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Das Volk und die Sprache der Zaza - Zazaki.de

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<strong>die</strong>se Namen nicht nationaler Kultur <strong>und</strong> Gebräuchen wi<strong><strong>de</strong>r</strong>sprechen. Aber seit <strong>die</strong> Phase <strong><strong>de</strong>r</strong> Anpassung im Jahre 2001 begonnen hat, kam<br />

es zu einer gegensätzlichen Entwicklung. Die Eltern wur<strong>de</strong>n vors Gericht gebracht, um <strong>die</strong> Namen ihrer Kin<strong><strong>de</strong>r</strong> zu än<strong><strong>de</strong>r</strong>n. Es gibt ein paar<br />

wenige Verfahren, da <strong>die</strong>se Praxis <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesetzeslage wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht, aber unsere Bürger wollen sich an <strong>die</strong>sem Punkt nicht mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Staatshoheit<br />

anlegen.<br />

GIBT ES KREISE; DIE SICH GEGEN DIE NEUEN GESETRZE WENDEN?<br />

Insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e unter <strong>de</strong>n Bürokraten im Innen- <strong>und</strong> Justizministerium gibt es einen Kern, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich gegen <strong>die</strong> Erweiterung von Freiheiten<br />

wen<strong>de</strong>t. Sie hebeln <strong>die</strong> Gesetze mit Erlässen <strong>und</strong> Verfügungen aus. Dafür gibt es eine Reihe von Beispielen. Seit vier Jahren wird versucht,<br />

Maßnahmen zur Verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>ung von Folter zu ergreifen. Im 6. Anpassungsgesetz wur<strong>de</strong> Folter als Delikt bestimmt, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Strafe nicht zur<br />

Bewährung ausgesetzt wer<strong>de</strong>n kann. Anwälte dürfen vom Zeitpunkt <strong><strong>de</strong>r</strong> Festnahme mit <strong>de</strong>n Verdächtigen re<strong>de</strong>n. Aber in <strong><strong>de</strong>r</strong> Praxis sieht<br />

das an<strong><strong>de</strong>r</strong>s aus. So kommen Verwandte zu uns <strong>und</strong> wir gehen zur Polizeiwache, um mit <strong>de</strong>m Festgenommenen zu re<strong>de</strong>n. Die Polizei sagt<br />

uns dann, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Verdächtige keinen Anwalt will. <strong>Das</strong> hören wir nicht von ihm, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur von <strong>de</strong>n Beamten. Ein Skandal <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>en Art hat sich gera<strong>de</strong> erst in <strong>de</strong>n letzten Tagen ereignet. Vor zwei Jahren hatten wir Anzeige gegen 16 Soldaten erstattet, <strong>die</strong> an<br />

<strong>die</strong> 30 Dorfbewohner im Kreis Beytüssebap gefoltert hatten. Was aber tat <strong><strong>de</strong>r</strong> Staatsanwalt? Er machte <strong>die</strong> Soldaten zu Personal, das <strong>de</strong>m<br />

Gesetz für Richter <strong>und</strong> Staatsanwälte unterliegt <strong>und</strong> fragte beim Justizministerium nach, ob <strong>die</strong> Personen vor Gericht gebracht wer<strong>de</strong>n<br />

könnten. Und aus <strong>de</strong>m Ministerium, wo es heißt „keine Toleranz für Folter“, kam <strong>die</strong> Antwort, dass eine Erlaubnis zur Anklage <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Soldaten nicht erteilt wird.<br />

GIBT ES NOCH ANDERE BEISPIELE?<br />

Aber sicher. Mit <strong>de</strong>m Anpassungspaket aus <strong>de</strong>m August letzten Jahres wur<strong>de</strong> <strong>die</strong> Möglichkeit geschaffen, Kurse für <strong>die</strong> Erlernung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

kurdischen <strong>Sprache</strong> zu eröffnen. Dann aber hat das Erziehungsministerium einen Erlass veröffentlicht, <strong><strong>de</strong>r</strong> es praktisch unmöglich macht,<br />

einen solchen Kurs zu eröffnen. Hierbei wur<strong>de</strong> u.a. auf das Gesetz für Privatlehranstalten verwiesen. Demnach müssen <strong>die</strong> Lehrer an <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Pädagogischen Hochschule ausgebil<strong>de</strong>t sein. Es gibt aber kein Hochschulfach für Kurdisch <strong>und</strong> daher keine Lehrer. Für Publikationen in<br />

Fremdsprachen heißt es, dass <strong><strong>de</strong>r</strong> Chefredakteur <strong>die</strong> <strong>Sprache</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Publikation beherrschen muss. Vor einem Monat kamen <strong>de</strong>swegen<br />

Polizisten zur Zeitschrift „Leben am Euphrat“, <strong>die</strong> in Gaziantep herausgegeben wird. Sie haben <strong>de</strong>n Chefredakteur einer Prüfung in<br />

Kurdisch unterzogen. Er musste einen kurdischen Artikel vorlesen <strong>und</strong> übersetzen. Danach hieß es, dass er nur zu 70% Kurdisch kann <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Zeitschrift wur<strong>de</strong> aufgefor<strong><strong>de</strong>r</strong>t, für Abhilfe zu sorgen.<br />

WAS STECKT HINTER ALL DIESEN DINGEN?<br />

<strong>Das</strong> Problem ist <strong>die</strong> Anerkennung <strong><strong>de</strong>r</strong> kurdischen I<strong>de</strong>ntität, <strong>die</strong> bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Vergabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Namen z.B. im Vor<strong><strong>de</strong>r</strong>gr<strong>und</strong> steht. Wer sich dort<br />

einmischt, wen<strong>de</strong>t sich direkt gegen <strong>die</strong> kurdische I<strong>de</strong>ntität. Die Politiker sagen seit 15 Jahren, dass <strong>die</strong> kurdische Realität anerkannt wer<strong>de</strong>n<br />

muss, aber <strong>die</strong>se Realität en<strong>de</strong>t beim Gefreiten in Beytüssebap o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>m Beamten auf <strong>de</strong>m Mel<strong>de</strong>amt in Istanbul. Die verhalten sich so, wie<br />

es <strong>die</strong> Spitze <strong><strong>de</strong>r</strong> Bürokratie vorgibt. Dort hat sich an <strong><strong>de</strong>r</strong> Einstellung nichts geän<strong><strong>de</strong>r</strong>t. Demokratische Gesetze können in einem Tag das<br />

Parlament passieren, aber Erlässe, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Vorschriften umsetzen, gibt es nicht.<br />

WENN GERICHTE NICHT WEITERHELFEN; WAS KANN GETAN WERDEN?<br />

Die EU sieht schon, dass es nicht ausreicht, Gesetze zu erlassen <strong>und</strong> fragt nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Umsetzung. Wir haben dort ein Projekt vorgelegt unter<br />

<strong>de</strong>m Titel „Gerechtigkeit für Alle“ <strong>und</strong> es wur<strong>de</strong>n 464.000 Euro bewilligt. Ab September wer<strong>de</strong>n wir damit Personen, <strong>die</strong> von politischen<br />

Mor<strong>de</strong>n, Minen, Vertreibung <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong>gleichen betroffen sind o<strong><strong>de</strong>r</strong> Probleme bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Namensgebung hatten, kostenlosen Rechtsbeistand<br />

gewähren. Die BürgerInnen sollen ermutigt wer<strong>de</strong>n, ihr Recht einzufor<strong><strong>de</strong>r</strong>n.<br />

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