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Antifa Hohenschönhausen - NEA

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Erinnerungen von<br />

Helmut Hauptmann<br />

Um den tief verwurzelten nationalsozialistischen Vorstellungen unter den Deutschen mehr und mehr aufzulösen<br />

wurden <strong>Antifa</strong>-Jugend-Gruppen ins Leben gerufen. Die <strong>Antifa</strong>-Jugend-Gruppen, die im März 1946 in<br />

die Freie Deutsche Jugend (FDJ) übergingen, entfalteten ein reges Jugendleben. Helmut Hauptmann war<br />

Mitglied der <strong>Antifa</strong>-Jugend. Im Folgenden dokumentieren wir einen Auszug aus seinem Buch „Lehrzeit, Geschichten<br />

und Erinnerungen“:<br />

„In einer sozialdemokratischen Veranstaltung zum ersten Weihnachten nach dem Krieg bin ich sozusagen<br />

zum ersten Mal veröffentlicht worden. Ich trug im Kino „Harmonie“ in der Langhansstraße, lampenfiebergeschüttelt,<br />

ein eigenes Manuskript vor. Auf dem Programm war ich zwischen den Musikern, Referenten und<br />

Rezitatoren durch drei Pünktchen angekündigt, etwa als eine Art »schreibender Schüler« im späteren Bitterfelder<br />

Sinne. Ich weiß nur, daß ich in den hinteren Reihen sitzend, bis es soweit war- nach vorne stolperte in<br />

das blendende Scheinwerferlicht, wenigstens das Pult wie einen Rettungsanker wahrnahm, sonst weiter nichts<br />

mehr sah, und meine kindlichen Reime - wer hat in der Jugendzeit keine Gedichte gemacht in den dunklen<br />

Saal rief. Ich habe sie mir aufgehoben:<br />

Der Schwur<br />

Die Waffen schweigen, es ist Frieden!<br />

Vernunft und Geist den Kampf entschieden;<br />

gebrochen ist der Blutrausch der Gewalt,<br />

das letzt Kriegsgeschrei verhallt...<br />

Die Welt leckt stöhnend ihre schweren Wunden,<br />

die endlich langsam wieder nun gesunden.<br />

Zum Fest der Wintersonnenwende<br />

reicht brüderlich euch nun die Hände,<br />

die ihr einst feindlich gegenüberstandet,<br />

bis ihr aus diesem irren Wahn euch fandet.<br />

Bedenkt! Millionen Tote klagen<br />

uns an mit ihren stummen Fragen.<br />

Die Waffen schweigen, wir sind frei!<br />

Doch wann wird eine neue Teufelei<br />

den Brand durch alle Länder wieder tragen?<br />

Wann wieder Haß Verblendeter zum Himmel schlagen?<br />

Weh uns! Diesmal gäbs kein Entkommen,<br />

In Staub war‘ bald die ganze Erde zerronnen.“ 1<br />

Oktober 1945, Helmut Hauptmann<br />

[1] Entnommen aus: Helmut Hauptmann „Lehrzeit, Geschichten und Erinnerungen“, Verlag Neues Leben, Berlin, 1979

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