Das Volk und die Sprache der Zaza - Zazaki.de
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3 Linguistische Einordnung <strong>de</strong>s <strong>Zaza</strong>ki<br />
<strong>Das</strong> <strong>Zaza</strong>ki gehört zur indogermanischen Sprachfamilie. Es ist eine nordwestiranische<br />
<strong>Sprache</strong>, <strong>die</strong> mit <strong>de</strong>n Kaspischen Dialekten (so wer<strong>de</strong>n <strong>die</strong> im heutigen Nordiran<br />
gesprochenen <strong>Sprache</strong>n genannt) enger verwandt ist als mit <strong><strong>de</strong>r</strong> kurdischen <strong>Sprache</strong>, welche<br />
sich in <strong>die</strong> südwestiranische Sprachgruppe einordnen lässt (Paul 1998: xii).<br />
Ludwig Paul (a.a.O.) macht darauf aufmerksam, dass das „<strong>Zaza</strong>ki heute vor allem in<br />
Wortschatz <strong>und</strong> Phraseologie, aber auch in Bereichen <strong><strong>de</strong>r</strong> Syntax, viele Gemeinsamkeiten mit<br />
Kirmancî-Dialekten <strong>de</strong>s Kurdischen 13 aufweist.“ Dies führt er darauf zurück, dass <strong>die</strong> <strong>Zaza</strong> -<br />
sprechen<strong>de</strong> Bevölkerung schon mehrere Jahrh<strong>und</strong>erte in engem Kontakt mit Völkern lebt, <strong>die</strong><br />
Sprecher kurdischer Dialekte sind. Daraus wird für ihn ersichtlich, warum das <strong>Zaza</strong>ki so oft<br />
als kurdischer Dialekt bezeichnet wur<strong>de</strong>.<br />
Die Ent<strong>de</strong>ckung, dass <strong>Zaza</strong>ki eine eigenständige <strong>Sprache</strong> ist, kam erst mit Oskar Mann. „Der<br />
<strong>de</strong>utsche Iranist Oskar Mann, <strong><strong>de</strong>r</strong> um <strong>die</strong> Jahrh<strong>und</strong>ertwen<strong>de</strong> mit <strong><strong>de</strong>r</strong> systematischen<br />
Erforschung <strong>de</strong>s <strong>Zaza</strong>ki begann, <strong>de</strong>finierte es bereits als eine mit <strong>de</strong>m Kurdischen zwar eng<br />
verwandte aber linguistisch klar abgrenzbare, eigene <strong>Sprache</strong>“ (Kehl-Bodrogi 1998: 114).<br />
Auch Ludwig Paul (1998; xv) schreibt: „Als erster hatte Oskar Mann im Jahre 1909 das<br />
<strong>Zaza</strong>ki eine vom Kurdischen zu unterschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> eigene <strong>Sprache</strong> genannt.“<br />
„O. Mann hat als erster nachgewiesen, daß <strong>Zaza</strong> […] nicht kurdisch“ ist, „wie es in<br />
kurdischen Quellen behauptet wird“ (Selcan 1998: 16). Diese Auffassung hat sich verbreiten<br />
können, so dass <strong>Zaza</strong>ki oft als ein Dialekt <strong>de</strong>s Kurdischen gilt: „eine Zuordnung, <strong>die</strong> von <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
mo<strong><strong>de</strong>r</strong>nen Linguistik jedoch nicht geteilt wird“ (Kehl-Bodrogi 1998: 114).<br />
„Neben <strong><strong>de</strong>r</strong> linguistischen Erforschung <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Zaza</strong>-<strong>Sprache</strong> existiert also auch politisch motivierte<br />
Propaganda, <strong>die</strong> entgegen <strong><strong>de</strong>r</strong> wissenschaftlich begrün<strong>de</strong>ten Auffassung <strong>die</strong> Stellung <strong>de</strong>s <strong>Zaza</strong><br />
innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> iranischen Sprachfamilie falsch darstellt o<strong><strong>de</strong>r</strong> sie sogar in <strong>die</strong> Familie <strong><strong>de</strong>r</strong> Turk-<br />
<strong>Sprache</strong>n rückt.“ (Selcan, 1998:7)<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass neben <strong><strong>de</strong>r</strong> wissenschaftlichen Einordnung <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
<strong>Sprache</strong> auch <strong>die</strong> Vorstellung verbreitet wird, <strong>Zaza</strong> sei ein kurdischer o<strong><strong>de</strong>r</strong> türkischer Dialekt.<br />
Im Übrigen bleibt anzumerken, dass vom <strong>Zaza</strong>ki nur regionale Varietäten existieren. Es gibt<br />
also mehrere Dialekte, <strong>die</strong> sich stark voneinan<strong><strong>de</strong>r</strong> unterschei<strong>de</strong>n. Eine hochsprachliche,<br />
dialektübergreifen<strong>de</strong> <strong>und</strong> von <strong>de</strong>n Sprechern als solche anerkannte Standart-Variante gibt es<br />
nicht (vgl. Paul 1998: xii/Kehl-Bodrogi 1998: 114).<br />
13 Die kurdische <strong>Sprache</strong> wird je nach Quelle als Kurmanci, Kurmandschi, Kurmandji o<strong><strong>de</strong>r</strong> auch Kirmancî<br />
bezeichnet.<br />
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