Sexuell grenzverletzende Kinder â Praxisansätze und ihre ...
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Folgerichtig bieten viele Programme Informationen über sexuellen Missbrauch.<br />
Die therapeutische Ausrichtung basiert bei den meisten Anbietern<br />
auf kognitiv-behavioralen Orientierungen. <strong>Sexuell</strong> aggressives Verhalten<br />
wird dementsprechend als gelerntes Verhalten verstanden, woraus wiederum<br />
folgende weit verbreitete Strategien für die Behandlung abgeleitet<br />
werden: Positive Verstärkung angemessener Coping-Strategien <strong>und</strong> altersentsprechenden<br />
sexuellen Verhaltens <strong>und</strong> Internalisierung adäquater Problemlösungsmuster.<br />
Ein Schwerpunkt wird auf Präventionsstrategien zur<br />
Verhinderung weiterer Übergriffe gelegt. Zwar überwiegen lerntheoretische<br />
Konzepte, aber viele Anbieter versuchen, mehrere theoretische Positionen<br />
in <strong>ihre</strong> Behandlungsansätze zu integrieren. Behandlungen werden sowohl<br />
im Gruppen- als auch im Einzel-, Peer-, Familien- <strong>und</strong> Paar-Setting durchgeführt,<br />
wobei die Behandlung in der Gruppe die weiteste Verbreitung<br />
findet. In den Gruppen werden häufig vor allem psychoedukative<br />
Methoden zur Anwendung gebracht. Den <strong>Kinder</strong>n sollen in diesem<br />
Rahmen vor allem Fertigkeiten zum Selbstmanagement, zur Selbstkontrolle<br />
<strong>und</strong> zur Rückfallprophylaxe vermittelt werden. Durchgängig wird die Arbeit<br />
mit Eltern als unverzichtbares Element im Behandlungsprozess angesehen.<br />
Im Rahmen von Elterngruppen geht es schwerpunktmäßig um die Vermittlung<br />
spezifischer Techniken zur Verhinderung weiterer Übergriffe,<br />
wobei vor dem Hintergr<strong>und</strong> einer erhöhten Erziehungskompetenz <strong>und</strong> der<br />
Schaffung eines verbesserten Familienklimas eine wirksamere Beaufsichtigung<br />
des Kindes angestrebt wird. Solche Behandlungsziele bilden in<br />
manchen Fällen auch die Gr<strong>und</strong>lage für die Anwendung familientherapeutischen<br />
Interventionsformen.<br />
Araji (1997) konstatiert, dass sich die verschiedenen Programme im<br />
Ausmaß <strong>ihre</strong>r Einzugsgebiete, in <strong>ihre</strong>r Personalausstattung <strong>und</strong> in <strong>ihre</strong>n<br />
Ressourcen zum Teil erheblich unterscheiden. Übereinstimmung besteht<br />
bezüglich der Notwendigkeit der Entwicklung jeweils individueller Behandlungspläne<br />
für die <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> <strong>ihre</strong> Familien. Da eine ges<strong>und</strong>e<br />
(familiäre) Umgebung für den Behandlungserfolg von zentraler Bedeutung<br />
ist, wird eine zuverlässige Zusammenarbeit mit lokalen Kooperationspartnern<br />
als unerlässlich erachtet.<br />
Anforderungen in Bezug auf die Entwicklung von Behandlungsprogrammen<br />
Araji (1997) fasst auf der Basis <strong>ihre</strong>r Übersicht die Anforderungen für die<br />
Entwicklung von Behandlungsprogrammen für sexuell auffällige (bzw.<br />
„aggressive“) <strong>Kinder</strong> zu folgenden zehn Punkten zusammen:<br />
1. Umfassendes Wissen über biopsychosoziale Theorien zu Sexualität <strong>und</strong><br />
Aggression als Gr<strong>und</strong>lage für die Entwicklung von Interventionsmodellen.<br />
2. Integration von Theorien zur kindlichen Entwicklungspsychologie, zu<br />
sexuellem Missbrauch, Trauma, reziproken Missbrauchszyklen, Lernen,<br />
Rückfallprophylaxe <strong>und</strong> Systemen.<br />
3. Anwendung kognitiv <strong>und</strong> behavioral orientierter Interventionen, die<br />
dem Kind die Verantwortung für sein Verhalten übertragen <strong>und</strong><br />
sexuelle Aggression als gelerntes Verhalten verstehen, das veränderbar<br />
ist.<br />
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