2024-04_RegioBusiness
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08 Firmen &Märkte<br />
April <strong>2024</strong> IJahrgang23INr. 256<br />
Auch Bierbraucht einen „Purpose“<br />
Der Biermarktsteht seit Jahren unter Druck. DieHaller Löwenbrauerei trotzt demTrend und schaut im 300. Jahr ihres Bestehens weiter<br />
positivnach vorne.Eine besondere Rolle dürftendabei dieWertauffassungen des Familienbetriebes spielen. VONANTONIO DEMITRI<br />
Schon seit einiger Zeit zieht<br />
in Marketingkreisen der<br />
Hype-Begriff „Purpose“ immer<br />
größere Kreise. Zu einer<br />
modernen und attraktiven Marke,<br />
heißt es aus Expertenmund,<br />
gehört, dass sie klare Werte<br />
authentisch nach innen und nach<br />
außen lebt. Wer sich mit Marketing<br />
in der Wirtschaft beschäftigt,<br />
merkt aber schnell: Gerade,<br />
wenn es um die Glaubwürdigkeit<br />
sogenannter gelebter Werte geht,<br />
werden in vielen Unternehmen<br />
Sprechblasen produziert. Aber<br />
wie löst man das Problem? Ignorieren<br />
lässt es sich nicht: Denn<br />
vor allem jüngere Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer sowie<br />
zunehmend auch Kunden erwarten<br />
von Firmen ein Wertesystem,<br />
in demsie sich wiederfinden.<br />
Seitdem Beginn vor 300<br />
Jahren im Familienbesitz<br />
Warum nicht einmal den Blick<br />
hinter die Kulissen eines alteingessenen<br />
Traditionsbetriebes<br />
werfen? Der sichtrotz angespannter<br />
Wirtschaftslage treuer Kunden<br />
erfreut, die seine Produkte auch<br />
über dem Marktpreis kaufen. Und<br />
der zu seinen Beschäftigten Menschen<br />
zählen kann, die seit 40<br />
oder 50 Jahren dort arbeiten –<br />
zum Teil schon in zweiter Gene-<br />
Fakten rund um die LöwenbrauereiHall<br />
Zufriedene Gesichter: Die beiden Geschäftsführer Hans Firnkorn (li.) und Peter Theilacker schenken sich<br />
zwei Gläser mit „analogem Gegenpol“ ein.<br />
Foto:Ufuk Arslan<br />
ration. Im Gespräch mit dieser<br />
Zeitung nahm die Haller Löwenbrauerei<br />
ihr 300. Jubiläum zum<br />
Anlass, nicht nur über Betriebswirtschaftliches<br />
zu reden, sondern<br />
eben auch über:Werte.<br />
Bis heute ist die Brauerei in<br />
Familienbesitz. Fünf Stammliniender<br />
Gründerfamilie um Johann<br />
Deutelin stellen insgesamt 25Gesellschafter<br />
und somit Inhaber<br />
des Betriebs an der Ritterstraße.<br />
Zwei davon sind die Geschäftsführer:<br />
Hans Firnkorn, achter<br />
Geschäftsführer in vierter Generation,<br />
und Peter Theilacker, neunter<br />
Geschäftsführer in fünfter Generation.<br />
25Gesellschafter –das<br />
ist eine ganze Menge und könnte<br />
Fluch und Segen zugleich sein.<br />
„Richtig“, erklärt Theilacker,<br />
„aber wir halten das Ganze erfolgreich<br />
zusammen“. Die gemeinsame<br />
Begeisterung für die<br />
lange Historie des Familienerbes<br />
sei das eine, das jährliche Familienwochenende<br />
zum gegenseitigen<br />
Austausch das andere. Aber<br />
vor allem: Im Jahr 2010 führte<br />
die Familie eine Unternehmens-<br />
Charta ein, inder definiert ist,<br />
wie die Brauerei sich zu wichtigen<br />
