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Das Volk und die Sprache der Zaza - Zazaki.de

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Neuere Bewegungen junger „<strong>Zaza</strong>isten“ betonen <strong>de</strong>n Fakt, dass „<strong>die</strong> religiöse Trennung, <strong>die</strong><br />

ein Wir-Gruppen-Bewusstsein unter <strong>de</strong>n <strong>Zaza</strong> bis heute noch verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>t, <strong><strong>de</strong>r</strong> Herausbildung<br />

einer gemeinsamen ethnischen I<strong>de</strong>ntität nicht im Wege stehen muß“ (Kehl-Bodrogi 1998:<br />

125).<br />

Obwohl <strong>die</strong>se ethnische I<strong>de</strong>ntität auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Basis <strong><strong>de</strong>r</strong>selben <strong>Sprache</strong> beruht, darf nicht<br />

vergessen wer<strong>de</strong>n, dass es nicht <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong>-<strong>Sprache</strong> an sich gibt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur regionale<br />

Varianten. Trotz <strong><strong>de</strong>r</strong> mangeln<strong>de</strong>n Kraft <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprachgemeinschaft, gibt sogar Weber (1980:<br />

239) zu, dass es trotz<strong>de</strong>m zu <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildung eines Wir-Gruppen-Bewusstseins kommen kann:<br />

„Und es ist ja auch zuzugeben, daß wenigstens starke Dialektunterschie<strong>de</strong> <strong>und</strong> Unterschie<strong>de</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Religion <strong>die</strong> ethnischen Gemeinschaftsgefühle nicht absolut ausschließen.“ Die<br />

Gemeinschaftsgefühle beruhen aber nicht nur auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprachgemeinschaft, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n wer<strong>de</strong>n<br />

auch durch <strong>de</strong>n Glauben an eine gemeinsame Abstammung bestärkt. Nach Weber (1980:<br />

237) reicht eine subjektiv angenommene gemeinsame Abstammung aus, um sich als Gruppe<br />

zu fühlen:<br />

„Der Stammverwandschaftsglaube kann – ganz einerlei natürlich, ob er objektiv irgendwie<br />

begrün<strong>de</strong>t ist – namentlich für <strong>die</strong> politische Gemeinschaftsbildung wichtige Konsequenzen<br />

haben.“ Weber (a.a.O.) geht sogar so weit <strong>de</strong>n Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> Ethnie entlang <strong>die</strong>ses subjektiven<br />

Zusammengehörigkeitsgefühls zu <strong>de</strong>finieren: „Wir wollen Menschengruppen, welche auf<br />

Gr<strong>und</strong> […] von Erinnerungen an Kolonisation <strong>und</strong> Wan<strong><strong>de</strong>r</strong>ung einen subjektiven Glauben an<br />

eine Abstammungsgemeinschaft hegen […] ‚ethnische’ Gruppen nennen.“<br />

Im Zusammenhang mit <strong><strong>de</strong>r</strong> Sehnsucht nach gemeinsamer Vergangenheit, welche auch als das<br />

in „je<strong>de</strong>m Nationalismus innewohnen<strong>de</strong> Verlangen“ (Kehl-Bodrogi 1998: 125) beschrieben<br />

wird, wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Mythos von <strong><strong>de</strong>r</strong> Daylam’schen Abstammung umso wichtiger.<br />

Neben <strong><strong>de</strong>r</strong> gemeinsamen Abstammung war auch <strong>die</strong> <strong>Sprache</strong> von i<strong>de</strong>eller Be<strong>de</strong>utung für das<br />

Verständnis von Nation. Obwohl <strong>die</strong> <strong>Sprache</strong> <strong>die</strong> Basis sein soll, beherrschen viele <strong>Zaza</strong> <strong>die</strong><br />

<strong>Sprache</strong> selber nicht mehr. „Damit wird <strong><strong>de</strong>r</strong> Tatsache Rechnung getragen, dass ein großer<br />

Teil <strong><strong>de</strong>r</strong> Mitstreiter <strong>die</strong> <strong>Sprache</strong> ihrer Vorfahren – sei es Kurdisch o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zaza</strong>ki – wenn<br />

überhaupt, nur noch rudimentär beherrscht“ (a.a.O.: 120).<br />

Dies betrifft vor allem <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> europäischen Diaspora, aber auch <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> welche in<br />

<strong>de</strong>n Südwesten <strong><strong>de</strong>r</strong> Türkei in <strong>die</strong> Großstädte zogen. Sie leben seit „vielen Jahren entfernt von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> sprachlichen Umgebung ihres Dorfdialekts“. Schon während <strong><strong>de</strong>r</strong> Schulzeit sind viele von<br />

ihnen „zum Gebrauch <strong>de</strong>s Türkischen als Hauptsprache übergegangen “ (Paul 1998: xii).<br />

Der Gr<strong>und</strong> dafür liegt in <strong><strong>de</strong>r</strong> Assimilationspolitik <strong><strong>de</strong>r</strong> Türkei, welche ihre Wirkung nicht<br />

verfehlt hat:<br />

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