Das Volk und die Sprache der Zaza - Zazaki.de
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Weber (1980: 242) verwirft <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>s Ethnischen: „Denn er ist ein für je<strong>de</strong> wirklich<br />
exakte Untersuchung ganz unbrauchbarer Sammelname.“<br />
Nicht nur <strong><strong>de</strong>r</strong> Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> Ethnie ist unklar <strong>de</strong>finiert, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n es ist auch so, dass „<strong>die</strong> mit <strong>de</strong>m<br />
Sammelnamen ,national’ bezeichneten Gemeinsamkeitsgefühle nichts Ein<strong>de</strong>utiges sind,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n aus verschie<strong>de</strong>nen Quellen gespeist wer<strong>de</strong>n können: […] gemeinsame politische<br />
Erinnerungen, Konfession <strong>und</strong> endlich Sprachgemeinschaft können als Quellen wirken“<br />
(Weber 1980: 244). Je mehr Gemeinschaftsgefühle aus mehr als einer Quelle gespeist<br />
wer<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>sto mehr intensiviert sich <strong><strong>de</strong>r</strong> sich daraus resultieren<strong>de</strong> Gedanke eine gemeinsame<br />
Nation zu bil<strong>de</strong>n.<br />
Geht es um gemeinsame politische Erinnerungen, teilen <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> wohl mit <strong>de</strong>n Kur<strong>de</strong>n <strong>die</strong><br />
gemeinsame Unterdrückung von <strong>de</strong>n Türken. Hier <strong>de</strong>cken sich <strong>die</strong> zazaki- sprechen<strong>de</strong> <strong>und</strong><br />
<strong>die</strong> kurmanci-sprechen<strong>de</strong> Bevölkerung. Was <strong>die</strong> Konfession <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>Sprache</strong> betrifft, so gibt<br />
es hier Überschneidungen <strong>und</strong> keine klaren Abgrenzungen.<br />
Historisch gesehen überwiegt <strong>die</strong> sprachübergreifen<strong>de</strong> konfessionelle I<strong>de</strong>ntität, wie bereits<br />
am En<strong>de</strong> von Kapitel 4.2 erläutert wur<strong>de</strong>. Da es in <strong>de</strong>n letzten Jahrh<strong>und</strong>erten nur sehr<br />
begrenzt zu Vermischungen zwischen Angehörigen sunnitischer <strong>und</strong> alevitischer Konfession<br />
kam, entstan<strong>de</strong>n keine gemeinsamen Traditionen <strong>und</strong> es konnte sich kein Gefühl <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Zusammengehörigkeit entwickeln (Kehl-Bodrogi 1998: 124).<br />
Die <strong>Sprache</strong> als einzige gemeinsame Basis für eine Nation reicht noch nicht aus: „Aber auch<br />
für das sog. „Nationalgefühl – wir lassen es vorerst <strong>und</strong>efiniert – genügt Sprachgemeinschaft<br />
nicht“ (Weber 1980: 242).<br />
Tatsache ist, dass geteilte Religion <strong>und</strong> gemeinsame <strong>Sprache</strong> wichtig für Menschen sind, <strong>die</strong><br />
sich als eine eigene Ethnie begreifen: „Es ist klar, daß <strong>die</strong> Sprachgemeinschaft <strong>und</strong> nächst ihr<br />
<strong>die</strong>, durch ähnliche religiöse Vorstellungen bedingte, Gleichartigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> rituellen<br />
Lebensreglementierung außeror<strong>de</strong>ntlich starke, überall wirken<strong>de</strong> Elemente von ,ethnischen’<br />
Verwandtschaftsgefühlen bil<strong>de</strong>n“ (a.a.O.: 238).<br />
Die I<strong>de</strong>e, dass alle <strong>Zaza</strong> sich konfessionsübergreifend zusammengehörig fühlen sollen, ist<br />
neu <strong>und</strong> wird noch nicht von allen geteilt: „Nach wie vor fühlen sich aber viele sunnitische<br />
[…] <strong>Zaza</strong> kulturell wie politisch <strong><strong>de</strong>r</strong> ,kurdischen Sache’ verb<strong>und</strong>en <strong>und</strong> erheben kein<br />
Anspruch darauf, ein eigenes <strong>Volk</strong> o<strong><strong>de</strong>r</strong> gar Nation zu sein“ (Paul 1998: xiii).<br />
Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s im Exil gibt es Bestrebungen eine <strong>Zaza</strong>-Nation auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Basis <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Sprachgemeinschaft zu bil<strong>de</strong>n: „Heute gilt vor allem ,Sprachgemeinschaft’, im Zeitalter <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Sprachkämpfe, als ihre [bezogen auf Nation, D.B.] normale Basis“ (Weber 1980: 242).<br />
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