nach dem virtuellen<br />

Training müsste dieser Algorithmus<br />

auf die Realität übertragen<br />

werden. Als zentrales Ziel gibt<br />

das Unternehmen an, die Steigerung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit<br />

am StandortAssamstadt an.

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