Themen positioniert.<br />
Es geht also um Werte –Purpose.<br />
Allerdings Werte mit konkreten<br />
Gegründet: 1724<br />
Beschäftigte: ca.70<br />
Gesamtumsatz 2023: 13,7 Mio. (+7,9 %)<br />
Bierverbrauch pro Kopf und Jahr:ca. 90 Liter<br />
Bierproduktion proJahr: 70.000 Hektoliter<br />
Produktion Wässerund Säfte proJahr: 100 000 Hektoliter<br />
Tochtergesellschaften: Wildbadquelle, GetränkeGronbach<br />
Handlungsempfehlungen und<br />
nicht auf schönen Wandpostern<br />
im Haus. Beispiel: „Wir haben<br />
uns demBewusstseinverpflichtet,<br />
dass wir Alkohol herstellen“, betont<br />
Firnkorn. „Das bedeutet für<br />
uns immer wieder zu überlegen,<br />
wie wir Verantwortung und Vertrauenswürdigkeit<br />
mit unserem<br />
Handeln zeigen.“ Der Löwenbräu<br />
orientiert daran sein Engagement<br />
für die Regionund unterstützt mit<br />
rund 20 Prozentdes Gewinns Feste<br />
und Vereine –etwa die Unicorns.<br />
Peter Theilacker nennt ein<br />
weiteres Beispiel: „Wie schützen<br />
wir die Firma –nicht nur wirtschaftlich,<br />
sondern auch die Beschäftigten?“<br />
Die langen Betriebszugehörigkeiten<br />
seien ein Beweis<br />
für den guten Ruf der Arbeitgebermarke.<br />
Die gute Resonanz auf<br />
Stellenanzeigen, trotz Fachkräftemangels,ein<br />
anderer.<br />
DieErfolgsrezepte eines<br />
regionalen Players<br />
Aber wie begegnet man den aktuellen<br />
Herausforderungen am<br />
Markt: den Energiekosten, dem<br />
rückläufigen Bierkonsum, der<br />
Mehrwertsteuer-Erhöhung in der<br />
Gastronomie, dem Wettbewerbsdruck<br />
durch Brau-Giganten wie<br />
die belgische Anheuser-Busch<br />
(Beck’s, Münchner Löwenbräu),<br />
oder der deutsche Marktführer<br />
Radeberger? „Qualität, Diversifizierung<br />
und Nischenstrategie“,<br />
antwortet Hans Firnkorn und verweist<br />
auf den gestiegenen Umsatz<br />
im letzten Jahr.<br />
Die Regionalität sei eine klare<br />
Stärke: Das Vertriebsgebiet umfasse<br />
einen Radius von 50Kilometer<br />
rings um Hall, die Mineralwasserquellen<br />
befinden sich<br />
auf Stadtgebiet, und der Hopfen<br />
stammt ausschließlich aus<br />
Spalt und der Hallertau. Neben<br />
der Tochter Wildballquelle und<br />
dem eigenen Logistik-Dienstleister<br />
Getränke Gronbach wurde<br />
das Kernsegment auf 16 Biersorten<br />
erweitert. Hans Firnkorn<br />
betont: „Wir gehen mit der Zeit<br />
und dem sich verändernden Geschmack.“<br />
Hinzu kommt, dass<br />
sich der Löwenbrau dem „Slow<br />
Brewing“ verpflichtet hat, Gütesiegel<br />
für besonders schonendes<br />
Brauen und klare Abgrenzung zu<br />
den marktmächtigen Industriebieren.<br />
Und dann gibt es vielleicht<br />
noch ein „Geheimrezept“, verrät<br />
Peter Theilacker: „Bier ist Geselligkeit<br />
und hält die Menschen zusammen<br />
–esist der analoge Gegenpol<br />
zur hektischen digitalen<br />
Welt.“<br />
www.haller-loewenbraeu.de<br />
SolidesErgebnisinherausforderndemUmfeld<br />
Das weltweit agierende Würth IndustrialNetwork schließt das Geschäftsjahr 2023 mit 2,3Milliarden Euro Umsatz ab –davon entfallen rund<br />
816 Millionen Euro aufWürth Industrie Service Deutschland mit Sitz in BadMergentheim.<br />
