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Industriemagazin Oktober/2008.

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WIRTSCHAFT<br />

Vorschuss und Versicherung<br />

FACTORING Forderungsabtretung hat den Geruch von Zahlungsschwierigkeiten<br />

verloren. Zwei neue Anbieter mischen derzeit den Markt auf.<br />

Auf Zahlungseingänge wartet Andreas<br />

Pölzelbauer nicht lange. Unmittelbar<br />

nachdem eine Ausgangsfaktura den<br />

Trenkwalder-Personaldienstleistungskonzern<br />

verlässt, bekommt Finanzvorstand Pölzelbauer<br />

95 Prozent des Rechnungsbetrags<br />

über ein Factoringmodell auf sein Betriebsmittelkonto<br />

überwiesen. Die Erhöhung des<br />

Liquiditätsspielraums ist nicht der einzige<br />

Grund für den Verkauf der Debitorenforderungen<br />

an die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich.<br />

„Wir haben über Factoring auch<br />

unser Rating verbessert und unsere Vorfi -<br />

nanzierungszinsen gesenkt“, sagt Pölzelbauer.<br />

Stark zugelegt. Völlig diametral zur extremen<br />

österreichischen Bankendichte ritterten in<br />

der Alpenrepublik bis vor kurzem nur drei<br />

Anbieter um den Gesamtmarkt der Forderungsabtretung.<br />

Die sparkassennahe Intermarket<br />

Bank (Marktanteil 2007: 60 Prozent),<br />

die Factorbank (Unicredit-Konzern, Marktanteil:<br />

23 Prozent) und die VB Factoring<br />

Bank (Volksbanken-Gruppe, Marktanteil:<br />

15 Prozent) mussten heuer jedoch zusehen,<br />

wie auch die französische Coface und Raiffeisen<br />

mit einer eigenen Factorbank auf den<br />

heimischen Markt kamen. Der Grund: Der<br />

„Das größte Risiko<br />

eines Unternehmens<br />

ist das Liquiditätsrisiko.“<br />

Michael Oberhummer, Intermarket Bank<br />

„Bevor wir Forderungenbevorschussen,<br />

wird natürlich die<br />

Bonität von Kreditor<br />

und Debitoren geprüft.“<br />

Herbert Auer, VB Factoring Bank<br />

Markt boomt so stark, dass sich diese Nische<br />

niemand entgehen lassen will. „Der Factoringumsatz<br />

in Österreich hat im Vorjahr um<br />

über 12 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro<br />

zugelegt“, sagt Herbert Auer, Vorstand der<br />

VB Factoring Bank. Die Angebotspalette für<br />

die heimische Industrie reicht dabei von der<br />

bloßen Bevorschussung von Forderungen<br />

an Debitoren bis zur kompletten Auslagerung<br />

der Forderungsbuchhaltung samt Versicherung<br />

gegen Zahlungsausfälle. Das INDUS-<br />

TRIEMAGAZIN untersuchte Kosten und<br />

Nutzen für den heimischen Mittelstand.<br />

Vorfi nanziert. Potenzielle Factoringkunden sind<br />

grundsätzlich heimische Industriebetriebe,<br />

die wenige Teilrechnungen ausstellen, einen<br />

Jahresumsatz von mehr als einer halben<br />

Million Euro erwirtschaften und über einen<br />

breit gestreuten Kundenkreis verfügen. „Bevor<br />

wir Forderungen bevorschussen, wird<br />

natürlich die Bonität des Factoringkunden<br />

und seiner Debitoren geprüft“, sagt Herbert<br />

Auer, Vorstand der VB Factoring Bank. Verläuft<br />

die Bonitätsbeurteilung positiv, werden bis<br />

zu 80 Prozent bzw. in Ausnahmefällen wie<br />

bei der Firma Trenkwalder sogar 95 Prozent<br />

der jeweiligen Forderung durch die Factoringbank<br />

zum Zeitpunkt der Rechnungslegung<br />

vorfi nanziert.<br />

Vom Prinzip her ist Factoring eine Finanzierungsform,<br />

die einem Kontokorrentkredit<br />

sehr ähnlich ist. „Wir verrechnen ab dem<br />

Zeitpunkt unserer Bevorschussung bis zur<br />

tatsächlichen Zahlung des Debitors die für<br />

Betriebsmittelkredite üblichen Zinssätze“,<br />

sagt Michael Oberhummer, Vorstand der<br />

Intermarket Bank. Das Risiko einer ausbleibenden<br />

Rechnungsbegleichung bleibt – sofern<br />

nicht separat versichert – freilich beim<br />

Factoringkunden. „Durch unsere zeitnahen<br />

Informationssysteme können wir Forderungsausfälle<br />

mit 0,3 bis 0,5 Prozent des<br />

Umsatzes im Verhältnis zur durchschnittlichen<br />

Ausfallquote in Österreich von 0,4<br />

Innovatives Personal-Recruiting,<br />

innovatives Cash-Management: Trenkwalder<br />

Prozent sehr günstig versichern“, sagt Rudolf<br />

Kandioler, Österreich-Vorstand von Coface.<br />

Zahlungsmoral. Während Factoring als reine<br />

Finanzierungsform auch von vielen Unternehmen<br />

mit namhaften Umsätzen im zweistelligen<br />

Millionenbereich genutzt wird, ist<br />

die komplette Auslagerung der Forderungsbuchhaltung<br />

speziell bei kleineren Betrieben<br />

sehr beliebt. „Vor einigen Jahren war es für<br />

viele Manager aus Angst vor Zeit- und Informationsverlust<br />

noch undenkbar, das<br />

Debitorenwesen auszulagern“, sagt Herbert<br />

Auer von der VB Factoring Bank. Seit die<br />

Factoringinstitute ihre Kunden online und<br />

tagaktuell informieren, steht für die Manager<br />

des Mittelstandes das Einsparungspotenzial<br />

für Buchhaltungsprogramme und<br />

Arbeitskräfte aber im Vordergrund. „Außerdem<br />

hebt unser konsequentes Mahnwesen<br />

die Zahlungsmoral der Debitoren“, so Herbert<br />

Auer weiter.<br />

„Das größte Risiko eines Unternehmens<br />

ist das Liquiditätsrisiko“, sagt Michael Oberhummer<br />

von der Intermarket Bank. Gerade<br />

stark wachsende Betriebe stoßen immer<br />

wieder an die Kreditlimits ihrer Hausbanken<br />

und sind dann in ihrem Finanzmanagement<br />

den oft trägen Zahlungsgewohnheiten ihrer<br />

Schlüsselkunden ausgeliefert. „Factoringfi -<br />

nanzierungen sind eine hervorragende Möglichkeit,<br />

werthaltige Forderungen sofort in<br />

Liquidität umzumünzen und die Finanzplanung<br />

zu optimieren“, meint Paul Artner,<br />

Unternehmensberater im Gneist-Consulting-<br />

Team. Schließlich geht es nicht nur um die<br />

Vermeidung von bonitätsschädigenden Zahlungsverzügen,<br />

sondern auch um die Ausnutzung<br />

von Skonti.<br />

Reduktion. Enorm verbessern können ihre<br />

Ratingeinstufungen speziell Unternehmen<br />

mit einem hohen Anteil an Kundenforderungen<br />

in der Bilanzsumme. „Die Verklei-<br />

48 10/<strong>Oktober</strong> 2008 INDUSTRIEMAGAZIN

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