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█ Fachwissen | Anwendung den die Dämmung und die Fußbodenheizung bauseits verlegt. Der Bauherr teilt Ihnen als Antwort auf Ihre Frage nach möglichen Abdichtungsmaßnahmen mit, dass unter der Dämmung eine bituminöse Schweißbahn als V 60 S4 verlegt worden sei. An Hand von im Bauwerk vorhandenen kleinen Randöffnungen sollten Sie diese Aussage aber immer überprüfen. Wenn die verlegte Schweißbahn an diesen Stellen erkennbar ist, brauchen Sie keine weiteren Zweifel zu hegen. Im anderen Fall müssen Sie aber Bedenken anmelden. Das Gleiche gilt auch bei der Ausführung der Wandaufkantungen. Dieser visuellen Kontrolle kommt besonders bei der Ausführung von Baumaßnahmen direkt mit einem privaten Bauherrn ohne gesonderter Fachbauleitung eine große Bedeutung zu. Im weiteren Teil möchten wir Ihnen nun an dem angekündigten Beispiel die fachlichen und rechtlichen Bedeutungen der Untergrundprüfung darlegen. Ein Bauherr errichtet ein Altenpflegeheim als dreigeschossiges Gebäude. Die örtliche Bauleitung führt ein Architekturbüro im Auftrag des Bauherrn aus. Etwa ein Drittel der Grundfläche ist unterkellert. Der restliche Teil des Erdgeschosses liegt direkt auf dem Erdreich. Im Erdgeschoss 12 126 ESTRICHTECHNIK & FUSSBODENBAU sollte ein schwimmender Zementestrich ausgeführt werden. Die Kellerflächen dienen nur als Lager- und Technikräume. Nach dem Leistungsverzeichnis war folgender Aufbau vorgesehen: 120 mm Wärmedämmung aus Polystyrolhartschaum mit der Wärmeleitgruppe 040 sowie 50 mm Zementestrich als CT- C25-F4. Die Abdichtungsarbeiten wurden durch ein anderes Unternehmen ausgeführt. Danach erhielt der Estrichleger die Aufforderung, mit seinen Leistungen zu beginnen. Unmittelbar folgend begab sich der Bauleiter des Estrichunternehmens auf die betreffende Baustelle und fand folgende Situation vor, die wir mit den Bildern 1 bis 4 belegen möchten. Als Abdichtung gegen Bodenfeuchtigkeit gemäß DIN 18195 / Teil 4 wurde die Spezialfolie Gefitas Feuchtigkeitssperre PE 3/300 ausgeführt. Ihr Wasserdampfdiffusionswert liegt bei >100 m. Jeder kann sich jetzt sicher vorstellen, welche Gedanken dem Bauleiter durch den Kopf gegangen sein müssen. Auf alle Fälle sagte er sich: „Hier kannst du nicht einfach deinen Estrich verlegen. Wie bringe ich nun die vorhandenen Probleme dem örtlichen Bauleiter rüber?“ Diese Damen und Herren waren sich aber keiner Schuld bewusst. Sie konnten und wollten sicher auch nicht die Gedanken des Estrichlegers teilen. Schließlich standen Sie ebenso unter dem bekannten Zeitdruck, wo schon sehr oft die Qualität eine untergeordnete Rolle zunächst gespielt hat. Leider ist so eine Situation uns allen nicht unbekannt. Weiter möchten wir darlegen, welchen Prüfpflichten der Bauleiter bei unserem Beispiel nachgehen muss. 1. Prüfung des vorgegebenen Fußbodenaufbaus Es ist die Nutzung des Gebäudes bekannt. Aus der DIN 1055-3 „Einwirkungen auf Tragwerke, Teil 3: Eigen- und Nutzlasten für Hochbauten“ erhält man die vorgegebenen Verkehrslasten. In unserem Fall gelten danach in den Räumen 2,0 kN/m², auf den Fluren und in den Behandlungsräumen sowie in den Gesellschaftszimmern (Essen, Versammlungsräumen u.