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FOTOS: ENNO FRIEDRICH
Pferde im Sprung, die Vorderbeine vollendet
über das Hindernis hinweggestreckt, in
wildem Galopp auf den Betrachter zupre-
schend, die Flanken nass vor Erregung − Hufe-
schleudernde, Nüstern-geblähte Anmut auf vier
Beinen. Die Dynamik der Bewegung ist es, die
Klaus Philipp so meisterlich einzufangen weiß.
Weshalb es gerade die Vierbeiner waren, die ihm
sein Herz stahlen, beantwortet Klaus Philipp mit
einer anrührenden Geschichte: In den Wirren der
letzten Monate des zweiten Weltkrieges verschlug
es den damals Zwölfjährigen nach Holstein, wo er
auf einem Bauernhof Arbeit und Unterkunft fand
und sich Hals über Kopf in die Tochter des Hauses
verliebte. Da der Vater Pferde züchtete und die
Tochter eine leidenschaftliche Reiterin war, blieb
dem Verliebten nichts anderes übrig, als selbst
diese Kunst zu erlernen, wollte er der Angebeteten
nahe sein. Für sie malte er dann auch die ersten
Kunst-Sprünge
ZU GAST BEI DEUTSCHLANDS RENOMMIERTESTEM PFERDEPORTRÄTISTEN
Pferdeporträts. Aus der Liebe zum holsteinischen
Mädel wurde nichts, die große Zuneigung zu den
Pferden blieb. Er erlernte das Reiten, ritt zeitweilig
als Jockey, zur Jagd und züchtete und hielt eigene
Pferde. Es sei schon erstaunlich, wie ein Leben
verlaufe und von verrückten Zufällen geprägt sei,
bemerkt er nachdenklich.
Sein einst begonnenes Kunststudium in Stuttgart
gab er auf, es wollte einfach nicht mit dem Schicht-
dienst zusammenpassen, der bei der berittenen
Polizeistaffel zum Alltag gehörte. Dort sei er schon
ein bisschen der Paradiesvogel gewesen, schmun-
zelt er, „der malende Polizist!“. So ist er ein biss-
chen studierter Kunstschaffender, ein bisschen
Autodidakt, mit einer herausragenden Begabung
gesegnet, heute einer der ganz Großen auf dem
AUS DER LIEBE ZUM HOLSTEINISCHEN MÄDEL WURDE NICHTS, DIE ZUNEIGUNG
ZU DEN PFERDEN BLIEB.
Markt. Seine Bilder werden hoch gehandelt, von
Liebhabern mitunter noch feucht von der Staffelei
erworben.
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Vermutlich war es seine immense Neugierde, sei-
ne fotografi sche Auffassungsgabe, die ihm den
weiteren Weg ebneten. Die meisten seiner Bilder
sind Auftragsarbeiten von Pferdeliebhabern aus
aller Welt, bei deren Umsetzung er sich an die
klassische Vorgehensweise hält: Skizze, Vorzeich-
nung, Farbauftrag; lasierend mit Ölfarben, mit
Pas tell- und Wachskreiden, als Bleistiftzeich-
nungen oder Aquarell.
Der erste Schritt ist immer das Studium des
Tieres. „Ich muss ein Pferd erst auf der Weide erleben.
Wenn es sich um ein Dressurpferd handelt,
lasse ich es mir vorreiten, schaue, wie es sich verhält;
nur so erfährt man etwas über den Charakter
des Tieres. Oft setze ich mich dann in eine Gaststätte,
esse zu Mittag und beginne mit den ersten
groben Skizzen – die markanten „Points“ sind bei
den meisten Leistungspferden praktisch identisch.
Am Nachmittag lasse ich mir das Pferd noch einmal
vorführen, immer in der Hoffnung, dass sich
seine Nervosität im Zaume hält und ich Gelegenheit
habe, in Ruhe die Feinabstimmungen vorzunehmen.
Und so dauert es schon mal eine Woche
und länger, bis ein Porträt fertig gestellt wird. >
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