Die Würth-Gruppe, Weltmarktführer<br />
in der Entwicklung,<br />
Herstellung<br />
und dem Vertrieb von Montage-<br />
und Befestigungsmaterial, erwirtschaftete<br />
gemäß vorläufigem<br />
Jahresabschluss 2023 zum ersten<br />
Mal in der Firmengeschichte<br />
einen Umsatz von 20,4 Milliarden<br />
Euro und stellt damit einen<br />
Rekord auf. Auch das Würth Industrial<br />
NetWORK, (WINWORK),<br />
wächst weiter und verzeichnete<br />
im Geschäftsjahr 2023 einen<br />
Umsatz von 2,324 Milliarden<br />
Euro. Die Würth Industrie Service<br />
GmbH &Co. KG in Deutschland<br />
schließt das Jahr 2023 mit einem<br />
Umsatz von über 816 Millionen<br />
Euro. In Summe blickt das Unternehmen<br />
trotz des weltweit angespannten<br />
wirtschaftlichen und politischen<br />
Umfelds auf ein solides<br />
Geschäftsjahr zurück.<br />
Viele Herausforderungen<br />
am Markt<br />
Das vergangene Jahr brachte in<br />
vielerlei Hinsicht erschwerteRahmenbedingungen<br />
mit sich. Allem<br />
voran der Ukraine-Krieg mit seinen<br />
geopolitischen Unsicherheiten,<br />
die zunehmende Inflation sowie<br />
die sich zuspitzende Energiekrise,<br />
die abschwächende Konjunktur,bis<br />
hin zu einerweiterhin<br />
dynamischen Situation auf dem<br />
weltweiten Beschaffungsmarkt.<br />
Zwar haben sich die Verfügbarkeiten<br />
inklusive der Transportsituation<br />
sowie Lieferzeiten weitgehend<br />
erholt, dennoch bewegen<br />
sichdie Preise nach wie vordeutlich<br />
über dem Niveau der Vorjahre.<br />
Weiterhin beanspruchen umfangreiche<br />
Regularien aus der<br />
EU sowie der nationalen Gesetzgebung<br />
–soetwa das CO -Grenzausgleichssystem<br />
oder das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />
–die Unternehmen erheblich.<br />
„Vor diesem Hintergrund sind<br />
wir mit der Entwicklung im Jahr<br />
2023 zufrieden“, betont Martin<br />
Jauss, Sprecher der Geschäftsführung<br />
der WürthIndustrie Service.<br />
In dieser Marktsituationbleibtdie<br />
Liefersicherheit für alle globalen<br />
Kunden das maßgebliche Fokusthema.<br />
Als Unternehmen der<br />
Würth-Gruppe und Teil des WIN-<br />
WORK verfügt der C-Teile-Partner<br />
über ein starkes Industrie-Netzwerk<br />
mit langfristig orientierten<br />
Lieferantenpartnerschaften, die<br />
in Verbindung mit der Mehrlieferantenstrategie<br />
inden weltweiten<br />
Beschaffungsmärkten einen<br />
wichtigen Sicherheitsfaktor darstellen.<br />
Durch proaktives Agieren,<br />
die Kommunikation mit den Kunden,<br />
ein umfangreiches Lieferanten-Monitoring,<br />
das Zurückgreifen<br />
auf Alternativen und eine angemessene<br />
Artikelbevorratung,<br />
konnte die Versorgung der Kunden<br />
insbesondere durch das Engagement<br />
aller über 1800 Mitarbeitenden<br />
inDeutschland, sowie<br />
weltweit über 6800 Beschäftigten,<br />
umfangreich sichergestellt<br />
werden.<br />
Vorsprung beim C-Teile<br />
Management<br />
Auch 2023 hat gezeigt, dass Prozessoptimierung<br />
sowie Effizienzsteigerung<br />
entlang eines ganz-<br />
Herzstück: Der Würth-Industrie-Service-Standort auf dem Bad<br />
