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Antifa Hohenschönhausen - NEA

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16<br />

Als auf dem Schuldach<br />

das Hakenkreuz wehte<br />

Der Protest der Schüler_innen<br />

und Lehrer_innen an der „Weltlichen<br />

Schule Berlin–Weißensee“<br />

Im April 1939 öffnete die „Weltliche<br />

Schule Berlin-Weißensee“<br />

in der Amalienstraße ihre Tore.<br />

Die Schule, die heute den Namen<br />

„Grundschule am Weißensee“<br />

trägt war seiner Zeit eine<br />

der ersten ihrer Art in Weißensee.<br />

Zahlreiche fortschrittliche Eltern<br />

und Arbeiter_innenfamilien, die ihre Kinder ohne Religionsunterricht und Prügelstrafe unterrichtet<br />

wissen wollten, meldeten ihre Kinder hier an. Der „Arbeiter-Eltern-Bund Berlin-Weißensee“, die<br />

„Freie Lehrergewerkschaft Deutschlands“, so wie Kinder- und Jugendorganisationen aus Arbeiter_innenkreisen<br />

beteiligten sich aktiv an der Gestaltung des Schulalltags. Durch ihren Einfluss, wie auch die allgemeinen<br />

Grundwerte der Weltlichen Schulen gab es hier z.B. keine Geschlechtertrennung. Anderer Orts<br />

war es nicht unüblich, dass „Jungen“ und „Mädchen“ in verschiedenen Klassen unterrichtet wurden 1 .<br />

Im überwiegend von Arbeiter_innen bewohnten Weißensee, vermochten die Nationalsozialisten lange Zeit<br />

kaum Anhänger für ihre Ziele zu gewinnen. Mit den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise Anfang der dreißiger<br />

Jahre erhielten sie Zulauf aus kleinbürgerlichen Schichten, die um ihre wirtschaftliche Existenz fürchteten.<br />

In der Schule machte sich die politische Lage bemerkbar, als einzelne Schüler der Hitlerjugend (HJ) beitraten.<br />

Beim ersten Eintritt eines Schülers in die HJ warnte der Lehrer Georg Nitschke (1896 – 1939) seine Schüler<br />

mit den Worten: „Die nehmen euch das Denken ab, da die Leute“ 2 . Jene Übertritte waren an der Schule<br />

zwar verschwindend gering, versetzen Leher_innen und Mitschüler_innen allerdings einen Schock, waren sie<br />

schließlich Vorboten der politischen Entwicklung in Deutschland, die auch das Ende der Weltlichen Schule<br />

erahnen ließ.<br />

„Je härter der politische Druck sich auszuwirken begann, desto enger rückte man ideologisch zusammen. In<br />

der großen Aula zum Beispiel, wurden in ständigen Intervallen sowjetische Revolutionsfilme zwischen Streifen<br />

mit Buster Keaton, Harold Lloyd und Charlie Chaplin gezeigt.“ 3 schrieb Wolfdietrich Schnurre 4 über die<br />

Situation in diesen Tagen.<br />

Rund zwei Wochen nach dem 30. Januar 1945, dem Tag der Machtübertragung an die Nationalsozialisten,<br />

wehte die Hakenkreuzfahne auf dem Dach der Weltlichen Schule in der Amalienstraße. Vor dem Schuleingang<br />

versammelte sich rasch eine Traube von Schüler_innen, die sich weigerten das Schulgelände zu betreten.<br />

„Der Lappen muß runter, wir betreten die Schule nicht!“ 5 forderten sie. Zusammen mit Lehrern begannen sie<br />

aus Protest „Die Internationale“ zu singen: „Es rettet uns kein hö‘hres Wesen, kein Gott, kein Kaiser, noch<br />

Tribun. Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!“. So unterschiedlich ihre Hintergründe auch<br />

gewesen sein mögen, in jenem Moment fanden sie sich in der Hymne der Arbeiter_innenbewegung wieder –<br />

vereint das Lied schließlich viele der freiheitlichen Grundideen der Weltlichen Schule. Rektor Rudolf Zwölfner<br />

hielt eine kurze Ansprache. „Er stellte jedem Schüler anheim, das Schulgebäude, gar die Klassenräume zu<br />

betreten. Was ihn anging jedoch, er könne nur sagen, jene Fahne dort oben habe aus seiner Schule eine fremde

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