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Im Rahmen alchemischer Betrachtungen<br />
muss ein Wort zum „Stein <strong>de</strong>r Weisen“ gesagt<br />
wer<strong>de</strong>n, seit <strong>de</strong>r Spätantike die erstrebte<br />
Wun<strong>de</strong>rsubstanz <strong>de</strong>r Alchemie. Die<br />
Suche nach diesem Stein und seine eventuelle<br />
Herstellung hat die Alchemisten<br />
aller Zeiten und Volksschichten stark beschäftigt.<br />
Im Besitz <strong>de</strong>s „Steins <strong>de</strong>r Weisen“<br />
zu sein, das versprach: Weisheit, letzte Erkenntnis,<br />
ewige Jugend, Unsterblichkeit,<br />
aber für viele auch die Erfüllung von<br />
Macht und Reichtum.<br />
Ein angestrebtes Ziel war die „Transmutation“<br />
stofflicher Dinge. Alchemisch gesehen<br />
war „Transmutation“ je<strong>de</strong> qualitative<br />
Verän<strong>de</strong>rung, beson<strong>de</strong>rs „schlechte“ Metalle<br />
in „gute“ umzuwan<strong>de</strong>ln: Eben unedle<br />
Stoffe wie Quecksilber o<strong>de</strong>r Blei in edle<br />
wie Silber und Gold mit Hilfe dieses<br />
„Steins“, <strong>de</strong>r in vielerlei <strong>Ges</strong>talt beschrieben<br />
wird, als ein rotes Pulver, als eine<br />
Wun<strong>de</strong>rtinktur, als das Magisterium <strong>de</strong>s<br />
Alchemisten schlechthin; ein geheimnisvoller<br />
„Stoff“, <strong>de</strong>r wie ein Ferment ar<strong>bei</strong>tete,<br />
eigentlich kein Stein im mineralischen<br />
Sinne. Seine Herstellung ist – alchemisch<br />
gesehen – das „Große Werk“.<br />
PARACELSUS ist 1540 auf einer Radierung<br />
von AUGUSTIN HIRSCHVOGEL<br />
(1503–1553) mit einem Schwert abgebil<strong>de</strong>t,<br />
<strong>de</strong>ssen Knauf die Inschrift „Azoth“<br />
trägt. Dieses Wort be<strong>de</strong>utet das A und O,<br />
es ist ein Deckname für <strong>de</strong>n „Stein <strong>de</strong>r<br />
Weisen“, abgeleitet vom arabischen Wort<br />
el-dhat, was mit „Essenz <strong>de</strong>r Transmutation“,<br />
synonym für <strong>de</strong>n Ausdruck „Stein <strong>de</strong>r<br />
Weisen“, übersetzbar ist. Es wird erzählt,<br />
PARACELSUS soll in diesem Schwertknauf<br />
„seinen“ Stein <strong>de</strong>r Weisen aufbewahrt<br />
haben, mit <strong>de</strong>m er Gold „machen“<br />
konnte. Um in <strong>de</strong>n Besitz dieses Steines<br />
zu gelangen, sei er von Habgierigen ermor<strong>de</strong>t<br />
wor<strong>de</strong>n (7). Für manche war in diesem<br />
Knauf aber sein berühmtes „Laudanum“<br />
versteckt, das war getrockneter Milchsaft<br />
<strong>de</strong>r Mohnpflanze, stark opiumhaltig,<br />
schon damals die Droge gegen starke<br />
Schmerzen. Opium enthält mehrere Alka-<br />
loi<strong>de</strong> u. a. Morphin, Co<strong>de</strong>in, Narcotin,<br />
wo<strong>bei</strong> das Morphium <strong>de</strong>r wichtigste Bestandteil<br />
ist.<br />
Die bisherigen Darlegungen zeigen: Der<br />
Ausgangspunkt für die „alchemistische Ar<strong>bei</strong>t“<br />
war und ist ein völlig an<strong>de</strong>rer als <strong>de</strong>r<br />
für die spätere chemische Praxis.<br />
Die I<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s „Steins <strong>de</strong>r Weisen“ und<br />
die mühevolle Suche nach ihm wur<strong>de</strong> für<br />
die kommen<strong>de</strong> Zeit zur Triebfe<strong>de</strong>r alchemisch-chemischen<br />
Ar<strong>bei</strong>tens (19).<br />
Eine <strong>de</strong>r schillerndsten <strong>Ges</strong>talten nach<br />
<strong>de</strong>m Ableben von PARACELSUS auf alchemischem<br />
Gebiet sollte <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utsche<br />
Kaiser RUDOLF II. von Habsburg (Regierungszeit<br />
1576–1612) wer<strong>de</strong>n, „<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r<br />
Politik in die Welt <strong>de</strong>r Athanors und Retorten<br />
floh, einmal <strong>de</strong>r Goldmacherei wegen, aber auch<br />
um <strong>de</strong>m grässlichen Inquisitionstreiben seines<br />
Onkels Philipp II. v. Spanien nicht <strong>bei</strong>wohnen<br />
zu müssen“ (5). Er ließ auf <strong>de</strong>r Prager Burg<br />
die „geheimen Wissenschaften“ erblühen,<br />
nie zuvor hatte es eine solche Schaffensstätte<br />
für Künstler, Astronomen, Astrologen,<br />
Magier, Ärzte und Alchemisten gegeben.<br />
In Prag tummelten sich die<br />
„Eingeweihten“, auch Schüler <strong>de</strong>s PARA-<br />
CELSUS, etwa O. CROLL (1560–1609),<br />
einer <strong>de</strong>r führen<strong>de</strong>n Jatrochemiker dieser<br />
Zeit (10). Rudolf II. grün<strong>de</strong>te eine „Aka<strong>de</strong>mie<br />
<strong>de</strong>r Alchemie“, man nannte ihn <strong>de</strong>n<br />
„Neuen Hermes Trismegistos“. Durch<br />
diese Entwicklung glitten die A<strong>de</strong>pten (Alchemisten)<br />
von ihren eigentlichen Aufgaben<br />
ab und die Mahnung <strong>de</strong>s PARACEL-<br />
SUS, neue Heilmittel zu schaffen, wur<strong>de</strong><br />
in <strong>de</strong>n Wind geschlagen.<br />
Trotz<strong>de</strong>m wur<strong>de</strong> noch bis zum 18. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
die Alchemie als eine holistische<br />
Wissenschaft akzeptiert.<br />
Durch die Bewegung <strong>de</strong>r Rosenkreuzer,<br />
die anfangs <strong>de</strong>s 17. Jahrhun<strong>de</strong>rts aufkommt,<br />
wird immer stärker die spirituelle Seite <strong>de</strong>r<br />
Alchemie zu Lasten <strong>de</strong>r laborantischen Ar<strong>bei</strong>t<br />
betont. Das führte in <strong>de</strong>r Folge dazu,<br />
dass sich die vornehmlich wissenschaftlich<br />
Interessierten <strong>de</strong>r materiellen Seite <strong>de</strong>r<br />
Chemie zuwen<strong>de</strong>n. So beginnt die Che-<br />
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