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Die Geschichte der Großloge "Zur Sonne" - freimaurerei.de

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<strong>Die</strong>ter Heinold, <strong>Die</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Großloge</strong> "<strong>Zur</strong> Sonne" Seite 19<br />

in Bayreuth praktizierte Ritual im ersten Grad stammt von Bluntschli, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich dabei auf das<br />

Feßlersche Ritual von 1806 stützte; <strong><strong>de</strong>r</strong> dritte Grad ist dagegen Bluntschli pur. <strong>Die</strong> Verfassung,<br />

die er für die <strong>Großloge</strong> ausarbeitete, verstärkte die Autarkie <strong><strong>de</strong>r</strong> Einzellogen, beseitigte<br />

<strong>de</strong>n Inneren Orient und führte im übrigen das <strong>de</strong>mokratische Mehrheitsprinzip bei Entscheidungen<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Großloge</strong> ein, d.h. die einzelnen Logen hatten ein gleichgewichtiges Mitspracherecht.<br />

Bluntschli hatte sich nicht nur mit ganzer Lei<strong>de</strong>nschaft für <strong>de</strong>n nationalen <strong>de</strong>utschen Zusammenschluss<br />

ohne Österreich eingesetzt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n in gleicher Weise auch mit allem, was ihm<br />

an Argumenten, Überzeugungskraft und persönlichem Einsatz möglich war, für eine <strong>de</strong>utsche<br />

<strong>Großloge</strong>. Der Partikularismus <strong><strong>de</strong>r</strong> vorhan<strong>de</strong>nen <strong>Großloge</strong>n, <strong><strong>de</strong>r</strong>en Angst um ihre<br />

Hochgra<strong>de</strong> und ihre Souveränität, war allerdings stärker als die Vision Bluntschlis von einer<br />

"Deutschen <strong>Großloge</strong>", die eine autonome, souveräne und nationale eigenständige Obödienz<br />

gewesen wäre, in die die vorhan<strong>de</strong>nen <strong>Großloge</strong>n sich hätten einbringen sollen. Aus<br />

<strong>de</strong>m Vorschlag Bluntschlis, die Bru<strong><strong>de</strong>r</strong>schaft in Deutschland durch Gründung einer <strong>de</strong>utschen<br />

<strong>Großloge</strong> zu einigen, machte <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Großloge</strong>nrat und <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Großloge</strong>ntag lediglich eine<br />

Konfö<strong><strong>de</strong>r</strong>ation, einen <strong>Großloge</strong>nbund "Bund <strong><strong>de</strong>r</strong> vereinigten <strong>Großloge</strong>n", ein Konstrukt ohne<br />

eigenes Gewicht. 62 Nach <strong><strong>de</strong>r</strong> Ablehnung <strong><strong>de</strong>r</strong> von ihm mit Vehemenz versuchten Einigung<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>utschen FM resignierte er 1879 mit folgen<strong>de</strong>n nachvollziehbaren Worten:<br />

"Meine Illusion ist zerstört. Das Instrument ist unbrauchbar. ... <strong>Die</strong>se Aufgabe<br />

ist zu En<strong>de</strong>. Ich wer<strong>de</strong> nicht <strong>de</strong>cken, aber ich wer<strong>de</strong> mich zu nichts mehr wählen<br />

lassen. ..." 63<br />

Auch wenn ihm die Verwirklichung seines großen Traums nicht möglich war, war Bluntschli<br />

<strong>de</strong>nnoch einer <strong><strong>de</strong>r</strong> be<strong>de</strong>utendsten Freimaurer in Deutschland. Der Bewertung Bluntschlis<br />

durch Lennhoff/Posner ist nichts hinzuzufügen:<br />

Er beeinflusste durch die Macht seiner Persönlichkeit die <strong>Großloge</strong> "<strong>Zur</strong> Sonne"<br />

in Bayreuth durch viele Jahre <strong><strong>de</strong>r</strong>art, dass er 1872 zum Großmeister ge-<br />

Ich verspreche und gelobe ferner, dass ich selbige nicht schreiben, nicht drucken, nicht zeichnen, stechen o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

eingraben, noch selbige schreiben, drucken, stechen o<strong><strong>de</strong>r</strong> eingraben lassen will, es sey in Holtz o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Stein, <strong><strong>de</strong>r</strong>gestalt, dass die sichtbaren Zeichen o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Eindruck eines Buchstabens erscheinen, wodurch<br />

auch immermehr auf rechtmaessige Art erlanget wer<strong>de</strong>.<br />

Alles dieses unter keiner geringeren Straffe, als dass meine Gurgel abgeschnitten, meine Zunge aus <strong>de</strong>m<br />

Gaumen meines Mun<strong>de</strong>s genommen, mein Hertz unter meiner lincken Brust herausgerissen, sodann in <strong>de</strong>m<br />

San<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Meeres <strong><strong>de</strong>r</strong> Laenge eines Kabel-Taues weit vom Ufer, wo Ebbe und Fluth in vier und zwanzig<br />

Stun<strong>de</strong>n zweymal abwechselt, begraben, mein Coerper zu Asche verbrannt, und meine Asche aud <strong><strong>de</strong>r</strong> Oberfaeche<br />

<strong>de</strong>s Erdbo<strong>de</strong>ns zerstreuet wer<strong>de</strong>, damit also nicht das geringste An<strong>de</strong>nken von mir unter <strong>de</strong>n Maurern<br />

uebrig bleibt. So wahr mir GOTT helfe!"<br />

62 Gotthold Falk, Johann Caspar Bluntschli – Bluntschli und die Einigung, in: Bericht vom außeror<strong>de</strong>ntlichen<br />

<strong>Großloge</strong>ntag 1958 und vom internationalen Freimaurerkongreß in Wiesba<strong>de</strong>n 16.-18. Mai 1958, S. 55 f. (Bibliothek<br />

<strong>de</strong>s Deutschen Freimaurermuseums Bayreuth Nr. 128)<br />

63 zitiert bei Beyer II, S. 234

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