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Biosphärenreservats Rhön. Dies sind<br />

zentrale Bausteine innerhalb eines für den<br />

Schwarzen Apollo geeigneten Habitat-<br />

Verbundsystems.<br />

Für den Schwarzen Apollo in der Rhön<br />

bilden die zentralen Habitatrequisiten<br />

zum einen Lerchensporn-Vorkommen an<br />

Waldrändern und Säumen <strong>als</strong> Larvalhabitate,<br />

zum anderen blütenreiche Wiesen,<br />

insbesondere Bergwiesen und blütenreiche<br />

Säume an Hecken und v.a. Waldwegen<br />

mit hohem Anteil an Stauden, <strong>als</strong><br />

Flugbereiche für die Imagines. Feuchte<br />

Bereiche innerhalb dieser Habitatbestandteile<br />

(z.B. Quellfluren) erhöhen die<br />

Luftfeuchte, was von der Art präferiert<br />

wird (WEIDEMANN 1995).<br />

An den Waldrändern ist ein aufgelockerter<br />

Saum mit Büschen oder bis an den<br />

Waldrand reichenden Hecken und somit<br />

ein strukturreicher Übergang vom Wald<br />

zur Wiese – idealerweise Mähwiesen<br />

– gegenüber geraden Grenzlinien von<br />

Vorteil (Mikroklima-Wechsel!).<br />

Primäre Lebensräume dieser Falterart<br />

dürften in historischer Zeit in Wäldern<br />

durch natürlichen Verbiss von wilden<br />

Großherbivoren (später durch Waldweide<br />

mit Haustieren), Waldbrände, Windbruch<br />

und Schädlingskalamitäten o.ä.<br />

verfügbar gewesen sein. Der an wenigen<br />

Stellen sekundär entstandene Lebensraum<br />

wurde durch eine dortige besondere<br />

Nutzung durch den Menschen hervorgerufen<br />

(Bergwiesenmahd, Heckenanlage<br />

und -nutzung, z.T. Waldrandbeweidung).<br />

Der Schwarze Apollo ist natürlicherweise<br />

von Auflichtungen über Lerchensporn-<br />

Beständen, die relativ kleinflächig sein<br />

können, abhängig, wie sie durch natürliche<br />

Dynamik immer wieder entstehen.<br />

Nur an solchen Stellen ist er in der Lage,<br />

erfolgreich seine Eier abzulegen, und<br />

nur hier können sich seine Larven in<br />

ausreichender Zahl entwickeln. Leider<br />

wird eine natürliche Dynamik in unseren<br />

Wirtschaftswäldern so gut wie nicht<br />

mehr zugelassen und kann kurzfristig<br />

auch nicht wieder ermöglicht werden.<br />

Auch die früher in unterschiedlichem<br />

Umfang betriebene Kahlschlagwirtschaft,<br />

die dem Apollo immer wieder neue günstige<br />

Lebensbedingungen geschaffen hat,<br />

ist im Zuge der naturnahen Forstwirtschaft<br />

obsolet. Es ist deshalb von großer<br />

Wichtigkeit, die für diesen Schmetterling<br />

günstigen Habitatfaktoren in den geeigneten<br />

Bereichen durch Pflege zu sichern<br />

und zu entwickeln.<br />

Beobachtungen von SEUFERT (1996,<br />

unpubl. und mdl.) weisen darauf hin, dass<br />

die Art mit kleinen Populationen zumindest<br />

vorübergehend überleben kann. Die<br />

Falter sind weitgehend standorttreu und<br />

können daher durch Lebensraumerhaltung<br />

und -erweiterung in ihrem Bestand<br />

langfristig gesichert werden. Für überlebensfähige<br />

Populationen werden aus<br />

nordeuropäischen Regionen nach einer<br />

Zusammenstellung von SEUFERT<br />

(1996, unpubl.) allerdings mindestens 50<br />

Individuen zur Vermeidung von Inzuchteffekten<br />

und 500 für einen langfristigen<br />

Bestand gefordert (Originalquelle:<br />

