magazin für das leben in lüneburg kostenlos juni - Quadrat

62 quadrat 06 / 2010 � kultur 2
Im Alter verlasse ihn zunehmend der
Mut, gerade was diese „aus dem Hand-
gelenk“ hingeworfenen Skizzen betrifft,
sagt er. Er müsse da heute vielleicht
schon ein Glas trinken, doch da er dem
Wein ab geschworen habe, sei er heute
ein ziemlich langweiliger und trockener
Geselle. Sprach’s und feixt mit einem
feinen Gespinst unzähliger Lachfält-
chen um die wachen blauen Augen.
GEFÄLLT EIN BILD NUR WENIGEN,
IST ES KUNST.
Überraschenderweise unterscheidet
Klaus Philipp zwischen Kunst- und
Auftragsbildern. Die liebsten sind ihm
persönlich jene, bei denen der freie,
der künstlerische Aspekt im Vordergrund
steht. Diese sind expressiver,
weniger detailgetreu, transportieren
vor allem Stimmungen. Das bes te Barometer
sei da der Zuspruch von Pferdeliebhabern:
„Gefällt es nur wenigen,
ist es Kunst.“
An dem ein oder anderen Bild „kritteln“
auch bei ihm die Kritiker von Zeit
zu Zeit herum. In solch einem Fall lässt
der Künstler sich keineswegs beirren,
auch dann nicht, wenn er plötzlich
feststellt, dass er sein Herz an eines
seiner Bilder verloren hat. Dann versieht
er dieses kurz entschlossen mit
einem „Schutzpreis“ in astronomischer
Höhe und verhindert so seinen Verkauf.
Geboren 1932 in Aue im Erzgebirge
lebt Klaus Philipp heute mit seiner
Frau auf einem idyllisch gelegenen Hof
aus dem 16. Jahrhundert in der Lüneburger
Heide – und wen wundert’s –
fast vis-à-vis dem Reitturnier-Gelände
Luhmühlen, wo er seinen „Models“
auch heute noch nah ist. Zwar gab er
vor einiger Zeit die Reiterei auf, doch
tut dies der Intensität seiner Bilder keinen
Abbruch. (nm)