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Das Volk und die Sprache der Zaza - Zazaki.de

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sich somit an weltlichen Kriterien i<strong>de</strong>ntifizieren, nach <strong>de</strong>m Vorbild europäischer<br />

Nationalstaaten (vgl. <strong>die</strong>ss. 87).<br />

„Türkisch wur<strong>de</strong> zur einzigen amtlichen <strong>Sprache</strong>, das Schulwesen <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

nichttürkische Unternehmerschaft gerieten unter Druck“ (<strong>die</strong>ss. 77). Die Bemühungen <strong>die</strong><br />

türkische <strong>Sprache</strong> rein zu erhalten, zeigt sich in <strong><strong>de</strong>r</strong> Errichtung einer Türkischen<br />

Sprechanstalt, <strong>die</strong> sogar von Atatürk höchstpersönlich gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong>. Die Sprechanstalt<br />

hatte <strong>die</strong> Aufgabe, das Türkische von Fremdwörtern (oft arabischer Herkunft) zu reinigen<br />

<strong>und</strong> neue Begriffsvorschläge zu erarbeiten (vgl. <strong>die</strong>ss. 166).<br />

Dennoch sollte nicht nur <strong>die</strong> türkische <strong>Sprache</strong> von frem<strong>de</strong>n Einflüssen frei bleiben, auch<br />

sollte selbst in <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzen türkischen Republik nur Türkisch gesprochen wer<strong>de</strong>n. Folglich<br />

wur<strong>de</strong> das Publizieren <strong>und</strong> Musizieren in lokalen <strong>Sprache</strong>n verboten. <strong>Das</strong> <strong>Zaza</strong> verschwand<br />

also aus <strong>de</strong>m öffentlichen Leben <strong>und</strong> wur<strong>de</strong> nur zu Hause im Dorf gesprochen. Die Türkei<br />

gehört <strong>de</strong>mnach zu <strong>de</strong>n sich entwickeln<strong>de</strong>n Län<strong><strong>de</strong>r</strong>n, von <strong>de</strong>nen Brenzinger (1997: 282)<br />

schreibt dass sie linguistische Diversität als eine Bedrohung <strong><strong>de</strong>r</strong> nationalen Einheit <strong>und</strong> <strong>de</strong>m<br />

Staatenbildung sehen.<br />

„Alles was nicht zum sunnitischen Mehrheitsislam gehört, <strong>und</strong> je<strong><strong>de</strong>r</strong>, <strong><strong>de</strong>r</strong> neben türkisch noch<br />

eine an<strong><strong>de</strong>r</strong>e <strong>Sprache</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Region spricht, steht in <strong>die</strong>ser Vorstellung quer zur Einheit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Nation“ (Seufert/Kubaseck 2004: 128). Aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong> waren alevitische <strong>Zaza</strong><br />

beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Gefährdung ausgesetzt, erstens wegen ihrer Glaubenszugehörigkeit <strong>und</strong> zweitens<br />

wegen ihrer <strong>Sprache</strong> (Kehl-Bodrogi 1998: 119).<br />

Ethnische Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten wie <strong>die</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Kur<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>Zaza</strong> wur<strong>de</strong>n seit <strong><strong>de</strong>r</strong> Gründung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Republik nicht anerkannt <strong>und</strong> existierten offiziell nicht. Folglich ist auch „<strong>die</strong> offizielle<br />

türkische Statistik über <strong>die</strong> ethnischen <strong>Volk</strong>sgruppen keineswegs zuverlässig, weil <strong>die</strong><br />

türkischen Regierungen <strong>die</strong> Existenz ethnischer <strong>Volk</strong>sgruppen bis Anfang 1992 ableugneten”<br />

(Selcan 1998: 32). Diese Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Bildung einer Nation mit einem homogenen <strong>Volk</strong> wird<br />

Assimilationspolitik genannt. Baskin Oran (1997: 109) <strong>de</strong>finiert Assimilation folgen<strong><strong>de</strong>r</strong>-<br />

maßen:<br />

„Assimilation is an attempt of the state to homogenise society through the elimination of all forms<br />

of divergence; cultural, religious, ethnic, linguistic etc. If, in any given society, there is high rate of<br />

diversification, and in particular if prosperity is low, then it is not unusual for this policy to be<br />

implemented by means of force.”<br />

<strong>Das</strong>s Anwendung von Gewalt auch zu Mord führen kann, wird <strong>de</strong>utlich im Genozid von<br />

1937/38. 23 Zülfü Selcan (1998: 105f) beschreibt, dass in <strong>die</strong>sem Jahr Schätzungen zufolge<br />

23 Ein ausführlicher Bericht über das Genozid ist auf folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Webseite zu fin<strong>de</strong>n: URL:<br />

http://www.let.uu.nl/~martin.vanbruinessen/personal/publications/Dersim.pdf. Es han<strong>de</strong>lt sich dabei um<br />

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