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FOTOS: ENNO FRIEDRICH
die Zeit, in der Jazz, bevor er aus verrauchten Kellerkneipen
und „Spelunken“ emporstieg, um seinen
Platz an bürgerlichen Orten und Event-Kultur
zu fi nden, noch Rebellion bedeutete − und Arbeitgebern
Angestellte, die in ihrer Freizeit Jazzmusik
spielten, eher suspekt waren.
„Einmal, während meiner ersten Lehre, versteckte
ich mich schnell hinter der Orgel, als ich den Meis-
ter des Musik-Clubs, der seinerzeit als zweifel-
haftes Etablissement galt, beten sah. Immerhin war
es spät in der Nacht, und ich musste in wenigen
Stunden zur Arbeit erscheinen. Auch viele Jahre
später im Büro erzählte ich den Kollegen nichts von
meiner Musik. Als mich dann einer mal auf einem
Wochenend-Festival auf der Bühne erkannte, war
am Montag dann natürlich im Büro die Hölle los,
aber im Positiven: inzwischen war es chic, einen
Musiker zu kennen.“
Die Arbeitswelt und das Musiker-Leben ließen sich
immer gut unter einen Hut bringen. In den Siebzigern,
da hatte er noch kurz daran gedacht, die Ar-
beit zugunsten einer Musiker-Karriere aufzugeben,
sich dann aber nicht getraut. „Ich kann doch nicht
einmal vom Blatt spielen. In den letzten zehn Jahren,
seit der Pensionierung 2000, ist es dann noch
einmal richtig losgegangen – im Namen des Jazz.
Ist auch gut so, Musik hält jung!“
Sprach’s und schlägt ein paar Akkorde an, derweil
der Verfasser dieser Zeilen im Stillen staunt, wie
viele Menschen mit weitaus weniger Talent es
schaffen, vor aller Welt so etwas wie eine Karriere
zu stilisieren, derweil die eigentlichen Macher fernab
aller Prahlerei still genießen: ihr Schaffen, ihre
Liebsten, ihr Leben. So kann das gehen. (ap)
Tipp: Die Salty Dogs live auf dem Stadtfest
Sonntag, 20. Juni im Medleys
15.00 – 18.00 Uhr
Infos und Booking-Anfragen:
Manfred Kowalewski
Tel.: (04136) 553