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Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

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9.2 Testpsychologische Erfassung sexuell<br />

auffälligen Verhaltens<br />

(1) CSBI (Child Sexual Behavior Inventory, Friedrich, 1997)<br />

Friedrich (2003) berichtet über die Entstehungsgeschichte des CSBI als<br />

standardisiertes Messinstrument zur Erhebung sexuellen Verhaltens von<br />

<strong>Kinder</strong>n. In seinen ersten Studien zu sexuell missbrauchten <strong>Kinder</strong>n verwendete<br />

Friedrich die CBCL (Child Behavior Checklist, Achenbach, 1991),<br />

die insgesamt 6 Items enthält, die explizit sexuelle Verhaltensweisen von<br />

<strong>Kinder</strong>n erfassen. Es zeigte sich, dass die mit diesen sechs Items beschriebenen<br />

Verhaltensweisen bei sexuell misshandelten <strong>Kinder</strong>n deutlich<br />

häufiger berichtet wurden als bei nicht missbrauchten <strong>Kinder</strong>n. Zunächst<br />

war Friedrich nicht davon ausgegangen, dass sexuelle Verhaltensweisen ein<br />

bedeutsames Korrelat zu sexuellem Missbrauch darstellen würden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Erkenntnisse, die mithilfe der CBCL gewonnen wurden, begann<br />

sich Friedrich für die Möglichkeit zu interessieren, mithilfe eines standardisierten<br />

Messinstrumentes zwischen sexuell missbrauchten <strong>und</strong> nicht<br />

sexuell missbrauchten <strong>Kinder</strong>n zu diskriminieren, was für die Interventionspraxis<br />

naturgemäß erhebliche Folgen nach sich gezogen hätte.<br />

Aufgr<strong>und</strong> faktorenanalytischer Erwägungen <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der mangelnden<br />

Spezifität der CBCL-Items begann Friedrich mit der Entwicklung eines Inventars<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage von Befragungen von Müttern zum sexuellen<br />

Verhalten <strong>ihre</strong>r <strong>Kinder</strong>. Daraus entwickelte sich die erste Version des CSBI,<br />

die aus 54 Items bestand, die verschiedene sexuelle Verhaltensmanifestationen<br />

von <strong>Kinder</strong>n repräsentieren. Erste Studien ergaben in Bezug auf<br />

die meisten Items signifikante Unterschiede zwischen sexuell missbrauchten<br />

<strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> nicht missbrauchten <strong>Kinder</strong>n. Allerdings war die allgemeine<br />

Antwortrate bei einigen Items extrem niedrig. Friedrich entwickelte zwei<br />

weitere Überarbeitungen des CSBI. Die aktuelle Version beinhaltet 38<br />

Items. Die Forschungen mit den drei Versionen der CSBI zeigten deutlich,<br />

dass sexuelles Verhalten präadoleszenter <strong>Kinder</strong> ubiquitär ist. Solche Verhaltensweisen,<br />

die von mehr als 20% der befragten Bezugspersonen angegeben<br />

wurden, wurden von Friedrich als entwicklungsangemessen<br />

definiert, wobei sich deutliche Unterschiede nach Alterskohorten herauskristallisierten<br />

(Friedrich, 2003).<br />

Der CSBI ist das mit Abstand am häufigsten verwendete Inventar zur<br />

Erfassung sexuellen Verhaltens von <strong>Kinder</strong>n im Alter zwischen 2 <strong>und</strong> 12<br />

Jahren. Seine Aussagekraft ist aber eingeschränkt durch die Tatsache, dass<br />

es sich um einen Fremdbeurteilungsbogen handelt, der typischerweise von<br />

engen Bezugspersonen des Kindes (Müttern) ausgefüllt wird. Je nach Alter<br />

des Kindes dürfte gerade in Bezug auf das sexuelle Verhalten die Aussagekraft<br />

von Fremdbeurteilungen variieren. Je nach Erhebungsart (Fremdbeurteilung,<br />

retrospektive Selbstbeurteilung) sind daher unterschiedliche Ergebnisse<br />

zu erwarten (Friedrich, 1993).<br />

Neben dem CSBI wird zumindest im angloamerikanischen Raum häufig<br />

auch noch die CSBCL-2 (Johnson & Friend, 1995) zur Erfassung sexuellen<br />

Verhaltens von <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> zur Eruierung situativer Begleitumstände zum<br />

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