Industriemagazin Oktober/2008.
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Lemper: Ja, das tue ich. Zum einen gibt es<br />
in der Schifffahrt gerne den Hang zum<br />
Stöhnen – das ermöglicht die einfachere<br />
Weitergabe eines sicherlich vorhandenen<br />
Kostendrucks. Zum anderen werden meiner<br />
Meinung nach gerade im Zusammenhang<br />
mit dem geplanten Verkauf von Hapag-<br />
Lloyd schlechte Nachrichten lanciert und<br />
aufgebauscht, um den Preis zu drücken.<br />
Aber darüber hinaus gibt es doch auch<br />
handfeste Gründe, warum die Frachtraten<br />
jetzt unter Druck geraten sind: die Verlangsamung<br />
des Wirtschaftswachstums in Europa,<br />
eine mögliche Rezession in den USA<br />
und die deutlich düsteren Aussichten für<br />
Fernost.<br />
Lemper: Der Hauptgrund ist meiner Meinung<br />
nach ein anderer. Wir haben derzeit die<br />
Situation, dass sich das Angebot an Schiffsraum<br />
von der Nachfrage abgekoppelt hat.<br />
So wurden in den vergangenen Jahren im<br />
großen Stil neue Schiffe geordert, die nun<br />
nach und nach auf den Markt kommen.<br />
„Viele schlechte Marktnachrichten<br />
sind derzeit lanciert – um im<br />
geplanten Hapag-Lloyd-Verkauf<br />
den Preis zu drücken.“<br />
Der Seefracht-Professor Burkhard Lemper zur<br />
Branchenkonjunktur<br />
Die Nachfrage nahm zwar auch zu, aber<br />
nicht in dem gleichen Umfang. Dadurch<br />
geraten die Frachtraten jetzt unter<br />
Druck.<br />
Aus Sicht der Verlader ist das eine gute<br />
Nachricht. Wie lange wird der Preisdruck<br />
Ihrer Meinung nach anhalten?<br />
Lemper: Sicherlich die nächsten ein bis zwei<br />
Jahre. Aber noch mal: Es ist nicht so, dass<br />
die weltweite Containerschifffahrt schrumpfen<br />
wird. Die langfristige Wachstumsrate<br />
sehe ich bei rund 6,5 Prozent.<br />
In welchem Umfang ist denn mit dem<br />
Angebot neuen Schiffsraums zu rechnen?<br />
Lemper: Im zweiten Halbjahr 2008 wird rund<br />
8 Prozent neue Tonnage auf den Markt<br />
kommen. Im Gesamtjahr rechnen wir mit<br />
rund 15 Prozent, 2009 und 2010 mit jeweils<br />
14 Prozent.<br />
Und ab 2011 deutet sich bereits eine<br />
Entspannung an?<br />
Lemper: Derzeit wird wenig Schiffsraum<br />
INDUSTRIEMAGAZIN 10/<strong>Oktober</strong> 2008<br />
bestellt. Die Reedereien warten erst einmal<br />
ab, wie sich der Markt entwickeln wird,<br />
was natürlich sinnvoll ist. Die Hoffnung<br />
ist also, dass die Zunahme der Tonnage ab<br />
2011 moderater ausfallen wird.<br />
Es gibt Experten, die halten die Containerisierung<br />
für nahezu ausgereizt. Wie stark<br />
lässt sich diese denn noch steigern, der<br />
zusätzliche Schiffsraum also durch neue<br />
Güter sinnvoll belegen?<br />
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