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VIII) aufgestellten Grundsatz, Arcana zu<br />
machen und diese gegen Krankheiten <strong>de</strong>s<br />
Menschen einzusetzen. Das macht PARA-<br />
CELSUS in <strong>de</strong>r Wissenschaftsgeschichte<br />
zum Begrün<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r CHEMIATRIE bzw.<br />
JATROCHEMIE. Diese Begriffe sind erst<br />
im 17. Jahrhun<strong>de</strong>rt entstan<strong>de</strong>n, sie wur<strong>de</strong>n<br />
von PARACELSUS nie gebraucht, aber<br />
<strong>de</strong>r Beginn <strong>de</strong>s Zeitalters <strong>de</strong>r Chemiatrie<br />
wird mit seiner Person gleichgesetzt.<br />
In <strong>bei</strong><strong>de</strong>n Begriffen, die eine gewisse Synonymität<br />
besitzen, stecken die Worte<br />
„Chemie“ und „iatros“ (griechisch) = Arzt.<br />
G. SCHWEDT <strong>de</strong>finiert 1993 (14): „Chemiatrie“<br />
(Jatrochemie) ist die Lehre von<br />
<strong>de</strong>r Herstellung und Anwendung chemischer<br />
Arzneimittel, sowohl anorganischer<br />
wie organischer Natur. Sie ist als Vorstufe<br />
<strong>de</strong>r pharmazeutischen Chemie (Pharmazie)<br />
zu <strong>de</strong>uten.“ In <strong>de</strong>n 9 Büchern „Archidoxis“<br />
(1525/26) <strong>de</strong>s PARACELSUS sind<br />
allein 88 Chemiatrika mit 166 Vorschriften<br />
enthalten. Die „Archidoxen“ gelten<br />
schlechthin als das alchemische Standard-<br />
Werk von PARACELSUS (1; 14; 15, III,<br />
91–200).<br />
Derselbe Autor erwähnt <strong>de</strong>n interessanten<br />
Fakt, dass <strong>de</strong>r Arzt PAUL LUTHER<br />
(1533–1593), letzter Sohn <strong>de</strong>s Reformators,<br />
versuchte, eine Synthese von Medizin<br />
und Chemie im Sinne <strong>de</strong>r paracelsischen<br />
Jatrochemie herzustellen. Er führte in die<br />
Apotheken neue Salben, Wässer, Extrakte<br />
und Chemikalien ein.<br />
Was die Metalle bzw. Heilmittel aus Mineralien<br />
weiterhin betrifft, so hat PARA-<br />
CELSUS Eisentinkturen verschrieben. Er<br />
verordnete auch Arzneien aus <strong>de</strong>m Schwefel,<br />
die Schwefelblume o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>n Vitriolgeist<br />
gegen Fieber und Husten. Das<br />
Vitriolöl, d. h. die Schwefelsäure, eine<br />
wichtige Mineralsäure, spielte neben Salzund<br />
Salpetersäure für die Alchemisten<br />
eine große Rolle. Die trockene Destillation<br />
von z. B. Kupfervitriol (Kupfersulfat) ergibt<br />
Vitriolöl. PARACELSUS erwähnt in<br />
<strong>de</strong>n „Archidoxen“ auch die stark auflösen<strong>de</strong><br />
Kraft <strong>de</strong>s Königswassers (ein Salzsäure-<br />
Salpetersäure-Gemisch), das bekanntlich<br />
<strong>de</strong>n „König“ <strong>de</strong>r Metalle, das Gold, in ein<br />
lösliches Goldsalz überführt.<br />
Auch <strong>de</strong>r Antipo<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Säuren – die<br />
Alkalien – waren ihm, z.B. im Salmiak,<br />
vertraut.<br />
Es wird ferner berichtet, dass PARA-<br />
CELSUS die Kenntnis <strong>de</strong>r gegenseitigen<br />
Metallverdrängung aus <strong>de</strong>n Lösungen<br />
ihrer Salze in <strong>de</strong>r Reihenfolge Gold, Silber,<br />
Kupfer, Eisen besaß. Was be<strong>de</strong>utet<br />
das? Ein Beispiel: Ein Eisennagel wird auf<br />
Grund dieses elektrochemischen Vorganges<br />
<strong>bei</strong>m Eintauchen in eine Kupfersulfatlösung<br />
mit rötlichem, elementarem Kupfer<br />
überzogen; das Eisen geht <strong>bei</strong> dieser Reaktion<br />
in Lösung.<br />
In <strong>de</strong>r heutigen Chemie wer<strong>de</strong>n die Elemente<br />
in <strong>de</strong>r so genannten elektrochemischen<br />
Spannungsreihe geordnet. Sie besagt<br />
praktisch, dass unedle Metalle (wie eben<br />
Eisen) bestrebt sind, in Lösung zu gehen<br />
(Oxydation), edle hingegen behalten möglichst<br />
ihren Elementarzustand (Reduktion).<br />
Vor ca. 500 Jahren war PARACELSUS diesen<br />
Vorgängen auf <strong>de</strong>r Spur.<br />
Weiter sei erwähnt, dass wir seinem großen<br />
Wissen auch wichtige Studien zum<br />
Bä<strong>de</strong>rwesen verdanken. Bei <strong>de</strong>r Beschäftigung<br />
mit <strong>de</strong>n Heilquellen stieß er auf die<br />
Tatsache, dass die im Wasser gelösten Metallsalze<br />
von Natrium, Kalium, Calcium,<br />
Lithium eine beson<strong>de</strong>re Heilkraft besitzen<br />
(11) und eine Flamme metallspezifisch färben<br />
und sich dadurch „anzeigen“, z. B.<br />
Natriumsalze leuchten gelb (praktische<br />
Anwendung im Feuerwerk).<br />
Neben <strong>de</strong>m anorganischen Material<br />
haben die Alchemisten auch „Organika“<br />
verwen<strong>de</strong>t, also Substanzen, die vorrangig<br />
aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff<br />
(in geringerem Maße Stickstoff) bestehen,<br />
insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n Alkohol, <strong>de</strong>r ja<br />
schon als „Weingeist“ seit <strong>de</strong>m 13. Jahrhun<strong>de</strong>rt<br />
bekannt und begehrt war. Die Bezeichnung<br />
„Alcool“ o<strong>de</strong>r „Alkohol“ hat<br />
PARACELSUS (1527) in die Fachsprache<br />
<strong>de</strong>r Alchemie/Chemie eingeführt; Al-<br />
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