Das Volk und die Sprache der Zaza - Zazaki.de
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<strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en anwen<strong>de</strong>n. Dazu ist es wichtig, dass <strong>die</strong>se Erwachsene dokumentierte<br />
Unterlagen über ihre <strong>Sprache</strong> besitzen, auf <strong>die</strong> sie zurückgreifen können (vgl.<br />
Nettle/Romaine 2000: 9).<br />
Um eine vom Aussterben bedrohte <strong>Sprache</strong> zu revitalisieren, muss auf mehreren Ebenen <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Gesellschaft eine Zusammenarbeit geschehen, damit <strong>die</strong> <strong>Sprache</strong> nach <strong>und</strong> nach in all ihre<br />
ursprünglichen Funktionen zurück überführt wer<strong>de</strong>n kann, welche <strong>de</strong>n ganzen Bereich <strong>de</strong>s<br />
alltäglichen Lebens ab<strong>de</strong>cken.<br />
„We should not only be documenting these languages, but also working educationally, culturally,<br />
and politically to increase their chances of survival. This means working together members of the<br />
relevant communities to help produce pedagogical materials and literature and to promote<br />
language <strong>de</strong>velopment in the necessary domains, including television […] on local, regional,<br />
national and international scales.” (Krauss 1992: 9)<br />
5.2 Der Umgang <strong><strong>de</strong>r</strong> Türkei mit <strong>de</strong>m <strong>Zaza</strong>ki<br />
Im Osmanischen Reich waren Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten akzeptiert <strong>und</strong> lebten in friedlichen Inseln für<br />
sich. Dennoch, trotz relativer Selbstständigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten, betonen Seufert <strong>und</strong><br />
Kubaseck (2004: 72), dass <strong>die</strong> „Gleichstellung <strong><strong>de</strong>r</strong> Min<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten <strong>und</strong> <strong>die</strong> Gewährung von<br />
Rechten […] kein Selbstzweck“ waren, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n „Instrument zur Rettung eines nach wie vor<br />
muslimisch geprägten Staates.“ Die verschie<strong>de</strong>nen <strong>Volk</strong>sgruppen im Reich wur<strong>de</strong>n in<br />
religiöse Gruppen eingeteilt <strong>und</strong> nicht anhand <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Sprache</strong>.<br />
Nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s ersten Weltkriegs fand eine neue Entwicklung statt. Anstelle von<br />
Vielvölkerimperien traten Nationalstaaten (vgl. <strong>die</strong>ss. 80). Nach <strong>de</strong>m Zerfall <strong>de</strong>s<br />
Osmanischen Reiches, war es türkischer Nationalismus, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Denken <strong>und</strong> Han<strong>de</strong>ln <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Regierung bestimmte. Die Jungtürken nahmen sich Europa zum Vorbild, um <strong>de</strong>n Untergang<br />
ihres Lan<strong>de</strong>s durch europäischen Imperialismus <strong>und</strong> Kolonialpolitik zu verhin<strong><strong>de</strong>r</strong>n (vgl.<br />
<strong>die</strong>ss. 77).<br />
Traumatisiert vom Scheitern <strong>de</strong>s Vielvölkerreichs suchten türkische Nationalisten so weit<br />
wie möglich Einheit herzustellen, welche <strong>de</strong>n Fortbestand <strong>de</strong>s Reiches sichern sollte. Neben<br />
<strong>de</strong>m Wunsch nach Einheit im Bereich <strong>de</strong>s türkischen Nationalstaats gab <strong>und</strong> gibt es noch <strong>die</strong><br />
I<strong>de</strong>e vom großtürkischen Reich. Diese wird auch Turanismus o<strong><strong>de</strong>r</strong> Pantürkismus genannt <strong>und</strong><br />
proklamiert <strong>die</strong> „Einheit aller Turkvölker von <strong><strong>de</strong>r</strong> Adria bis nach Westchina“ (<strong>die</strong>ss. 80).<br />
Die nationalistische, jungtürkische Bewegung einte das interne Reich erst religiös <strong>und</strong> dann<br />
sprachlich. An<strong><strong>de</strong>r</strong>s als im Osmanischen Reich musste man keine Rücksicht mehr auf<br />
„Abgeordnete an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Religionen“ nehmen (<strong>die</strong>ss. 86), <strong>die</strong> sunnitische Lehre <strong>de</strong>s Islam<br />
wur<strong>de</strong> in <strong><strong>de</strong>r</strong> Republik verstaatlicht (vgl. <strong>die</strong>ss. 144). Die Bevölkerung sollte ihre I<strong>de</strong>ntität<br />
nicht an ihrer jeweiligen Religion festmachen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n sich zum Türkentum bekennen <strong>und</strong><br />
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