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Maßnahmen gegen den Stromtod von<br />
Großvögeln im Biosphärenreservat Rhön<br />
Von Torsten Kirchner<br />
1. Einleitung<br />
In Ergänzung zu biotopverbessernden Maßnahmen<br />
für Großvögel stellt die Verminderung<br />
des Gefahrenpotenti<strong>als</strong> für Einzelindividuen<br />
an Strommasten und -leitungen<br />
eine wichtige Maßnahme zum Schutz<br />
unserer heimischen Großvögel dar. Die<br />
Umsetzung der im „Zoologischen Artenschutzkonzept“<br />
geforderten Minimierung<br />
von Stromschlagverlusten geht zurück auf<br />
zahlreiche Funde verendeter Großvögel<br />
unter Stromleitungen und -masten. So<br />
listet MÜLLER (1990) für Osthessen<br />
die Funde u.a. von drei Kranichen, drei<br />
Weißstörchen, sechs Schwarzstörchen,<br />
elf Rotmilanen, zwei Auerhühnern sowie<br />
fünf Uhus schon bis zum Jahre 1990 auf.<br />
Man muss davon ausgehen, dass dies nur<br />
die Spitze des Eisberges darstellt, da verunfallte<br />
Vögel schnell durch Füchse und<br />
andere Beutegreifer abgegriffen werden.<br />
Hinzu kommt, dass Totfunde zwar registriert,<br />
aber nicht gemeldet werden.<br />
Bei neueren Funden von „Rote-Liste-<br />
Arten“ wie Schwarzstorch und Uhu<br />
flackerte das Thema „Stromtod“ in der<br />
Rhön immer wieder auf. Einzelne Gebietskenner<br />
kümmerten sich um „ihre“<br />
Gebiete und nahmen selbständig Kontakt<br />
mit den regionalen Stromversorgern auf,<br />
um Einzelmaßnahmen durchzusetzen.<br />
Die „Stromtodproblematik“ lag auch bei<br />
der Arbeitsgemeinschaft der anerkannten<br />
Naturschutzverbände (agn) im Landkreis<br />
Fulda immer wieder auf dem Tisch.<br />
Versuche, ein durchsetzungsfähiges flächendeckendes<br />
Maßnahmenkonzept zur<br />
Minimierung von Stromschlagverlusten<br />
zu entwickeln, scheiterten wahrscheinlich<br />
aufgrund unrealistischer Forderungen<br />
seitens des Naturschutzes, weil pauschal<br />
eine Verkabelung von großen Streckenabschnitten<br />
gefordert wurde, die seitens<br />
der EVU (Energieversorgungsunternehmen)<br />
nicht machbar ist. Es muss jedoch<br />
Erwähnung finden, dass die EVU schon<br />
sehr viel Initiative gezeigt hatten und<br />
dass bereits erhebliche Teile der riskanten<br />
Strommasten gesichert waren.<br />
Ziel dieses Projektes war die flächendeckende<br />
Erfassung der gefahrenträchtigen<br />
Einzelmasten und problematischen Freileitungsstrecken<br />
sowie die Entwicklung<br />
einer Prioritätenliste zur Sanierung dieser<br />
Brennpunkte. Die finanziell begrenzt realisierbaren<br />
Ressourcen seitens der EVU<br />
im Biosphärenreservat sollten dadurch so<br />
effizient wie möglich für den Artenschutz<br />
eingesetzt werden.<br />
2. Gefahr durch Freileitungen<br />
und Strommasten<br />
Strommasten und Freileitungen besitzen<br />
<strong>als</strong> Gefährdungsursachen unterschiedliche<br />
Qualitäten. Während bei<br />
Freileitungen die Vögel vor allem durch<br />
mechanische Einwirkung auf den Körper<br />
zu Tode kommen bzw. verletzt werden,<br />
liegt die Todesursache an Masten meist<br />
im Stromschluss des Vogels mit leitenden<br />
Teilen. Insbesondere in engen Kerbtälern<br />
können sich Anflugverluste an Freileitungen<br />
häufen, wenn Großvögel (häufig<br />
Jungvögel) bei Störungen panisch in die<br />
Leitungen fliegen.<br />
Das beschriebene Projekt befasste sich<br />
fast ausschließlich mit 20-kV-Mittelspannungsleitungen.<br />
Die noch vorhandenen<br />
Niederspannungsleitungen wurden<br />
bereits in der Vergangenheit sukzessive<br />
verkabelt, zumal die Masttypen im Niederspannungsbereich<br />
im Untersuchungsgebiet<br />
nahezu ausnahmslos ungefährlich<br />
für Vögel erschienen. Ebenso bedeuten<br />
Holzmasten mit nicht geerdeten Bauteilen<br />
in der Regel keine Gefährdung für<br />
Vögel. Allerdings besteht bei sämtlichen<br />
Strommasttypen ein gewisses Restrisiko<br />
für Großvögel.<br />
Ein unverhältnismäßig hohes Gefahrenpotential<br />
stellen vor allem Beton- und<br />
Stahlgittermasten mit Stützisolatoren<br />
dar. Da diese Masttypen aufgrund ihrer<br />
Leitfähigkeit einen Erdschluss bewirken,<br />
genügt die Berührung einer Strom leitenden<br />
Phase bei gleichzeitiger Erdung, um<br />
den Vogel zu töten. Es kann sogar bei zu<br />
dichter Annäherung – ohne Berührung<br />
– zum tötenden Stromschlag kommen.<br />
Die Sicherung dieser Bautypen wird<br />
meist durch Überbau mittels Sitzkrücke<br />
erreicht, durch Herunterhängen der<br />
Isolatoren oder durch eine Kunststoff-<br />
Manschette, die auf die Stützisolatoren<br />
befestigt wird. Somit soll die Gefahr des<br />
Berührens unter Spannung stehender<br />
Teile verhindert werden. Zur genaueren<br />
Einschätzung unterschiedlicher Masttypen<br />
wird auf VDEW (1986) verwiesen.<br />
Die Situation für Großvögel bezüglich<br />
der Strommasten wird sich langfristig<br />
verbessern, da im Zuge der Trassenmodernisierung<br />
Masten mit Vogelschutzeinrichtungen<br />
und weniger gefährlicher<br />
Bauart zum Einsatz kommen. Für Neubauten<br />
gilt grundsätzlich Abschnitt 8.10<br />
der DIN VDE-Bestimmung 0210, nach<br />
der „die Querträger, Isolatorstützen und<br />
sonstige Bauteile der Starkstrom-Freileitungen<br />
so auszubilden sind, dass den<br />
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