Antifa Hohenschönhausen - NEA
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10<br />
Aufbau<br />
Der Neubeginn in Weißensee<br />
Weißensee war wohl der erste Berliner Stadtteil, wo<br />
der Krieg für die Bevölkerung endete. Während im<br />
Zentrum Berlins noch heftig gekämpft wurde, begann<br />
nach dem 22. April 1945 in Weißensee schon der Nachkriegsalltag.<br />
In den freigekämpften Gebieten ging die<br />
politisch-administrative Macht an die Sieger über. Sowjetische<br />
Militärkommandant_innen übernahmen die<br />
Verwaltung in den Ortsteilen von Weißensee. Zu den<br />
ersten Schritten der sowjetischen Kommandanten gehörte<br />
die Bildung arbeitsfähiger Verwaltungen und die<br />
Versorgung der Bevölkerung. Die Kommandantur wurde<br />
in Weißensee in der Große Seestraße 6 eingerichtet.<br />
Am 24. April wurde Jacob Raszewski vom Kommandanten<br />
als Bürgermeister eingesetzt. In der neu<br />
eingerichteten Bürgermeisterei hatten sich alle bisher<br />
bei der Bezirksverwaltung tätigigen Angestellten,<br />
Arbeiter und Beamten zu melden. Alle in Weißensee<br />
befindlichen Behörden und Privatbetriebe wurden<br />
unmittelbar dem Bürgermeister unterstellt. Dies sollte<br />
nicht nur einer baldigen Entmachtung der Nazi-<br />
Funktionäre in Verwaltung und Betrieben dienen, der<br />
NS-Staat durchzog schließlich alle Lebensbereiche,<br />
sondern auch einer Wiederherstellung des Alltags. In<br />
den Straßen lagen Pferdeleichen, zerschlagene Militärwagen,<br />
Plunder, Müllhaufen und in den Trümmern<br />
nicht weggeräumte Leichen. Der Wind trieb durch<br />
die Straßen Asche und Papierfetzen. Einer der dies<br />
schilderte, W. F. Synorow, war unmittelbar nach den<br />
Vortruppen der Roten Armee als Adjutant des neuen<br />
Kommandanten in Weißensee. 1<br />
Langhansstr. Ecke Heinersdorferstr., 1945<br />
KPD und SPD-Mitglieder halfen der neuen Bezirksadmisnstration,<br />
das Leben in Weißensee wieder<br />
zu normali-sieren. Lauf- und Panzergräben<br />
mussten eingeebnet und Bombentrichter zugeschüttet<br />
werden. Für die Aufräumarbeiten wurden vor allem<br />
ehemalige NSDAP-Mitglieder angefordert. Die<br />
Sicherung der Lebensmittelversorgung hingegen<br />
war die wichtigste Aufgabe, denn der Hunger unter<br />
der Bevölkerung war groß und allgegenwärtig.<br />
Kampf gegen den Ungeist des Nationalsozialismus<br />
Bereits am Montag, den 23. April, schlugen Rotarmisten<br />
den ersten Befehl des Chefs der Front und<br />
ersten Stadtkommandanten in Weißensee an. Dieser<br />
forderte die unverzügliche Suche nach Mitgliedern<br />
der Gestapo, Angehörigen der SS und der Führung<br />
der Volkssturm-Einheiten. Im Juni folgte die Bildung<br />
antifaschistischer Aktionsausschüsse. Diese setzten<br />
sich, wie auch in anderen Bezirken aus Gewerkschaften<br />
und politischen Parteien zusammen. Die Aktionsausschüsse<br />
sollten den demokratischen Neubeginn<br />
sichern. In <strong>Hohenschönhausen</strong> hatten die Aktionsausschüsse<br />
zwei Geschäftsstellen, eine in der Beliner<br />
Straße 113 (Konrad-Wolf-Straße) und eine in der Hohenschönhauser<br />
Straße 49. Hier konnten Bewohner_<br />
innen des Stadtteils bei der Ergreifung ihnen bekannter<br />
Nazis helfen. Außerdem konnten <strong>Antifa</strong>schist_innen,<br />
durch das Eintragen in die Listen der „<strong>Antifa</strong>“ ihre<br />
Mitarbeit an der Entnazifizierung bekunden. Auf einem<br />
Aushang aus dem Juni 1945 heißt es dazu: „Der<br />
antifaschistische Aktionsausschuß ruft alle Mitbürger<br />
<strong>Hohenschönhausen</strong>s zur Mitarbeit auf! […] Mit der<br />
Eintragung in die Liste der „<strong>Antifa</strong>“ ist […] die Bereitschaft<br />
ausgedrückt, dem Ungeist des Nationalsozialismus<br />
den Boden zu entziehen und alle Bestrebungen<br />
tätig zu unterstützen“ 2 . Auf Initiative des Aktionsausschusses<br />
fand am 22. Juli 1945 auf den Orakne-Terassen<br />
eine antifaschistische Massenkundgebung statt.<br />
Politische Neuformierung<br />
Am 15. Juni 1945 wurde auch der Grundstein für<br />
eine neue Gewerkschaft gelegt. Der Aufbau der<br />
Parteien und der Gewerkschaft vollzog sich in Wei-