MergentheimerDrillberg.<br />
Foto: Würth Industrie Service<br />
heitlichen C-Teile-Managements<br />
deutlich an Relevanz gewinnen.<br />
Mitautomatisierten,digitalen und<br />
kontaktlosen Technologien werden<br />
unerwartete Bedarfsrückgänge<br />
oder-spitzen schnell undfrühzeitig<br />
erkannt und ermöglichen<br />
somit ein flexibles Agieren bei<br />
sich ändernden Gegebenheiten –<br />
und dies über alle Anwendungsbereiche<br />
der Kunden hinweg, sowohl<br />
in der direkten Produktionsversorgung<br />
wie mit Schrauben,<br />
Scheiben und Muttern als<br />
auch im indirekten Material wie<br />
Arbeitsschutz, Chemie oder Werkzeuge.<br />
„Dabei bieten wir unseren<br />
Kunden passgenaue Beschaffungs-<br />
und Logistikkonzepte, die<br />
sie für ein optimales C-Teile-Management<br />
in ihrem Markt in ihrer<br />
Branche und injedem Produktionsbereich<br />
benötigen“, so<br />
Jauss. Für seine besonderen Innovationserfolgewurdeder<br />
C-Teile-Partner<br />
mit den Awards „Innovativste<br />
Unternehmen Deutschlands<br />
2023“, „Digital-Champions<br />
2023“, „Händler des Jahres<br />
2023“ sowie mit dem „Siemens<br />
Healthineers Supplier Award<br />
2023“ ausgezeichnet.<br />
Investitionen in denStandort<br />
Bad Mergentheim<br />
Das Herzstück der Würth Industrie<br />
Service, auch bekannt als eines<br />
der modernsten Logistikzentren<br />
für Industriebelieferung<br />
in Europa, bildet am Standort<br />
Bad Mergentheim die Grundlage<br />
für die Versorgung aller europäischen<br />
Kunden. Für eine maximale<br />
Versorgungssicherheit und<br />
höchste Produkt-, Service- sowie<br />
Systemqualität investierte das<br />
Unternehmen bis heute über 463<br />
Millionen Euro. Mit der Erweiterung<br />
des Logistikzentrums bei der<br />
Würth Industrie Service um ein<br />
neues, automatisiertes Hochregallager<br />
konnten weitere 59 000<br />
Lagerplätze auf einer Fläche von<br />
über 4000 Quadratmetern geschaffen<br />
werden. DasInvestitionsvolumen<br />
belief sichinSumme auf<br />
über 30 Millionen Euro. Nachdem<br />
im vergangenen Herbst die Regalbediengeräte<br />
erfolgreich eingebracht<br />
wurden, steht der Inbetriebnahme<br />
für kommenden April<br />
nichts mehr im Weg. Neben dem<br />
konsequenten Ausbau der Lagerkapazität<br />
wurden die bestehenden<br />
Anlagen um innovative Technologien<br />
ergänzt. Durch den Einsatz<br />
vonKameraprüfsystemen, autonom<br />
fahrenden Behältershuttles<br />
sowie selbstlernenden Robotern<br />
in der Kommissionierung und Palettierung,<br />
steigert der C-Teile-<br />
Partner seinen Automatisierungsund<br />
Digitalisierungsgrad innerhalb<br />
der Logistik kontinuierlich<br />
–und das mit dem Ziel einer optimierten<br />
Arbeitsplatzergonomie<br />
sowie einer maximalen Versorgungssicherheit.<br />
Für sein nachhaltiges<br />
Handeln –unter anderem<br />
bekam die Südfassade des neuen<br />
Hochregallagers eine zusätzliche<br />
Photovoltaikanlage –wurde der<br />
C-Teile-Partner mit dem Award<br />
„Exzellente Nachhaltigkeit 2023“<br />
ausgezeichnet.<br />
pm<br />
www.wuerth-industrie.com