09.01.2013 Aufrufe

Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

Sexuell grenzverletzende Kinder – Praxisansätze und ihre ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Folgerichtig bieten viele Programme Informationen über sexuellen Missbrauch.<br />

Die therapeutische Ausrichtung basiert bei den meisten Anbietern<br />

auf kognitiv-behavioralen Orientierungen. <strong>Sexuell</strong> aggressives Verhalten<br />

wird dementsprechend als gelerntes Verhalten verstanden, woraus wiederum<br />

folgende weit verbreitete Strategien für die Behandlung abgeleitet<br />

werden: Positive Verstärkung angemessener Coping-Strategien <strong>und</strong> altersentsprechenden<br />

sexuellen Verhaltens <strong>und</strong> Internalisierung adäquater Problemlösungsmuster.<br />

Ein Schwerpunkt wird auf Präventionsstrategien zur<br />

Verhinderung weiterer Übergriffe gelegt. Zwar überwiegen lerntheoretische<br />

Konzepte, aber viele Anbieter versuchen, mehrere theoretische Positionen<br />

in <strong>ihre</strong> Behandlungsansätze zu integrieren. Behandlungen werden sowohl<br />

im Gruppen- als auch im Einzel-, Peer-, Familien- <strong>und</strong> Paar-Setting durchgeführt,<br />

wobei die Behandlung in der Gruppe die weiteste Verbreitung<br />

findet. In den Gruppen werden häufig vor allem psychoedukative<br />

Methoden zur Anwendung gebracht. Den <strong>Kinder</strong>n sollen in diesem<br />

Rahmen vor allem Fertigkeiten zum Selbstmanagement, zur Selbstkontrolle<br />

<strong>und</strong> zur Rückfallprophylaxe vermittelt werden. Durchgängig wird die Arbeit<br />

mit Eltern als unverzichtbares Element im Behandlungsprozess angesehen.<br />

Im Rahmen von Elterngruppen geht es schwerpunktmäßig um die Vermittlung<br />

spezifischer Techniken zur Verhinderung weiterer Übergriffe,<br />

wobei vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer erhöhten Erziehungskompetenz <strong>und</strong> der<br />

Schaffung eines verbesserten Familienklimas eine wirksamere Beaufsichtigung<br />

des Kindes angestrebt wird. Solche Behandlungsziele bilden in<br />

manchen Fällen auch die Gr<strong>und</strong>lage für die Anwendung familientherapeutischen<br />

Interventionsformen.<br />

Araji (1997) konstatiert, dass sich die verschiedenen Programme im<br />

Ausmaß <strong>ihre</strong>r Einzugsgebiete, in <strong>ihre</strong>r Personalausstattung <strong>und</strong> in <strong>ihre</strong>n<br />

Ressourcen zum Teil erheblich unterscheiden. Übereinstimmung besteht<br />

bezüglich der Notwendigkeit der Entwicklung jeweils individueller Behandlungspläne<br />

für die <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> Familien. Da eine ges<strong>und</strong>e<br />

(familiäre) Umgebung für den Behandlungserfolg von zentraler Bedeutung<br />

ist, wird eine zuverlässige Zusammenarbeit mit lokalen Kooperationspartnern<br />

als unerlässlich erachtet.<br />

Anforderungen in Bezug auf die Entwicklung von Behandlungsprogrammen<br />

Araji (1997) fasst auf der Basis <strong>ihre</strong>r Übersicht die Anforderungen für die<br />

Entwicklung von Behandlungsprogrammen für sexuell auffällige (bzw.<br />

„aggressive“) <strong>Kinder</strong> zu folgenden zehn Punkten zusammen:<br />

1. Umfassendes Wissen über biopsychosoziale Theorien zu Sexualität <strong>und</strong><br />

Aggression als Gr<strong>und</strong>lage für die Entwicklung von Interventionsmodellen.<br />

2. Integration von Theorien zur kindlichen Entwicklungspsychologie, zu<br />

sexuellem Missbrauch, Trauma, reziproken Missbrauchszyklen, Lernen,<br />

Rückfallprophylaxe <strong>und</strong> Systemen.<br />

3. Anwendung kognitiv <strong>und</strong> behavioral orientierter Interventionen, die<br />

dem Kind die Verantwortung für sein Verhalten übertragen <strong>und</strong><br />

sexuelle Aggression als gelerntes Verhalten verstehen, das veränderbar<br />

ist.<br />

83

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!