Antifa Hohenschönhausen - NEA
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ßensee schnell. Etwa 25 Mitglieder des ehemaligen<br />
KPD-Unterbezirks Weißensee führten ihre konstituierende<br />
Sitzung am Abend des 11. Juni in den<br />
Räumen des Bezirksamtes durch. Kurt Steffen wurde<br />
Vorsitzender der Unterbezirksleitung. Das Parteibüro<br />
der KPD richtete sich im ehemaligen Cafe<br />
„Heko“ ein. Der Kreisverband der SPD konstituierte<br />
sich am 17. Juni. Ihr Kreisvorsitzender wurde Georg<br />
Heim und ihre Sitz befand sich in der Langhansstraße<br />
22. Der FDGB-Bezirksausschuß Weißensee bildete<br />
sich ebenfalls am 17. Juni. Vorsitzende wurden<br />
die Kollegen Bergeinann (KPD) und Barz (SPD).<br />
Am 26. Juni gründete sich mit der CDU, eine Partei,<br />
die es bis dahin in der politischen Landschaft noch<br />
nicht gab. Ihr Parteibüro hatte die CDU in der Charlottenburger<br />
Straße 141. Forderungen, wie die Verstaatlichung<br />
von Bodenschätzen und Monopolunternehmen,<br />
die einem in Verbindung mit der CDU heute<br />
vollkommen absurd erscheinen mögen, waren im<br />
Gründungsaufruf der jungen Partei zu finden. „Das<br />
kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen<br />
und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes<br />
nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen,<br />
wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch<br />
als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik<br />
kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen.<br />
Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen<br />
Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn-<br />
und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen<br />
unseres Volkes sein.“ hieß es unter anderem im<br />
von der CDU verbashiedeten Ahlener Programm (3.<br />
Februar 1947 im Gymnasium St. Michael in Ahlen<br />
beschlossenes Wirtschafts- und Sozialprogramm der<br />
nordrhein-westfälischen CDU-Programm-Kommision).<br />
Diese Bestrebungen wurden allerdings mehr<br />
und mehr unterlaufen und schließlich im Zuge der<br />
Blockbildung gänzlich zerschlagen. Von dort an wurde<br />
der Antikommunismus zum einenden Programm.<br />
Bewältigung des Nachkriegsalltags<br />
Die ersten Begegnungen und Erfahrungen mit den<br />
Siegern waren sehr unterschiedlicher Natur. Da war<br />
zum einen der freundliche Soldat, der Brot und Suppe<br />
für die Kinder und sogar Schokolade verteilte. Doch<br />
lösten Plünderungen, Vergwaltigungen und Diebstähle<br />
Schrecken bei der Bevölkerung aus. „Plünderungen,<br />
Plünderungsversuche und unsittliche Belästigungen<br />
sind unverzüglich bei der Kommandantur Große<br />
Seestraße 6 zu melden. Personen, die solche Handlungen<br />
vornehmen oder vorzunehmen versuchen,<br />
werden nach Kriegsrecht strengstens bestraft[….].<br />
Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnungen werden<br />
nach Kriegsrecht bestraft.“ Verlautbarte eine öffentliche<br />
Bekanntmachung des Weißenseer Bürgermeisters<br />
vom 28. April 1945. 3 Zu den Problemen der<br />
Nachkriegszeit gehörte auch die Wohnungsnot. Zwar<br />
waren die Kriegsschäden im Zentrum weit aus größer,<br />
dennoch hatten auch im nordöstlichen Teil Berlins<br />
zahlreiche Familien ihre Wohnraum während der<br />
Bombardierungen verloren. In Weißensee waren nur<br />
39 Gebäude schwer beschädigt bis total zerstört, wiederherstellbar<br />
insgesamt 577. 1939 lebten in Weißensee<br />
ca. 80.000 Bürger, im Mai 1845 etwa 60.000. Davon<br />
waren 30.796 Frauen, die andere Hälfte Männer,<br />
Invaliden und Behinderte, so wie Alte und Kinder.<br />
Dazu kamen allein bis Juni 100.000 Flüchtlinge, die<br />
gewissermaßen das Strandgut des Krieges darstellten.<br />
In Weißensee stand Mensch vor einem Berg elementarer<br />
Aufgaben. Alles mußte gleichzeitig angefangen<br />
werden. Die jahrelange gelebte Isolierung<br />
der Kommunist_innen und Sozialdemokrat_innen<br />
in der Zeit der Weimarer Republik und die bitteren<br />
Erfahrungen des Nationalsozialismus schienen geradezu<br />
eine gemeinsames Handeln zu fordern. Die<br />
Chance lag in der Übernahme von Verantwortung<br />
für einen neuen Anfang. Der Anspruch auf ein<br />
neues freies Leben erwuchs aus den Trümmern.<br />
Und den Aufbauwillen zeigten vor allem diejenigen,<br />
die zuvor als Verräter des Vaterlands galten.<br />
Literatur/Erläuterungen:<br />
[1] H. Less über den 24. April 1945, in: Peter Glaß,<br />
Rainer Kolitsch. Vorbei der Feuerbrand – Weißensee<br />
1945. Hendrik Bäßler Verlag. Berlin, 1995. S.8<br />
[2] Peter Glaß, Rainer Kolitsch. Vorbei der Feuerbrand<br />
– Weißensee 1945. Hendrik Bäßler Verlag<br />
Berlin, 1995. S.25<br />
[3] Ebd., S.9<br />
Berliner Allee Ecke Wörtherstr. (heute Smetanastr.), 1945<br />
Aufbau /<br />
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