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Das Volk und die Sprache der Zaza - Zazaki.de

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landläufigen ,ethnischen’ Sinn wenigstens normalerweise <strong>die</strong> vage Vorstellung, daß <strong>de</strong>m als<br />

,gemeinsam’ Empf<strong>und</strong>enem eine Abstammungsgemeinschaft zugr<strong>und</strong>e liegen müsse“<br />

(Weber 1980: 242).<br />

Die <strong>Zaza</strong> wur<strong>de</strong>n von <strong><strong>de</strong>r</strong> türkischen Regierung offiziell für Türken erklärt, um sie in <strong>de</strong>n<br />

türkischen Staat zu integrieren. <strong>Das</strong> gleiche Prinzip kopierten <strong>die</strong> Kur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Türken.<br />

Sie behaupteten, dass <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kur<strong>de</strong>n eine gemeinsame genetische Herkunft hätten,<br />

<strong>und</strong> somit wur<strong>de</strong>n von ihnen <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> zu Kur<strong>de</strong>n erklärt.<br />

Weber (1998: 241) bestätigt uns darin, dass es durchaus öfter vorkam, dass Menschen mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Erklärung eines gemeinsamen Ursprungs beabsichtigen eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Gruppe aus politischen<br />

Motiven in ihre eigene zu integrieren: „Die Entstehung eines spezifischen,<br />

blutsverwandschaftsartig reagieren<strong>de</strong>n Gemeinschaftsgefühls für rein künstlich abgegrenzte<br />

politische Gebil<strong>de</strong> ist noch heute nichts Seltenes.“ Dies trifft nun für Türken <strong>und</strong> Kur<strong>de</strong>n<br />

gleichermaßen zu:<br />

„Der kurdische Nationalismus, <strong><strong>de</strong>r</strong> am Anfang <strong>die</strong>ses Jahrh<strong>und</strong>erts als Reaktion auf <strong>de</strong>n türkischen<br />

entstand, kopierte <strong>de</strong>ssen Begriff von <strong><strong>de</strong>r</strong> Nation, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> selben <strong>Sprache</strong> <strong>und</strong> <strong>de</strong>s<br />

selben Ursprungs sein müssen. Für bei<strong>de</strong> I<strong>de</strong>ologien ist eine multiethnische <strong>und</strong> -sprachliche<br />

Nation somit per <strong>de</strong>finitionem <strong>und</strong>enkbar.“ 18 (Kehl-Bodrogi 1998: 116)<br />

Während Türken <strong>und</strong> Kur<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n <strong>Zaza</strong> eine eigene I<strong>de</strong>ntität nicht zugestan<strong>de</strong>n, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />

versuchten sie in ihre jeweils eigene einzuverleiben, wer<strong>de</strong>n von <strong><strong>de</strong>r</strong> Mehrheit <strong>de</strong>s<br />

europäischen Auslands <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> <strong>de</strong>n Kur<strong>de</strong>n zugerechnet. „Bis in <strong>die</strong> 80er Jahre <strong>de</strong>s<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts wur<strong>de</strong>, im allgemeinen Nicht-Wissen um das <strong>Zaza</strong>ki <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong>, <strong>die</strong><br />

Zugehörigkeit aller <strong>Zaza</strong> zu <strong>de</strong>n Kur<strong>de</strong>n für selbstverständlich gehalten“ (Paul 1998: xiii).<br />

Ob <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> zu <strong>de</strong>n Kur<strong>de</strong>n gehören, hängt davon ab, wie man <strong>de</strong>n Begriff Kur<strong>de</strong> <strong>de</strong>finiert.<br />

Definiert man sie anhand ihrer <strong>Sprache</strong>, so gelten <strong>Zaza</strong> nur als Kur<strong>de</strong>n, wenn <strong>die</strong> <strong>Sprache</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Zaza</strong> als Dialekt <strong>de</strong>s Kurdischen (kurmanci) gesehen wird. Definiert man jedoch <strong>die</strong> Kur<strong>de</strong>n<br />

anhand ihres Status in <strong><strong>de</strong>r</strong> Türkei, so ist festzustellen, dass von Seiten <strong><strong>de</strong>r</strong> türkischen<br />

Regierung <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> genauso wie <strong>die</strong> Kur<strong>de</strong>n behan<strong>de</strong>lt wur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> immer noch wer<strong>de</strong>n.<br />

Liest man Bücher o<strong><strong>de</strong>r</strong> Artikel über <strong>die</strong> Politik <strong><strong>de</strong>r</strong> türkischen Regierung im Umgang mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

kurdischen Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit, ist davon ausgehen, dass <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> genauso betroffen waren. So ist<br />

zum Beispiel auch im Buch von Seufert <strong>und</strong> Kubaseck (2004: 158) über <strong>die</strong> Politik,<br />

Geschichte <strong>und</strong> Kultur <strong><strong>de</strong>r</strong> Türkei von „zazasprachigen Kur<strong>de</strong>n“ <strong>die</strong> Re<strong>de</strong>. 19<br />

18 [Hervorhebung vom Verf., K.K.].<br />

19 Wenn im Folgen<strong>de</strong>n in meiner Arbeit von <strong><strong>de</strong>r</strong> Politik <strong><strong>de</strong>r</strong> türkischen Regierung gegenüber Kur<strong>de</strong>n gere<strong>de</strong>t<br />

wird, so sind <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> eingeschlossen. Der Einfachheit halber wird es nicht je<strong>de</strong>s Mal neu aufgeführt wer<strong>de</strong>n.<br />

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