ä.) mindestens 3,0 kN/m². Die neue DIN 18560 / Teil 2 vom April 2004 gibt die erforderlichen Nenndicken für den Estrich an. So ergibt sich für den ausgeschriebenen CT-F4 bei 2,0 kN/m² eine notwendige Dicke von 45 mm und bei 3,0 kN/m² mindestens 65 mm. Nach diesen Vorgaben ist die ausgeschriebene Estrichdicke von 50 mm nicht in der Lage, die auftretenden Verkehrslasten aufzunehmen. Die vorgegebenen 120 mm Dämmung sind, aus der Sicht des Estrichlegers, für den Wärmeschutz nicht als bedenklich einzuschätzen. Hier gelten als Maßstab Erfahrungswerte und Überschlagstabellen. Den Wärmeschutznachweis muss an dieser Stelle der Unternehmer nicht nachvollziehen. Nach den heute geltenden Berechnungsgrundlagen ist er auch gar nicht mehr dazu in der Lage, weil der Nachweis bekanntlich am gesamten Baukörper ausgeführt werden muss. Er stellt eindeutig eine Planungsaufgabe dar. 2. Prüfung der vorhandenen Situation Nach den zu Beginn genannten Prüfpflichten ergeben sich aus den Bildern folgende Probleme: • Die Abdichtung ist völlig verschmutzt – aus der Art der Verschmutzung ist ersichtlich, dass diese Folie bei der Ausführung weiterer Bauarbeiten nicht geschützt worden ist. Es sind zahlreiche Beschädigungen ersichtlich. Weitere Stellen, die die Folie von unten beschädigt haben, lassen sich nur erahnen. • Auf der Abdichtung wurden Kabel, Rohrleitungen und Heizkörper verlegt bzw. gestellt und durch diese Folie hindurch auf der Rohdecke befestigt. • Die Wandanschlüsse wurden unzureichend ausgeführt. Es E S T R I C H W E I L W I R A L L E D A R A U F S T E H N ©
esteht keine Verbindung zu der Horizontalsperre der Wände. Die Wandaufkantung fehlt in diesem Fall bis zur Estrichoberkante. • Zwischen dem unterkellerten und nichtunterkellerten Bereich wurde nur ein Dämmstreifen von 20 mm ausgeführt. Es besteht hier ein Höhenabsatz. Die Abdichtung endete einfach an dem Übergang. Es wurde also keine Abdichtung auf dem unterkellerten Bereich ausgeführt. • Im Bereich der Abflussleitung wird die Abdichtung einfach unterbrochen. • Auf der Rohdecke befindet sich kein Gefälle. • Die Ebenheit ist für die Aufnahme eines schwimmenden Estrichs ausreichend. • Die Verlegeart der Kabel und Rohre erlaubt keine fachgerechte Verlegung der Dämmung auf dem Untergrund. 3. Klärung des weiteren Aufbaus Nach Auskunft des örtlichen Bauleiters erfuhr unser Estrichleger, dass in den Räumen und Gängen ein Linoleumbelag vorgesehen sei. In den Räumen mit den Abflüssen soll eine Küche mit einer Epoxydharzbeschichtungausgeführt werden. Als Fachunternehmer sollten wir nun auf folgende Probleme hinweisen und unsere Bedenken anmelden: Gemäß Punkt 1 ist die Estrichdicke beim Einsatz eines Zementestrichs der Güte eines CT-C25-F4 für die Flure, Küche, Behandlungs- und Gesellschaftsräume unzureichend. Es fehlt die fachgerechte Ausbildung des Übergangs zwischen dem unterkellerten und nicht unterkellerten Bereich. Die mangelhafte Ausführungsqualität ist bereits unter Punkt 2 ausreichend erläutert wor- Fachwissen | Anwendung █ ESTRICHTECHNIK & FUSSBODENBAU 126 13
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