Sexuell grenzverletzende Kinder â Praxisansätze und ihre ...
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Ijzendoorn & Juffer, 2003), muss die Arbeit mit Eltern mehrere<br />
Dimensionen umfassen, nämlich (1) ein Elterntraining zur Stärkung der Erziehungskompetenz,<br />
(2) Förderung sozialer Kompetenzen <strong>und</strong> Beziehungsfertigkeiten,<br />
(3) Bearbeitung eigener traumatischer (Misshandlungs)erfahrungen<br />
in der Kindheit, (4) Trauerarbeit in Bezug auf den Verlust eines<br />
idealisierten Kindes bzw. einer idealisierten Familie.<br />
Angesichts der evidenten psychischen Belastung, der familiären Verstrickungen,<br />
der schlechten Eltern-Kind-Bindung <strong>und</strong> der Enttäuschung<br />
über die kindlichen Verhaltensprobleme werfen Pithers et al. (1998b) die<br />
Frage auf, ob Eltern sexuell auffälliger <strong>Kinder</strong> nicht ein überdurchschnittliches<br />
Maß an sozialer Unterstützung brauchen, um für <strong>ihre</strong> <strong>Kinder</strong> wirksame<br />
Unterstützung anbieten zu können. Professionelle Hilfen sollten sich<br />
daher nicht nur auf therapeutische Gruppenangebote beziehen, es gehe<br />
auch darum, diese Eltern darin zu unterstützen, soziale Netzwerke aufzubauen<br />
<strong>und</strong> Zugang zu Ges<strong>und</strong>heitsdiensten, <strong>Kinder</strong>betreuung <strong>und</strong> Gemeindeeinrichtungen<br />
zu bekommen. Zusätzlich zur therapeutischen Unterstützung<br />
bedarf es demnach auch noch lebenspraktischer <strong>und</strong> sozialer<br />
Hilfen. Ein solches multidimensionales Hilfeverständnis bietet erhöhte<br />
Chancen für die Gestaltung eines Lebensumfeldes, in dem es dem Kind ermöglicht<br />
wird, sein sexualisiertes Verhalten zu reduzieren bzw. aufzugeben.<br />
Neben den hier beschriebenen Interventionsstudien, die sich mit Behandlungsansätzen<br />
beschäftigen, die direkt auf sexualisiertes Verhalten abzielen,<br />
liefern auch solche Untersuchungen wertvolle Orientierungen für die<br />
Behandlung, die therapeutische Konzepte für die Arbeit mit sexuell misshandelten<br />
<strong>Kinder</strong>n evaluieren. Fasst man sexuell auffälliges Verhalten im<br />
Kindesalter als Symptom einer sexuellen Viktimisierung auf, so kann erwartet<br />
werden, dass durch wirksame Therapien, die auf die Behandlung<br />
einer sexuellen Traumatisierung abzielen, auch eine Reduktion problematischer<br />
sexueller Verhaltensweisen herbeigeführt werden kann.<br />
Cohen & Mannarino (1997) haben die Wirksamkeit der Behandlung<br />
sexuell misshandelter <strong>Kinder</strong> im Vorschulalter gemessen. Verglichen<br />
wurden dabei ein kognitiv-berhaviorales Verfahren <strong>und</strong> eine sogenannte<br />
„non-direktive“ Therapie. Erhebungen mit CBCL, CSBI <strong>und</strong> WBR (Weekly<br />
Behavior Report), die 6 bzw. 12 Monate nach Beendigung der Therapie<br />
durchgeführt wurden, erbrachten signifikant bessere Ergebnisse für das<br />
kognitiv-behaviorale Konzept. Insbesondere zeigten sich hier auch überlegene<br />
Effekte in Bezug auf die Reduktion sexuell unangemessenen Verhaltens.<br />
Die meisten <strong>Kinder</strong> aus der „non-direktiven“ Gruppe mussten aufgr<strong>und</strong><br />
fortwährender sexueller Verhaltensauffälligkeiten aus der Behandlung<br />
ausgeschlossen werden oder aber sie wurden im Laufe der Follow-up-<br />
Periode wegen andauernder sexueller Auffälligkeiten im Rahmen kognitivbehavioralen<br />
Programme nachbehandelt. Bei keinem Kind aus der kognitivbehavioralen<br />
Gruppe waren solche Maßnahmen notwendig.<br />
Cohen & Mannarino (1996b) fanden, dass die emotionale Reaktion von<br />
Eltern auf den an <strong>ihre</strong>n <strong>Kinder</strong>n begangenen sexuellen Missbrauch einen<br />
hoch-signifikanten Prädiktor für den Behandlungserfolg bei sexuell missbrauchten<br />
Vorschulkindern darstellt. Ein hohes elterliches Stressniveau (er-<br />
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