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Das Volk und die Sprache der Zaza - Zazaki.de

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Frühzeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Republik zeigte. Sunnitische <strong>Zaza</strong> halfen 1916 bei <strong><strong>de</strong>r</strong> Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>schlagung eines<br />

Aufstan<strong>de</strong>s Alevitischer <strong>Zaza</strong> gegen <strong>die</strong> türkische Regierung (Andrews 1989: 122). Dies<br />

geschah auf Gr<strong>und</strong> eines fehlen<strong>de</strong>n o<strong><strong>de</strong>r</strong> mangelhaft ausgebil<strong>de</strong>ten „Stammesbewusstseins“,<br />

<strong>de</strong>nn es gab selbst „bei genügen<strong>de</strong>m Anreiz zu einer kriegerischen Aktivität nach außen“<br />

kein „politisches Gemeinschaftshan<strong>de</strong>ln“ (Weber 1980: 241).<br />

Alevitische <strong>Zaza</strong> grenzen sich gerne von <strong>de</strong>n Sunniten ab <strong>und</strong> bevorzugen <strong>de</strong>mnach eine<br />

I<strong>de</strong>ntität ungleich <strong><strong>de</strong>r</strong> Kurdischen. Diese Ten<strong>de</strong>nz war beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s unter <strong><strong>de</strong>r</strong> älteren Generation<br />

verbreitet, als <strong>die</strong> Jüngeren anfingen, sich politisch für <strong>die</strong> unterdrückten Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten in <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Türkei zu engagieren:<br />

“Gleichsam bekannte sich <strong>die</strong> junge Generation <strong><strong>de</strong>r</strong> zazasprachigen Aleviten parallel zu ihrer<br />

Solidarisierung mit <strong><strong>de</strong>r</strong> kurdischen Befreiungsbewegung zu einer kurdischen I<strong>de</strong>ntität […]<br />

Demgegenüber hielt <strong>die</strong> ältere Generation an ihrer religiös formulierten I<strong>de</strong>ntität fest, <strong>die</strong> eine<br />

kurdische Ethnizität weiterhin ausschloß.“ (Kehl-Bodrogi 1998: 119)<br />

Wie wichtig <strong>die</strong> religiös formulierte I<strong>de</strong>ntität 22 ist, zeigt sich an <strong>de</strong>m Gebot <strong><strong>de</strong>r</strong> Endogamie,<br />

welches sich zuerst an <strong><strong>de</strong>r</strong> Religion <strong>und</strong> zweitens an <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sprache</strong> orientiert. Für Aleviten ist<br />

wichtiger, dass innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Konfession geheiratet wird. Die <strong>Sprache</strong> ist das nächste<br />

Kriterium, <strong>die</strong> sich wenn möglich auch <strong>de</strong>cken soll, aber es ist nur zweitrangig (vgl.<br />

Seufert/Kubaseck 2004:158 <strong>und</strong> Kehl-Bodrogi 1998: 117). Max Weber (1980: 235) weist<br />

auch schon auf <strong>die</strong> Regel <strong><strong>de</strong>r</strong> Endogamie <strong>und</strong> <strong>de</strong>s gemeinsamen Blutsbands hin, welche für<br />

<strong>de</strong>n Erhalt <strong>und</strong> Zusammenhalt einer Gemeinschaft wichtig sind.<br />

5 <strong>Das</strong> <strong>Zaza</strong>ki: – eine gefähr<strong>de</strong>te <strong>Sprache</strong><br />

5.1 Theoretische Aspekte einer gefähr<strong>de</strong>ten <strong>Sprache</strong><br />

<strong>Sprache</strong>n sterben, wenn sie kaum noch jemand spricht (vgl. Crystal 2000: 1). Dies kann sehr<br />

plötzlich geschehen, wenn <strong>die</strong> sie sprechen<strong>de</strong> Bevölkerung mit einem Mal ausgerottet wird.<br />

Craig (1997: 257f) nennt <strong>die</strong>ses <strong>de</strong>n plötzlichen Tod („sud<strong>de</strong>n <strong>de</strong>ath“) einer <strong>Sprache</strong>. Viel<br />

öfter tritt aber <strong><strong>de</strong>r</strong> allmähliche Tod einer <strong>Sprache</strong> („gradual language <strong>de</strong>ath“) ein, bei <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>die</strong><br />

sie einst sprechen<strong>de</strong> Bevölkerung am Leben bleibt.<br />

„Language <strong>de</strong>ath refers to the complete disappearance of a language. Only in extreme cases will<br />

the <strong>de</strong>ath of a language be the result of sud<strong>de</strong>n <strong>de</strong>ath of a whole community of speakers. More<br />

often, <strong>de</strong>ath comes by in a situation of languages in contact and shifting bilingualism.”(a.a.O.:<br />

258)<br />

22 I<strong>de</strong>ntität verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t sich immer mit <strong>de</strong>m Lauf <strong><strong>de</strong>r</strong> Zeit. Tabouret-Keller (1997: 316) says that „i<strong>de</strong>ntity is<br />

endlessly created anew […].“ In <strong><strong>de</strong>r</strong> europäischen Diaspora än<strong><strong>de</strong>r</strong>te sich <strong>die</strong> I<strong>de</strong>ntität noch einmal, weg von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

überwiegend religiös formulierten hin zur überkonfessionellen Sprachgemeinschaft. Siehe dazu Kapitel 5.4<br />

<strong>die</strong>ser Arbeit.<br />

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