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Das Volk und die Sprache der Zaza - Zazaki.de

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<strong>Sprache</strong> bewusst als Umgangssprache eingesetzt wur<strong>de</strong>, wur<strong>de</strong>n <strong>die</strong> Unterschied <strong>de</strong>utlich.<br />

„<strong>Zaza</strong>ki-Sprecher […] sahen sich zunehmend mit <strong><strong>de</strong>r</strong> For<strong><strong>de</strong>r</strong>ung konfrontiert, das ,echte’<br />

Kurdisch, d.h. das Kurmanci zu erlernen“ (Kehl-Bodrogi 1998: 121).<br />

5.4 Der Umgang <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zaza</strong> mit sich selber<br />

Als Reaktion auf <strong>die</strong> Türkisierungspolitik <strong><strong>de</strong>r</strong> neuen nationalistischen türkischen Regierung<br />

unter Mustafa Kemal (Machtübernahme 1921) gab es <strong>Volk</strong>saufstän<strong>de</strong> von Seiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

unterdrückten, nichttürkischen Völker. Der größte <strong>Volk</strong>saufstand im „<strong>Zaza</strong>-Land […], an<br />

<strong>de</strong>m sich <strong>die</strong> sunnitische <strong>Zaza</strong>-Bevölkerung unter <strong><strong>de</strong>r</strong> Führung von Scheich Said beteiligte“<br />

fand 1925 statt (van Bruinessen (1989). In: Selcan 1998: 105).<br />

Der bewaffnete Krieg gegen <strong>de</strong>n türkischen Staat fand mit <strong>de</strong>m Genozid von 1938 vorerst ein<br />

En<strong>de</strong>. Später engagierten einige <strong>Zaza</strong> sich in kommunistischen Bewegungen <strong>und</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

kurdischen Freiheitsbewegung. Darin sahen sie für sich <strong>die</strong> einzige Möglichkeit, Wi<strong><strong>de</strong>r</strong>stand<br />

gegen <strong>die</strong> türkische Unterdrückung zu leisten. Erst in <strong><strong>de</strong>r</strong> europäischen Diaspora, als man<br />

sich frei <strong><strong>de</strong>r</strong> Pflege <strong>und</strong> För<strong><strong>de</strong>r</strong>ung <strong><strong>de</strong>r</strong> eigenen <strong>Sprache</strong> <strong>und</strong> Kultur widmen konnte, setzte<br />

unter <strong>de</strong>n <strong>Zaza</strong> eine neue Bewusstseinsbildung ein, nach <strong><strong>de</strong>r</strong> sie sich vermehrt als eigene, von<br />

<strong>de</strong>n Kur<strong>de</strong>n abgegrenzte Ethnie verstehen.<br />

“Die Nichtberücksichtigung <strong>de</strong>s <strong>Zaza</strong>ki <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen Definition als Dialekt <strong>de</strong>s Kurdischen erlebte<br />

jetzt eine wachsen<strong>de</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heit von <strong>Zaza</strong> als Diskriminierung. Diese fing an, <strong>die</strong> kurdischen<br />

Nationalisten zu beschuldigen, <strong>die</strong>selbe Assimilationspolitik wie <strong>die</strong> Türkei bezüglich ethnischsprachlicher<br />

Minoritäten zu betreiben <strong>und</strong> wandte sich, gewissermaßen als Imitation <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

erfolgreichen kurdischen Sprachpolitik, <strong><strong>de</strong>r</strong> bewussten Pflege <strong>de</strong>s <strong>Zaza</strong>ki zu. Damit wur<strong>de</strong> ein<br />

Prozeß eingeleitet, <strong><strong>de</strong>r</strong> zu separaten <strong>Zaza</strong>-I<strong>de</strong>ntitätspolitiken führte <strong>und</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Ausrufung einer von<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> kurdischen unabhängigen <strong>Zaza</strong>-Nation gipfelte.“ (Kehl-Bodrogi 1998: 122)<br />

Genauso wie <strong>die</strong> Kur<strong>de</strong>n ihre Vorstellung von Nation von <strong>de</strong>n Türken kopierten, so<br />

übernahmen auch <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> <strong>die</strong> Auffassung, dass <strong>die</strong> Menschen einer Nation <strong>die</strong>selbe <strong>Sprache</strong><br />

<strong>und</strong> auch eine gemeinsame Abstammung teilen (vgl. a.a.O.:123). Wer <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> als eine<br />

Nation begreift, for<strong><strong>de</strong>r</strong>t <strong>die</strong> gleichen Rechte, <strong>die</strong> auch <strong>die</strong> Kur<strong>de</strong>n für sich in Anspruch<br />

nehmen (vgl. a.a.O.: 124). Da nun das <strong>Zaza</strong> auch zum „Medium einer Kultur- o<strong><strong>de</strong>r</strong> sogar<br />

Nationalbewegung“ wur<strong>de</strong>, begannen in <strong>de</strong>n 80er Jahren <strong>die</strong> Muttersprachler <strong>de</strong>s <strong>Zaza</strong>ki, vor<br />

allem in <strong><strong>de</strong>r</strong> Diaspora bzw. im Exil, mehr <strong>und</strong> mehr in <strong>und</strong> über ihre <strong>Sprache</strong> zu publizieren<br />

(Paul 1998: xvii). Paul (a.a.O.: xiii) schreibt weiter, wie durch <strong>die</strong> Verschriftlichung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>Sprache</strong> unter <strong>de</strong>n „<strong>Zaza</strong> eine Bewußtseinsbildung stattgef<strong>und</strong>en“ hat. Es ist vor allem ein<br />

sprachliches Bewusstsein gewachsen <strong>und</strong> es gibt <strong>die</strong> Ten<strong>de</strong>nz, <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> als eine von <strong>de</strong>n<br />

kurmanci sprechen<strong>de</strong>n Kur<strong>de</strong>n getrennte Ethnie zu betrachten.<br />

Bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Untersuchung, ob <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> eine eigene Ethnie sind, ist darauf hinzuweisen, dass nicht<br />

nur Kehl-Bodrogi (1998: 111) <strong>de</strong>n Begriff <strong><strong>de</strong>r</strong> Ethnie schwer <strong>de</strong>finierbar fin<strong>de</strong>t, auch Max<br />

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