Das Volk und die Sprache der Zaza - Zazaki.de
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„Die Folgen <strong><strong>de</strong>r</strong> Türkisierungspolitik sind so verheerend, dass unter <strong><strong>de</strong>r</strong> alewitischen <strong>Zaza</strong>-<br />
Bevölkerung <strong>die</strong> jüngere Generation kaum noch <strong>die</strong> <strong>Sprache</strong> beherrscht, gar spricht o<strong><strong>de</strong>r</strong> sie ihren<br />
Kin<strong><strong>de</strong>r</strong>n beibringt. Auch unter <strong>de</strong>n sunnitischen <strong>Zaza</strong> macht sich <strong>die</strong> Assimilierung bemerkbar.“ 30<br />
Der langsame Verlust <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen Muttersprache wur<strong>de</strong> von einigen <strong>Zaza</strong> bemerkt <strong>und</strong> sie<br />
reagierten darauf mit höherer Loyalität zu ihrer <strong>Sprache</strong>, in<strong>de</strong>m sie anfingen es bewusst zu<br />
verwen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> auch Zeit opferten, um <strong>die</strong> <strong>Sprache</strong> selber besser zu beherrschen. „manche<br />
[…] aber hatten <strong>Zaza</strong>ki zwischenzeitlich teilweise verlernt <strong>und</strong> erst als Erwachsene, im Zuge<br />
einer ,Wie<strong><strong>de</strong>r</strong>ent<strong>de</strong>ckung ihrer kulturellen Wurzeln’, von neuem erlernt“ (Paul 1998: xii).<br />
Vermehrt entstehen Veröffentlichungen im Internet, zum Beispiel <strong>die</strong> Website<br />
www.zazaki.<strong>de</strong>. Auch entstehen Zeitschriften mit Artikeln, Gedichten <strong>und</strong> an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Beiträgen<br />
in <strong>Zaza</strong>ki, so z.B. <strong>die</strong> Zeitschrift Ware. Auffallend ist, dass <strong>die</strong> Rückbesinnung <strong>und</strong><br />
Revitalisierung insbeson<strong><strong>de</strong>r</strong>e in Deutschland geschieht <strong>und</strong> es neben <strong>de</strong>n Beiträgen in <strong>Zaza</strong>ki<br />
auch eine geringe Anzahl von Beiträgen in türkischer <strong>und</strong> <strong>de</strong>utscher <strong>Sprache</strong> gibt. In<br />
Frankfurt (Main) wur<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Verein zur För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zaza</strong>-<strong>Sprache</strong> – Enstitüyê <strong>Zaza</strong>ki e.V.<br />
gegrün<strong>de</strong>t. Auch entstan<strong>de</strong>n in Deutschland Bücher zur Aufzeichnung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sprache</strong>, wie z.B.<br />
das Buch von Zülfü Selcan o<strong><strong>de</strong>r</strong> Paul Ludwig.<br />
Die Publikationen konnten nur durch <strong>die</strong> vorangehen<strong>de</strong> Verschriftlichung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sprache</strong><br />
entstehen. Vor <strong><strong>de</strong>r</strong> Schriftreform Atatürks wur<strong>de</strong> <strong>Zaza</strong>ki wie auch Türkisch in arabischer<br />
Schrift geschrieben. Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Umstellung auf lateinische Buchstaben <strong>und</strong> Atatürks<br />
Machtübernahme wur<strong>de</strong> Türkisch zur einzigen offiziellen Amtssprache <strong><strong>de</strong>r</strong> Türkei erhoben.<br />
„In <strong>Zaza</strong> <strong>und</strong> Kurmandji zu schreiben galt nach <strong>de</strong>m damaligem türkischen Recht als Straf<strong>de</strong>likt.<br />
Dies wur<strong>de</strong> mit ,Abschwächung <strong><strong>de</strong>r</strong> türkischen I<strong>de</strong>ntität’ begrün<strong>de</strong>t. Äußerungen über <strong>die</strong> Existenz<br />
<strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>de</strong>mokratischen Rechte von <strong>Zaza</strong> <strong>und</strong> Kur<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n als ,Separatismus’ unter Strafe<br />
gestellt.“ (Selcan 1998: 106)<br />
Erst als 1974 nach Ablösung <strong><strong>de</strong>r</strong> Militärdiktatur (seit 1970) eine Zivilregierung an <strong>die</strong> Macht<br />
kam, wur<strong>de</strong>n erstmals Artikel in <strong>Zaza</strong>ki publiziert. Dieses geschah sehr unregelmäßig <strong>und</strong><br />
en<strong>de</strong>te mit <strong><strong>de</strong>r</strong> erneuten Machtübernahme <strong>de</strong>s Militärs 1980. Daher wer<strong>de</strong>n vor allem im<br />
europäischen Exil Publikationen in <strong>Zaza</strong> verfasst (vgl. a.a.O.: 106f).<br />
Probleme gibt es bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Erarbeitung einer Rechtschreibung, welche bei Normierung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Sprache</strong> leichter von statten ginge. “Die Erarbeitung einer <strong>Zaza</strong>ki-Schriftsprache wur<strong>de</strong> erst<br />
vor kurzem in Angriff genommen <strong>und</strong> ist bei weitem noch nicht abgeschlossen“ (Kehl-<br />
Bodrogi 1998: 114).<br />
In gleicher Weise gibt es Bemühungen das kulturelle Erbe <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zaza</strong> zu bewahren <strong>und</strong> einem<br />
breiten Publikum, in <strong>die</strong>sem Fall <strong>de</strong>utschsprachigen, zugängig zu machen.<br />
30 <strong>Zaza</strong> <strong>und</strong> <strong>Zaza</strong>ki (Stand: o.J.). URL: http://www.zazaki.<strong>de</strong>/<strong>de</strong>utsch/in<strong>de</strong>x_<strong>de</strong>.html. (Abfrage: 20.8.2005).<br />
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