Sexuell grenzverletzende Kinder â Praxisansätze und ihre ...
Sexuell grenzverletzende Kinder â Praxisansätze und ihre ...
Sexuell grenzverletzende Kinder â Praxisansätze und ihre ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
68<br />
lich eine größere Wirkung aus als von individuellen Faktoren des Kindes.<br />
Demzufolge erscheint es zentral, die folgenden Komponenten im<br />
Diagnoseprozess zu berücksichtigen:<br />
Qualität der Beziehung zwischen Bezugsperson <strong>und</strong> Kind mit besonderer<br />
Berücksichtigung des Ausmaßes an positiver Präsenz der<br />
erwachsenen Bezugsperson gegenüber dem Kind.<br />
Fähigkeit der erwachsenen Bezugsperson, das Verhalten des Kindes<br />
zu kontrollieren <strong>und</strong> zu beaufsichtigen.<br />
Ausmaß an emotionaler Wärme <strong>und</strong> Unterstützung, das die Bezugsperson<br />
dem Kind gegenüber zeigt.<br />
Präsenz positiver <strong>und</strong> negativer Rollenmodelle sowie Verfügbarkeit<br />
von Peers in der sozialen Umwelt des Kindes.<br />
Formen von Disziplinierung, Grenzsetzung, Struktur <strong>und</strong><br />
Konsequenzen, die zur Anwendung gebracht werden; Ausmaß an<br />
Konsistenz im Disziplinierungsverhalten der Bezugspersonen; Reaktion<br />
des Kindes darauf.<br />
Emotionale, körperliche <strong>und</strong> sexuelle Grenzverletzungen in der häuslichen<br />
Umgebung.<br />
Verfügbarkeit von Gelegenheiten für unangemessenes Verhalten.<br />
Ausmaß <strong>und</strong> Intensität sexueller <strong>und</strong>/oder gewaltaffiner Stimulierung<br />
in der aktuellen <strong>und</strong> früheren Umgebung des Kindes.<br />
Ausgesetztsein gegenüber <strong>und</strong> Schutz vor potentiell traumatischen<br />
Situationen.<br />
Kulturelle (inkl. ethnische, religiöse, sozioökonomische,...) Aspekte in<br />
der Familie bzw. Gemeinde.<br />
Faktoren, die etwas mit Resilienz, Stärken <strong>und</strong> Ressourcen zu tun<br />
haben <strong>und</strong> weiter entwickelt werden können.<br />
Neben dem Kind <strong>und</strong> seiner Familie sollten auch der erweiterte Familienkreis,<br />
Nachbarschaft, Schule <strong>und</strong> andere soziale Umgebungen, die das Verhalten<br />
des Kindes beeinflussen, in den Diagnoseprozess eingeb<strong>und</strong>en<br />
werden. Es sollte auch überprüft werden, inwieweit das Kind Zugang zu<br />
Online-Material hat, das als Auslöser sexuellen Problemverhaltens<br />
fungieren könnte (Johnson & Doonan, 2005). Eine extensive Informationssammlung<br />
in der sozialen Umgebung des Kindes liefert auch Gr<strong>und</strong>lagen<br />
für Empfehlungen hinsichtlich seiner Unterbringung.<br />
(3) Allgemeine psychologische <strong>und</strong> psychiatrische Diagnostik:<br />
Eine Kombination aus einer f<strong>und</strong>ierten psychologischen Diagnostik mit<br />
einer spezifischen Exploration des sexuellen Verhaltens ermöglicht eine<br />
Einschätzung bezüglich angemessener Priorisierungen, insbesondere zu<br />
der Frage, inwieweit die sexuellen Verhaltensauffälligkeiten das schwerwiegendste<br />
Problem des Kindes repräsentieren (Schuhrke & Arnold,<br />
2009). Da in der Vorgeschichte vieler <strong>Kinder</strong> mit sexuellen Verhaltensauffälligkeiten<br />
Traumata <strong>und</strong> Missbrauch zu finden sind, ist es von besonderer<br />
Bedeutung, diejenigen Probleme zu eruieren, die typischerweise<br />
mit solchen Vorgeschichten assoziiert sind. Für eine erste Einschätzung