VÄISÄNEN & SOMERA 1985). Ein<br />

gelegentlicher Austausch von Faltern<br />

zwischen weniger <strong>als</strong> 5 km voneinander<br />

entfernten Populationen wird vermutet<br />

und ist notwendig, um Inzuchteffekte<br />

gering zu halten. Als natürlicherweise<br />

an periodisch entstehende und wieder<br />

vergehende Lebensräume angepasste<br />

Tierart (eine sog. Katastrophenart) sollte<br />

der Apollo in der Lage sein, bei Lebensraumungunst<br />

oder Lebensraumverlust<br />

an einer Stelle neue geeignete Lebensraumbereiche<br />

in der Nähe zu erreichen.<br />

Gesicherte Untersuchungen hierzu fehlen<br />

jedoch. Fernausbreitungen wurden nicht<br />

beobachtet. Für die Art wird demnach<br />

ein von den natürlichen Bedingungen<br />

vorgegebenes Vorkommen in Metapopulationen<br />

wahrscheinlich.<br />

Durch die momentane Situation der<br />

räumlichen Isolation der am Kreuzberg,<br />

im Raum Bischofsheim, der Langen<br />

Rhön und den kleinen hessischen Vorkommensgebieten<br />

vorhandenen Meta-<br />

Populationen des Schwarzen Apollo<br />

und durch die klimatisch und durch<br />

Nutzungsaufgabe bedingten Ungunstfaktoren<br />

in den letzten besiedelten Lokalitäten<br />

muss innerhalb der Hochrhön ein<br />

Habitatverbundsystem entwickelt werden<br />

(Grundidee SEUFERT 1996, unpubl.).<br />

Die besiedelten und geeigneten Habitate<br />

auf der Langen Rhön und am Kreuzberg<br />

müssen <strong>als</strong> Kernhabitate in ihrer Habitatqualität<br />

möglichst optimal gehalten<br />

werden. Sie sind die noch vorhandenen<br />

Reservoire, von denen aus eine Neu- oder<br />

Wiederbesiedlung geeigneter Lebensräume<br />

in einer Entfernung bis zu 5 km<br />

stattfinden kann. Folglich sind zusätzlich<br />

in räumlicher Nähe zu diesen Kernhabitaten<br />

(bis 5 km Entfernung) ehem<strong>als</strong><br />

besiedelte oder neue geeignete Habitate<br />

mit vorhandenem Lerchenspornvorkommen<br />

zu gestalten, z.B. am Kreuzbergsüdhang<br />

und in weiteren Bereichen des<br />

Gebietes „Ostabdachung Rhön“ sowie im<br />

NSG „Lange Rhön“. Hierzu sind ältere<br />

Heckenkomplexe bzw. Waldränder mit<br />

Lerchenspornvorkommen aufzulichten.<br />

So entsteht einerseits der Larvenlebensraum<br />

(besonnte Lerchenspornbestände)<br />

oder wird erweitert, andererseits ein mikroklimatischer<br />

Wechsel für die Imagines<br />

(vgl. GROSSER 1991, KUDRNA &<br />

SEUFERT 1991).<br />

Mittelfristig (alle zwei bis fünf Jahre)<br />

müssen die besiedelten Lebensräume<br />

durch geeignete Pflegemaßnahmen, deren<br />

Turnus an die Erfordernisse des entsprechenden<br />

Vorkommens angepasst sein<br />

muss, „apollotauglich“ gehalten werden.<br />

Langfristig (über zehn Jahre) muss die<br />

Situation entsprechend neu geprüft und<br />

bewertet werden: Sollten dann ausreichend<br />

Lebensräume vorhanden sein,<br />

die gut besiedelt sind, und das natürliche<br />

bedingte Entstehen immer neuer<br />

Lebensräume (durch Nichteingreifen<br />

des Menschen in natürliche erratische<br />

Ereignisse wie Waldbrand, Windwurf,<br />

Eisbruch etc.) tatsächlich stattfinden,<br />

sollte die künstliche Pflege in geeignetem<br />

Umfang reduziert werden. Auch über eine<br />

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