6 April eintrafen. Hier brachten sie in der Berliner Straße „Katjuschas“, auch Stalinorgeln genannt in Stellung um Ziele im Berliner Zentrum zu beschießen. Am 22. April wurde Weißensee ohne nennenswerten Widerstand eingenommen. Auf dem Antonplatz wurden ebenfalls „Katjuschas“ postiert. Ziel ihrer Beschüsse war das Stadtzentrum, allem voran die Berliner Reichskanzlei. Versprengte Trupps von „Endkämpfern“ zogen sich von Weißensee aus in Richtung S-Bahnhof Weißensee (heute S-Bahnhof Greifswalder Straße) zurück. Während sich Artillerie und Panzer auf der Höhe Greifswalder Straße, wo der S-Bahn-Ring zu einer starken Auffangstellung ausgebaut worden war, noch hartnäckige Gefechte lieferten, war der Krieg in Weißensee bereits vorbeigezogen. Letzte Gefechte und Hinrichtungen Für die Bewohner von Weißensee und den Ortsteilen <strong>Hohenschönhausen</strong>, Falkenberg und Wartenberg, Malchow endete der Krieg am 22. April 1945 und damit früher als in anderen Bezirken der „Reichshauptstadt“. Der S-Bahn-Ring hingegen, insbesondere an der Dänenstraße, war bis zum bis zum 2.Mai Schauplatz erbitterter Kämpfe. Noch am 2. Mai wurden an der Greifenhagener Straße kleinere Wehrmachtseinheiten gesichtet. Bei den Soldaten (ca. 150 bis 200 Mann) handelte es sich lediglich um Truppenreste aus den Innenbezirken, die sich der Gefangenahme durch die Flucht entziehen wollten. Noch für den 29. April notierte der sozialdemokratischer Rektor Fritz Schmidt “Es ist jetzt gefährlich über die Greifenhagener Straße zu gehen! […] unentwegt peitschen Gewehrschüsse deutscher Heckenschützen von der Stargarder Straße her die Greifenhagener Straße entlang. Mehrere Deutsche sind heute bereits schwer verwundet worden durch diese Schießerei.“ 5. Am 25. Mai zogen russische Geschützkolonnen und Wagen in Ost-West-Richtung über die Pankower Spitze durch den nördlichen Teil Prenzlauer Bergs in Richtung Wedding. Im Nordosten Berlins verlagerten sich die Kämpfe besonders in den Bereich rund um den Bereich Gesundbrunnen, wo die SS in hohen Flakbunkern am Humboldthain ihre Stützpunkte besaß. Weiterhin schreib Rektor Schmidt „Alles fürchtet einen SS-Einfall und war auf das Schlimmste gefasst. Kein Russe war weit und breit zu sehen.“ 6 Die Angst, trotz absehbarer Niederlage Deutschlands, doch noch in letzter Sekunde Übergriffen der Nazis und ihrer militärischen Verbände zum Opfer zu fallen war nicht unbegründet. Otto Schieritz, ein sozialdemokratischer Arbeiter aus Prenzlauer Berg hisste in seiner Wohnung im vierten Stock der Senefelder Straße 33 die Weiße Fahne. Wenige Minuten später wurde sie mit einer Panzerfaust herunter geholt. Ein SS-Trupp stürmte das Haus und verschleppte Schieritz zu ihrem letzten örtlichen Stützpunkt, die Schultheiß-Brauerei in der Franseckystraße (heute Sredzkistraße). Seinen Freiheits- und Friedenswillen musste Otto Schieritz, wie so viele andere, mit dem Leben bezahlen. Literatur/Erläuterungen: [1] Thomas Friedrich/Monika Hansch, „1945 - Nun hat der Krieg ein Ende. Erinnerungen an <strong>Hohenschönhausen</strong>., Heimatmuseum <strong>Hohenschönhausen</strong>, Dezember 1995, S.12f [2] Der Reichsnährstand (Abkürzung: RNST) war eine ständische Organisation der nationalsozialistischen Agrarpolitik in den Jahren 1933 bis 1945. In ihm waren Landwirte und Bauern zusammengefasst. Im Zuge der Machtergreifung 1933 wurden im Reichsnährstand sämtliche Personen gleichgeschaltet, die an der Erzeugung und dem Absatz landwirtschaftlicher Produkte beteiligt waren. Organisatorisch wurde dies erreicht durch eine Untergliederung des RNST in Landes-, Kreis- und Ortsbauernschaften, die jeweils von einem Bauernführer kontrolliert wurden. [3] Eine Selbstfahrlafette ist ein Artilleriegeschütz, das auf einem auf Rädern oder Ketten laufenden, selbstfahrenden Fahrgestell montiert ist. Dazu sind die eigentlichen Geschütze auf ein zumeist mit Kettenantrieb ausgestattetes Gestell montiert. Um die Besatzung gegen Beschuss zu schützen, sind Selbstfahrlafetten zumeist mit einer dünnen Panzerung ausgestattet. [4] Wenjamin Borissowitsch Mironow, „Die Stählerne Garde“, Militärverlag der Dt. Demokrat. Republik, Berlin 1986, S.156 [5] Hans-Rainer Sandvoß, „Widerstand in Prenzlauer Berg und Weißensee“, Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Berlin 2000, S.70 [6] Ebd.
Rotarmisten im Kanzleramt, 1945 Befreiung / 7