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Das Volk und die Sprache der Zaza - Zazaki.de

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5.3 Der Umgang kurdischer Nationalisten mit <strong>de</strong>m <strong>Zaza</strong>ki<br />

Kurdische Nationalisten sehen das <strong>Volk</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zaza</strong> als Bestandteil ihrer Nation. Sie verstärken<br />

<strong>die</strong> Kur<strong>de</strong>n 29 zahlenmäßig <strong>und</strong> könnten ihnen helfen, ihre politischen Ziele nach<br />

Unabhängigkeit vor <strong>de</strong>m türkischen Staat zu verteidigen. Aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong> sind kurdische<br />

Nationalisten <strong><strong>de</strong>r</strong> Ansicht, <strong>Zaza</strong>ki sei keine eigene <strong>Sprache</strong>, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur ein Dialekt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

kurdischen <strong>Sprache</strong> kurmanci <strong>und</strong> alle Sprecher <strong>de</strong>s <strong>Zaza</strong>kis hätten <strong>de</strong>nselben historischen<br />

Ursprung:<br />

„So konnten <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> kurdisch-nationalen I<strong>de</strong>ologie nur unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Voraussetzung als Teil<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> kurdischen Nation gelten, daß ihnen bescheinigt wur<strong>de</strong> mit <strong>de</strong>n übrigen Kur<strong>de</strong>n <strong>die</strong> selbe<br />

<strong>Sprache</strong> <strong>und</strong> Abstammung zu teilen. Die Einstufung <strong>de</strong>s <strong>Zaza</strong>ki als ein kurdischer Dialekt stellt bis<br />

heute ein zentrales Dogma im kurdischen Nationalismus dar.“ (Kehl-Bodrogi 1998: 116)<br />

Wie wichtig außer <strong><strong>de</strong>r</strong> Sprachverwandtschaft auch <strong>die</strong> Blutsverwandtschaft für „leicht<br />

speziell politisches Gemeinschaftshan<strong>de</strong>ln“ ist, betont auch Weber (1980: 140).<br />

Tatsächlich engagierten sich viele <strong>Zaza</strong> im kurdischen Befreiungskampf. Die staatliche<br />

Assimilationspolitik richtete sich gleichermaßen gegen Kur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>Zaza</strong>. Für <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> war<br />

es daher Erfolg versprechen<strong><strong>de</strong>r</strong> mit <strong>de</strong>n „zahlenmäßig be<strong>de</strong>utend stärkeren Kur<strong>de</strong>n […]<br />

passiven <strong>und</strong> aktiven Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stan<strong>de</strong>s gegen <strong>die</strong> staatlichen Diskriminierungspolitik“ zu leisten<br />

als alleine (Kehl-Bodrogi 1998: 121). Weiterhin betont Kehl-Bodrogi (1998: 119), dass <strong>die</strong><br />

„alevitische Parteinahme für <strong>die</strong> ,kurdische Sache’ […] weniger Ausdruck nationaler<br />

Gesinnung als vielmehr einer generellen Solidarität mit Unterdrückten <strong>und</strong> Benachteiligten“<br />

war.<br />

Die Sprachunterschie<strong>de</strong> rückten unter <strong><strong>de</strong>r</strong> gemeinsamen Bedrohung in <strong>de</strong>n Hintergr<strong>und</strong>. Die<br />

Unterschie<strong>de</strong> zwischen <strong><strong>de</strong>r</strong> kurdischen <strong>Sprache</strong> <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sprache</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zaza</strong> sowie zwischen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong>en unterschiedlichen Dialekten fielen nicht auf, da sie gleichermaßen verboten waren. So<br />

war Türkisch <strong>die</strong> Verkehrssprache in <strong><strong>de</strong>r</strong> kurdischen Nationalbewegung, obwohl in ihrem<br />

Konzept von Nation – ein <strong>Volk</strong> eine <strong>Sprache</strong> – <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sprache</strong> eine i<strong>de</strong>elle Be<strong>de</strong>utung zukam<br />

(vgl. a.a.O.: 120). Dieser Vorgang ist kam in <strong><strong>de</strong>r</strong> Geschichte schon öfter vor, auch Weber<br />

(vgl. 1980: 243) schreibt wie Gegensätze innerhalb einer Gemeinschaft, in <strong>die</strong>sem Fall<br />

Sprachunterschie<strong>de</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> kurdischen Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>standsbewegung, unter starkem äußeren Druck<br />

zurücktreten.<br />

„The banning of political organizations and parties in Turkey has contributed to the<br />

organization of these groups in Germany” (Østergar<strong>de</strong>n-Nielsen 2003: 63). Erst als im Exil<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> äußere Druck wegfiel, <strong>und</strong> <strong>die</strong> Kur<strong>de</strong>n in kurmanci zu publizieren begannen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

29 Die Kur<strong>de</strong>n sind das größte staatenlose <strong>Volk</strong> auf Er<strong>de</strong>n (vgl. Seufert/Kubaseck 2004: 196).<br />

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