WIRTSCHAFT Leihen oder Leasen? FINANZIERUNG Die Kreditverknappung macht Mietkauf-Varianten für Investitionsgüter interessant. Ein umfassender Vergleich. Es war keineswegs mangelnde Liquidität die Otto Schmit zur Mietvariante bewegte. Das Leasingmodell für das rund 1,8 Millionen Euro teure Hochregellager am Welser Standort der Bogner Edelstahl GmbH hatte vordergründig bilanztaktisches Kalkül. „Wir hatten damals schon ein riesiges Anlagevermögen. Diese Investition über einen Kredit zu fi nanzieren hätte unsere Bilanzsumme noch weiter aufgebläht und unsere Eigenkapitalquote belastet“, erklärt der Finanzbereichsleiter des Stahlverarbeiters. Wenngleich es keinen Unterschied macht, ob ein Unternehmen seinen Zahlungsverpfl ichtungen beim Leasingentgelt oder bei der Entrichtung seiner Kreditrate nicht nachkommt, wird die Mietvariante von den Ratingsystemen der Ban- ken klar bevorzugt. Neben der klassischen KFZ-Sparte kommen daher bei heimischen Mittelständern auch Leasingvarianten für andere Mobilien und Immobilien immer stärker in Mode. Leasing oder Kredit? Bereinigt um privat geleaste Kraftfahrzeuge pumpten die 41 heimischen Leasingunternehmen im ersten Halbjahr 2008 über 2,8 Milliarden Euro an Refi nanzierungsmitteln in die heimische Wirtschaft. Das entspricht einem Wachstum von rund 5,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Die höchste Leasingquote mit 57,6 Prozent verzeichnete traditionell die Sparte Busse und LKW“, sagt Günther Fischer, Geschäftsführer der Unicredit Leasing Österreich. Aufgrund des neuerlichen Auf- Hochregallager: Leasingentgelt statt Kreditrate auch für untypische Investitionsgüter fl ammens der Finanzmarktkrise dürfte jedoch auch der Leasinganteil in anderen Sparten schon bald markant zulegen. „In unsicheren Zeiten legen Banken besonderen Wert auf den Besicherungsstatus. Für Leasing spricht, dass bei dieser Art der Investitionsfi nanzierung keine bestehenden Unternehmenssicherheiten benötigt werden“, sagt Johann Kaiserreiner, Leiter des Produktmanagements bei Raiffeisen Leasing. Das INDUSTRIEMAGAZIN untersuchte, ob die Leasingvarianten dem klassischen Investitionskredit tatsächlich überlegen sind. Leasingfähigkeit. Tatsächlich stellt sich die Frage Leasing oder Kauf nur für Unternehmen, die ein leasingfähiges Wirtschaftsgut fi nanzieren möchten. „Wenn es keinen Drittmarkt für eine Anschaffung gibt, kommt eine Leasingvariante für Industriebetriebe nicht in Frage“, sagt Brigitte Bruckmüller, Geschäftsführerin der Immorent Österreich. Zwar traut sich die Immorent zu, für ein Hochregellager wie jenes der Bogner Edelstahl GmbH einen Käufer zu fi nden, die Veräußerung einer höchst individuell angefertigten Produktionsmaschine wäre dagegen praktisch unmöglich. Generell können Leasingfi rmen nur fi nanzieren, wenn sie sich die zugrunde liegende Investition zur Gänze aneignen können. „Die ausschließliche Modernisierung einer Maschine oder der ein nicht externer Zubau zu einem bestehenden Objekt ist nicht leasingfähig“, sagt Brigitte Bruckmüller. Steuern. Dass ein herkömmliches Inlandsleasing für heimische Industriebetriebe steuerlich wesentlich günstiger als ein Investitionskredit wäre, lässt Steuerberater Alexander Hofmann, Geschäftsführer der Accurata Wirtschaftstreuhand Gruppe, nicht gelten. „Mittels Leasing lässt sich die Abschreibungsdauer einer Investition verkürzen, wodurch die KÖSt-Belastung schneller vermindert werden kann. In Summe ist der Steuereffekt aber genauso hoch wie bei einer herkömmlichen Abschreibung im Zuge einer Kreditfi nanzierung“, sagt Hofmann. Unter dem Strich schiebt ein Unternehmen durch eine kurzfristige Leasingvariante einen Teil seiner Steuerzahlungen somit einfach nur etwas auf. 42 10/<strong>Oktober</strong> 2008 INDUSTRIEMAGAZIN ALMI
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