Dissertation Matthias Schuhmacher
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Diskussion 117<br />
BITTSCHEIDT et al. untersuchten 1978 Hämophile mit Gelenkergüssen und<br />
führten EMG- Untersuchungen vor und nach Punktion bzw. vor und nach<br />
Injektion eines Lokalanästhetikums durch. Hierbei fanden sie heraus, dass eine<br />
Volumenzunahme im Kniegelenk eine Aktivitätsverminderung im EMG des M.<br />
Quadriceps femoris hervorruft. Diese betrifft den M. Vastus medialis sehr viel<br />
mehr als den M. Vastus lateralis. Der M. rectus femoris ist vergleichsweise gering<br />
betroffen. Ähnliche Ergebnisse hatte schon ANDRADE et al. (1965) beschrieben,<br />
nachdem sie Kochsalzlösungen in Knie von Versuchspersonen injiziert hatten.<br />
Untersuchungen von TORRY et al. (2000) kamen zu vergleichbaren Ergebnissen.<br />
Obwohl alle Messungen von BITTSCHEIDT (1978) im schmerzfreien Bereich<br />
durchgeführt wurden ließen sich bei leichten Dauerschwellungen im Sinne einer<br />
Synovitis Aktivitätssteigerungen im EMG feststellen. Diese betrafen jedoch den<br />
M. Rectus femoris stärker als die übrigen Muskeln des Quadriceps. Somit<br />
resultieren bei einem Kniebinnentrauma aus der Abschwächung der<br />
Streckmuskulatur nicht nur Missverhältnisse in der Saggitalebene (Quadriceps vs.<br />
Ischiokrurale Muskulatur), sondern auch in der Frontalebene (Ungleichgewicht<br />
Vastus medialis- Rectus- Vastus lateralis), was wiederum große Auswirkungen<br />
auf die Zugrichtung der Patella und die gesamte Kniegelenkmechanik hat. Zudem<br />
kann gefolgert werden, dass die Schmerzfreiheit des Gelenkes kein Gradmesser<br />
für die optimale Funktion ist. (BITTSCHEIDT 1978; SCHUMPE 1984; SEUSER<br />
1990) Die Veränderungen der Kniegelenkmechanik in der vorliegenden Studie<br />
sind auch auf die individuell unterschiedlichen Ausprägungen der<br />
Kniebinnentraumata zurückzuführen. Zudem war die Dauer bis zum Abklingen<br />
der Schmerzen und der Schwellung bei den untersuchten Patienten<br />
unterschiedlich. Eine für alle Patienten unweigerliche Folge eines vorderen<br />
Kreuzbandersatzes ist eine Atrophie des M. quadriceps mit unterschiedlicher<br />
Abschwächung der vier verschiedenen Muskeln, meist in Kombination mit einer<br />
Schwellung des Gelenkes. Die Rückgewinnung des Muskelumfanges jedes<br />
einzelnen der vier Bestandteile des Quadriceps und besonders deren intra- und<br />
intermuskäre Koordination erhält hier bzgl. der Kniegelenkmechanik (Zug- und<br />
optimalen Verlaufsrichtung der Patella) eine wichtige Rolle.