Die Geschichte der Großloge "Zur Sonne" - freimaurerei.de

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Dieter Heinold, Die Geschichte der Großloge "Zur Sonne" Seite 4 Es ist deshalb m. E. richtiger, auf den 24.1.1811 als den Geburtstag der GL "Zur Sonne" abzustellen. Wie kam es zu diesem Datum? 1791 wurde die Markgrafschaft Bayreuth an Preußen verkauft. Aufgrund eines Ediktes des Königs von Preußen (Friedrich Wilhelm III.) vom 20.10.1798 ("Wegen Verhütung und Bestrafung geheimer Gesellschaften") durften FM- Logen nur dann weiter bestehen, wenn sie sich einer der drei preußischen Großlogen anschlossen, also entweder der Großen Landesloge (des Frhr. v. Zinnendorf), der Mutterloge "Zu den drei Weltkugeln" oder der Großloge "Royale York zur Freundschaft". 10 Die Loge in Bayreuth schloss sich daraufhin am 04.07.1800 der Großloge "Royale York zur Freundschaft" als Tochterloge an, nachdem ja eure Loge "Zum Morgenstern" 1799 von dieser GL gestiftet worden war. Von 1806 bis 1810 war Bayreuth von französischen Truppen besetzt, um dann 1810 quasi als Geschenk Napoleons an Bayern zu fallen. Nachdem Ansbach und Erlangen bereits 1805 und Fürth 1806 an Bayern gefallen waren, konnten sich die Bayreuther ausrechnen, dass sie früher oder später dasselbe Schicksal haben würden. Der damalige MvS namens Schunter ließ sich deshalb in weiser Voraussicht bereits 1807 von der GL "Royal York zur Freundschaft" das Patent für eine Provinzialgroßloge "Zur Sonne" erteilen, die zu gegebener Zeit aktiviert werden sollte. Dieser Zeitpunkt war 1810 gekommen: Die in den fränkischen Provinzen geduldeten Logen durften, nachdem Franken an Bayern gefallen war, nicht mehr von Logen eines fremden Reichs abhängig sein. 11 Deshalb löste sich die Loge in Bayreuth mit Schreiben vom 20. Juli 1810 von der GL "Royal York zur Freundschaft". Unmittelbar danach schlug Bayreuth den Logen in Fürth und Hof vor, die freimaurerischen Aktivitäten zu bündeln in einer fränkischen Großloge, für die ja ein Patent der Royal York bereits vorlag. Hintergrund der Aktivitäten von Bayreuth war wohl v.a., die Bildung einer Großloge in Ansbach und den Zwangsanschluss an diese Loge zu verhindern. Beyer zitiert hierzu aus der Geschichte der Fürther Loge, in der darauf hingewiesen wurde, dass die Ansbacher Loge alle übrigen fränkischen Logen unter ihr Joch bringen, sie sich zinsbar machen und ähnlich despotisch über sie herrschen wolle, wie dies die Landesloge in Berlin bis 1785 mit allen deutschen Logen gemacht habe. 12 Diese Befürchtungen wurden anscheinend von Bayreuth, Fürth und Hof geteilt, und so wurden Ende 1810 der Grundvertrag verabschiedet und in einer Konferenz der drei Logen am 24.1.1811, fast auf den Tag genau 70 Jahre nach der Gründung der ersten Loge in Bayreuth, die Bestimmungen der sog. Vereinigungsakte angenommen und die Provinzial- Großloge aus der Taufe gehoben. Die neue Großloge brauchte einen Namen und - aus wel- 10 Bernhard Beyer, Die Geschichte der Großloge "Zur Sonne", Bayreuth 1954, Band I, S. 266 (nachfolgend "Beyer I") 11 Beyer I, S. 323 12 Beyer I, S. 321
Dieter Heinold, Die Geschichte der Großloge "Zur Sonne" Seite 5 chen Gründen auch immer - nahm sie den Namen der Bayreuther Loge, also "Zur Sonne" an. Die hierdurch namenlos gewordene Bayreuther Loge nannte sich ab diesem Zeitpunkt "Eleusis zur Verschwiegenheit", ohne dass klar wäre, warum. Den verniedlichenden Zusatz "Provinzial..." legte die Großloge 1829 ab, nachdem eine 1811 anscheinend noch für möglich gehaltene bayerische Großloge doch nicht entstanden war. 13 Die Jahre bis 1847 will ich jetzt überspringen mit einer Ausnahme: 1815 gab es einen gewaltigen, existenzbedrohenden Aderlass in den bayerischen Logen. Anlass hierfür war ein Vorläufer des den älteren unter uns noch wohlbekannten Radikalenerlasses von 1972. Am 13.09.1814 verbot der bayerische König (Maximilian Joseph), obwohl selber Freimaurer, geheime Gesellschaften und stellte mit weiterer Verordnung vom 15. Januar 1815 verschärfend klar, dass bayerische Staatsdiener nicht Mitglieder einer FM-Loge sein dürfen. 14 Die Folge war, dass die Logen in der Regel die Hälfte oder noch mehr Brr. verloren. Es dauerte fast eine Generation, bis dieser Verlust wieder aufgeholt war. Nun aber zu der bereits genannten Jahreszahl 1847. Was ist an ihr so bemerkenswert? Die Antwort wird sofort offenkundig, wenn ich euch zwei Vorschriften vorlese. § 41 des "Grundvertrags der großen Freimaurer-Loge zur Sonne" aus dem Jahr 5810 (=1810) lautet auszugsweise: "Die Loge hat drei Rücksichten, nach welchen sie die Bedingungen festsetzt, unter welchen Jemand aufgenommen werden kann. Diese sind: I. In Rücksicht der Gesellschaft und Erreichung ihres Zweckes selbst, - da soll der Aufzunehmende a) ein rechtschaffener, für alles Gute leicht empfänglicher Mensch, und irgend einer im Staate geduldeten christlichen Religions-Confession zugethan seyn; ..." 15 1847 wurde der Grundvertrag geändert; die entsprechende Passage (nunmehr § 42) lautete nun wie folgt: " Die Loge hat drei Rücksichten, nach welchen sie die Bedingungen festsetzt, unter welchen Jemand aufgenommen werden kann. Diese sind: I. In Rücksicht der Gesellschaft und Erreichung ihres Zweckes selbst, - da soll der Aufzunehmende a) ein rechtschaffener, für alles Gute leicht empfänglicher Mensch sein; ..." 16 Es ist also nicht mehr von irgendeiner christlichen Religionskonfession als Vorbedingung für 13 Beyer I, S. 328 14 Bernhard Beyer, Die Geschichte der Großloge "Zur Sonne" in Bayreuth, Frankfurt/Main 1954, Bd. II, S. 9 ff. (nachfolgend "Beyer II") 15 Grundvertrag der großen Freimaurer-Loge zur Sonne im Orient von Bayreuth, Jahr 5810, Seite 25/26 (Bibliothek des Deutschen Freimaurermuseums Nr. 4800) 16 Grundvertrag der Grossen Freimaurer-Loge zur Sonne im Orient von Bayreuth, 1850, Seite 26 (Bibliothek des Deutschen Freimaurermuseums Nr. 9158)
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