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74 quadrat 06 / 2010 � angehört
Lakonie, Bescheidenheit und Understatement
Ein Leben mit Jazz
liegen oft dicht beieinander, und ein Musiker-
Leben und ein geradezu klassisches bürger-
liches Dasein inklusive gut 50 Jahre im Angestell-
tenverhältnis bei ein- und demselben Arbeitgeber,
ja, so etwas hat es mal gegeben, müssen sich
nicht ausschließen. Den Beweis für beides liefert
Manfred Kowalewski, studierter Maschinenbau-
Ingenieur, Banjospieler und -bauer, Gitarrist, Mitbegründer
von JAM, mit 35-jähriger Historie Lüneburgs
dienstälteste Jazz-Formation.
Derzeit spielt er das Banjo außer in den Lüneburger
Gruppen JAM und Salty Dogs in drei weiteren
Formationen, stilistisch meist irgendwo zwischen
Dixieland und New Orleans; fünf Auftritte die Woche
sind keine Seltenheit. Kowalewskis Bands
spiel(t)en zu allen Anlässen, privaten Festen, Firmenfeiern,
öffentlichen Auftritten auf Festivals,
Stadtfesten, Konzertabenden. Er trat in der „Aktuellen
Schaubude“ und anderen TV-Formaten auf,
so auch im Umfeld von Udo Lindenberg, Mr. Acker
Bilk, Stevie Wonder und Chris Barber. Neben zahllosen
regulären Veröffentlichungen und Mitschnit-
ZU BESUCH BEI MANFRED KOWALEWSKI, DEM MANN MIT DEM BANJO
ten, auf denen er vertreten ist, haben ein weltberühmter
Tabak-Konzern und das altehrwürdige
Dräger-Werk zu Lübeck im Zuge von PR-Kampagnen
Platten mit seiner Musik veröffentlicht.
Der Jazz hat ihm die Welt gezeigt. Seine Bands
wurden für Kreuzfahrten gebucht − herrliche Engagements
mit viel Zeit für die angenehmen Seiten
des Lebens.
„Wir haben auf der MS Europa gespielt, während
diese von Schleppern durch den engen Kanal von
Korinth gezogen wurde, über uns begeisterte Zuschauer
auf Brücken, während durch Reibung erzeugter
Rauch von den Seiten des Schiffes aufstieg,
die sich an den mit Pinienholz beschlagenen
Ufern des Kanals scheuerten.“
Früher war das Reparieren und Bauen von Gitarren
und vor allem Banjos noch ein schwieriges Unterfangen.
Man musste auf der Suche nach den best-
möglichen Materialien die wenigen Anbieter und
Lieferanten via Brief in Übersee kontaktieren. Das
Internet erleichtert heute vieles; umgekehrt wird
Qualitätsarbeit nun auch weltweit wahrgenommen.
„Kürzlich ist ein Musiker mit dem Zug aus
Warschau gekommen, um eines meiner selbst gebauten
Banjos auszuprobieren, die Fahrt von Warschau
hierher dauerte 15 Stunden, er fuhr am sel-
SEINE BANDS WURDEN FÜR KREUZFAHRTEN GEBUCHT, DER JAZZ HAT IHM DIE WELT
GEZEIGT – ENGAGEMENTS MIT VIEL ZEIT FÜR DIE ANGENEHMEN SEITEN DES LEBENS.
ben Tag noch zurück − als glücklicher Banjo-Besitzer.“
Ein anderer Käufer, aus Kanada, bezahlte
ihn mit Gold.
In seinem Musik- und Arbeitszimmer voller Arte-
fakte aus einem erfüllten Musikerleben stehen ge-
schichtsträchtige Banjos aus den Zwanzigern,
wertvolle Sammlerstücke; die Artikel und Zeitungs-
ausschnitte über seine Bands füllen dicke Ordner,
der über JAM ist auch ein Stück Lüneburger Zeitgeschichte,
das Blättern darin ein Blick zurück in
Manfred Kowalewski Gerd Jungermann Achim Wessel Michael Däumling