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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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traumatischen Symptombelastung eines Kindes zunächst eine traumafokussierte<br />

Therapie zum Einsatz gebracht werden, die zusätzlich auch<br />

noch Komponenten zur Bearbeitung unangemessener sexueller Verhaltensweisen<br />

beinhaltet. Dies sollte ergänzt werden durch eine entsprechende<br />

Arbeit mit Bezugspersonen des Kindes, die zur Verbesserung<br />

von Selbstkontrollfähigkeiten des Kindes, zu einer adäquaten<br />

Beaufsichtigung sowie im Bedarfsfall zu wirksamen Veränderungen des<br />

familiären Lebensumfeldes beitragen soll. Liegt das Hauptproblem in<br />

einem vernachlässigenden familiären Umfeld, dann müssen Interventionen<br />

darauf abzielen, eine sichere, ges<strong>und</strong>e, stabile <strong>und</strong> nachvollziehbare<br />

Umgebung für das Kind zu schaffen. Stehen Bindungsprobleme<br />

im Vordergr<strong>und</strong>, so müssen Interventionen zur Erhöhung der<br />

elterlichen Feinfühligkeit initiiert werden.<br />

Es erscheint durchaus nicht in allen Fällen als notwendig, spezifische<br />

Behandlungsprogramme für sexuell auffällige <strong>Kinder</strong> zur Anwendung zu<br />

bringen. Es besteht vielmehr die Möglichkeit, Elemente zur Bearbeitung<br />

sexueller Verhaltensprobleme je nach individueller Problematik in andere<br />

Behandlungszugänge zu integrieren. An folgende Interventionsstrategien<br />

wäre hier beispielsweise zu denken: Reduktion des Zugangs zu sexuell<br />

stimulierenden Medien; Reduktion sexuell stimulierender Situationen in<br />

der häuslichen Umgebung; Vermittlung von Beaufsichtigungsstrategien<br />

bezüglich des Kontakts mit anderen <strong>Kinder</strong>n; Vorschläge für adäquates<br />

Reagieren auf sexualisierte Verhaltensweisen des Kindes. Kindbezogen<br />

können elementare Regeln zu den Themen „Berührung“, „sexuelles Verhalten“<br />

<strong>und</strong> „Grenzen“ vermittelt werden. Behandlungen müssen<br />

demnach nicht notwendigerweise in hochspezialisierten Einrichtungen<br />

durchgeführt werden. Je nach Schwere des Problems <strong>und</strong> je nachdem,<br />

wie sexuelle Verhaltensprobleme mit anderen Belastungen der <strong>Kinder</strong><br />

korrespondieren, sind variable Behandlungszugänge sinnvoll.<br />

Behandlungen müssen entwicklungssensibel sein. Da die Vermittlung<br />

von kognitiven Coping-Strategien bei jüngeren <strong>Kinder</strong>n schwierig ist,<br />

empfiehlt sich bei dieser Altersgruppe das Einüben einfacher <strong>und</strong><br />

konkreter Verhaltensalternativen. Jüngere <strong>Kinder</strong> können die kognitiven<br />

Prozesse, die zur Initiierung <strong>und</strong> Aufrechterhaltung unangemessenen<br />

sexuellen Verhaltens beitragen, nicht hinreichend verstehen. Sie sind<br />

weitaus weniger als Jugendliche <strong>und</strong> Erwachsene in der Lage, komplexe<br />

kognitive Prozesse wie Planung, „grooming“ oder Rationalisierungen zur<br />

Anwendung zu bringen. Dementsprechend erscheint eine Übertragung<br />

von Konzepten aus der Arbeit mit jugendlichen <strong>und</strong> erwachsenen<br />

Sexualtätern als unangemessen. Bei der Behandlungsplanung ist<br />

außerdem zu berücksichtigen, dass jüngere <strong>Kinder</strong> über entsprechend<br />

kürzere Aufmerksamkeitsspannen <strong>und</strong> eine geringere Impulskontrolle<br />

verfügen. In der Arbeit mit jüngeren <strong>Kinder</strong>n empfiehlt sich die Vermittlung<br />

einfacher Verhaltensregeln (z.B.: „Ihr dürft nicht die Geschlechtsteile<br />

anderer <strong>Kinder</strong> berühren!“), ohne dabei den Anspruch zu<br />

erheben, dass die <strong>Kinder</strong> die häufig abstrakt erscheinenden Gründe für<br />

diese Regeln verstehen müssen. Statt abstrakte Konzepte zu diskutieren,<br />

muss <strong>Kinder</strong>n angemessenes Verhalten gezeigt <strong>und</strong> in weiterer Folge<br />

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