08.01.2013 Aufrufe

Antifa Hohenschönhausen - NEA

Antifa Hohenschönhausen - NEA

Antifa Hohenschönhausen - NEA

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

28<br />

dürfte etwa 10 bis 15 % der Einwohner erreicht haben.<br />

Dies war zu wenig, um sich selbst von der Nazi-<br />

Herrschaft befreien zu können.<br />

Wartenberg 21.4.1945<br />

Die Rote Armee erreichte im Kampf um Berlin in den<br />

Vormittagsstunden des 21. April 1945 den nordöstlichen<br />

Berliner Stadtrand. An diesem Tag überschritten<br />

Aufklärer der 219. Panzerbrigade des 1. Mechanisierten<br />

Korps der 5. Stoßarmee mit ihrem Kommandeur<br />

Jewsej Wainrub gegen 10.00 Uhr die Berliner Stadtgrenze<br />

und hissten bei Wartenberg die erste rote Fahne<br />

auf Berliner Territorium. In Marzahn, das heftig<br />

umkämpft wurde, wehten noch am gleichen Nachmittag<br />

ebenfalls zwei rote Fahnen. SS- und Wehrmachteinheiten<br />

hatten in letzter Stunde die Dorfkirchen in<br />

Wartenberg, Falkenberg und Malchow gesprengt.<br />

Bereitwillig ließ der Malchower Nazi-Pfarrer Anton<br />

Pöschl dies geschehen. In <strong>Hohenschönhausen</strong> fanden<br />

nur kleinere Kämpfe statt. Manch einer wagte<br />

sogar, eine weiße Fahne aus dem Fenster zu hängen.<br />

Namenlos bleiben die vielen Deserteure der Wehrmacht,<br />

die in jenen Tagen den Krieg auf eigene Faust<br />

beendeten und dafür mit Standgerichten ermordet<br />

wurden. In Berlin waren es wahrscheinlich mehr als<br />

einhundert. Am Faulen See und in der Quitzowstraße<br />

in <strong>Hohenschönhausen</strong> kämpften noch fanatische<br />

Nazis. Kommunisten wie Else Eisenkolb-Großmann,<br />

Hermann Kratzenstein und Willi Retzke leisteten unter<br />

den Deutschen in ihrem Kiez in der Goeckestraße<br />

Überzeugungsarbeit zur Beendigung des Krieges<br />

und stellten sich mutig an die Seite der Roten Armee.<br />

Der <strong>Hohenschönhausen</strong>er Sozialdemokrat Schneidermeister<br />

Emil Bolatzky, der den ganzen Krieg über<br />

eine Anlaufstelle für Nazigegner war, verhinderte mit<br />

weiteren <strong>Antifa</strong>schisten die Sprengung der „Schweinebrücke“<br />

am S-Bahnhof Landsberger Allee. Sie<br />

überredeten Volkssturmmänner zur Einstellung der<br />

Kampfhandlung und kappten die Zündschnüre. Emil<br />

Bolatzky entstammte einer alten sozialistischen Fa-<br />

milie. 1896 geboren, trat er 1908 der sozialistischen<br />

Arbeiterjugend und 1912 der SPD bei. 1918 schloss er<br />

sich der linken Unabhängigen Sozialdemokratischen<br />

Partei Deutschlands an und kämpfte im März 1919<br />

gegen die Noske-Truppen. Später wieder zur SPD<br />

zurückgekehrt, war er bis zum Juni 1933 der letzte<br />

Kreisleiter der Partei in Weißensee. Er gehörte in der<br />

Nazizeit den illegalen Gruppen „Kleiner Vorwärts“<br />

und „Roter Stosstrupp“ an. Die Erfahrungen seines<br />

politischen Lebens führten ihn 1945 an die Seite der<br />

Roten Armee und 1946 in die SED.<br />

Die Panzersperren, die den Zugang nach Weißensee<br />

unterbinden sollten, waren am 22. April 1945 um 6.00<br />

Uhr unter Kontrolle der Roten Armee. Innerhalb von<br />

zwei Stunden besetzten Truppenteile der 3. Stoßarmee<br />

mit Panzern kampflos den Kern von Weißensee. Sie<br />

drangen über die Berliner Allee, die Buschallee und<br />

die Lichtenberger Straße vor. Zahlreiche Einwohner<br />

waren in die Innenstadt geflüchtet.<br />

Vom Antonplatz in Weißensee und von der <strong>Hohenschönhausen</strong>er<br />

Sommerstraße (seit 1954 im Sportforum)<br />

aus nahmen die gefürchteten Salvenwerfer<br />

„Katjuschas“, die „Stalinorgeln“, das Berliner Stadtzentrum<br />

unter Beschuss. Reichspropagandaminister<br />

Goebbels beschimpfte danach die Weißenseer als<br />

„ehrlos und feige“. Einen Tag darauf wurde der Ort<br />

von faschistischen Flugzeugen bombardiert. Auch in<br />

Weißensee gaben sich die überlebenden deutschen<br />

Kommunisten und Sozialdemokraten sofort den Rotarmisten<br />

freudig zu erkennen.<br />

Else Jahn Gedenktafel

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!