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schen Auffassungen von Kraft und Be<strong>de</strong>utung<br />
<strong>de</strong>s Wortes abheben. Der äußerst belesene<br />
Hohenheimer könnte sich durchaus<br />
auch mit <strong>de</strong>m so genannten<br />
Universalienstreit beschäftigt haben. Seine<br />
Auffassung von Kraft und Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s<br />
Wortes ist jedoch eine eigenständige und<br />
Bestandteil seiner kosmischen Sicht allen<br />
<strong>Ges</strong>chehens.<br />
Der Christ Paracelsus weiß um die Quelle<br />
<strong>de</strong>r Kraft:<br />
„und in summa, das vom wort gottes alle kreft<br />
gehen und das das wort alle kraft in im hat und<br />
sovil mer, das alle natur in iren kreften sovil<br />
nicht vermag, das alein in einem wort ist“ 3 .<br />
Diese grundsätzliche Aussage verdichtet<br />
<strong>de</strong>r Hohenheimer mit folgen<strong>de</strong>n Worten:<br />
„so nun aber got die welt beschafen hat, nicht<br />
unsichtbar zu sein, son<strong>de</strong>rn sichtbar, das ist, er<br />
hat sie beschaffen, die vorhin nichts gewesen ist,<br />
und aus <strong>de</strong>m das nichts gewesen ist himel und<br />
er<strong>de</strong>n beschaffen, und also sein wort, das unsichtbar<br />
gewesen ist, sichtbar gemacht, als das<br />
sein wort ist wor<strong>de</strong>n, das wir greifen und sehen.<br />
dan got erfreuet sich gleich so wol im sichtbaren<br />
als im unsichtbaren, in <strong>de</strong>m das sein wort materialisch,<br />
substantialisch wor<strong>de</strong>n ist, darumb es<br />
got wolgefalen, was er gemacht hat“ 4 .<br />
Nach<strong>de</strong>m Paracelsus formulierte, dass<br />
Gottes Wort i<strong>de</strong>ntisch ist mit Gottes Kraft,<br />
erkennt er die logische Konsequenz, dass<br />
sich die unsichtbare Kraft verstofflichen<br />
muss, um für <strong>de</strong>n stofflichen Menschen in<br />
<strong>de</strong>r Welt von Raum und Zeit erkennbar<br />
und nutzbar zu wer<strong>de</strong>n. Die Welt von Zeit<br />
und Raum, unser Lebensraum, ist „materialisch,<br />
substantialisch“ gewor<strong>de</strong>ne Kraft<br />
Gottes. Da es Gottes erklärtes Ziel ist, <strong>de</strong>n<br />
Menschen aus seiner Stofflichkeit zurückzuführen<br />
in sein Reich, betrachtet <strong>de</strong>r Hohenheimer<br />
die „Verstofflichung“ göttlicher<br />
Kraft als Hilfe für <strong>de</strong>n Menschen:<br />
„die geister und himlischen kreften können<br />
uns nicht an<strong>de</strong>rst helfen, dan durch die namen<br />
und wörter. so wir sie haben, so haben wir <strong>de</strong>n<br />
garten ir arznei. nun wissen also, das natürlich<br />
arznei ist, <strong>de</strong>r nam wie ein kraut, das kraut wie<br />
ein nam, alein un<strong>de</strong>rschi<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>r sichtigen<br />
und unsichtigen natur“ 5 .<br />
Gottes Kraft wird uns aber nicht nur zuteil<br />
durch „namen und wörter“, son<strong>de</strong>rn<br />
z.B. auch durch die Heilkräuter:<br />
„aus <strong>de</strong>m folgt nun, das die natur jr krefte<br />
in die wörter sezet wie in kreuter und in die<br />
wurzen“ 6 .<br />
„vermag ein Kraut ein Kraft, und das Kraut<br />
ist sichtbar und ist greiflich und ist natürlich, so<br />
vermags auch das Wort, wiewohl es unsichtbar<br />
ist und nit greiflich, aber natürlich“ 7 .<br />
Gottes Kraft ist quasi <strong>de</strong>poniert in <strong>de</strong>n<br />
Wirkstoffen einer Heilpflanze. Gottes<br />
Kraft wird freigesetzt in uns, wenn wir die<br />
Heilpflanze anwen<strong>de</strong>n. Deshalb ist Paracelsus<br />
so konsequent gegen das „componiren“<br />
von Rezepten, <strong>de</strong>nn: „wer ist <strong>de</strong>r da<br />
componirt hat das recept <strong>de</strong>r natur? hat es nicht<br />
got getan? warumb wollt ich im sein compositum<br />
verachten?“ 8<br />
Weil Paracelsus um die Kraft <strong>de</strong>s Wortes<br />
und <strong>de</strong>r Namen weiß, ist er folgerichtig gezwungen,<br />
unzutreffen<strong>de</strong> (d. h. kraft- und<br />
be<strong>de</strong>utungslose) Namen auszuwechseln<br />
gegen neue, die seinen Intentionen entsprechen.<br />
In <strong>de</strong>n „Septem Defensiones“<br />
verteidigt er seine Überzeugung:<br />
„mir ist auch begegnet (vorgehalten wor<strong>de</strong>n<br />
– GI), das ich <strong>de</strong>n krankheiten neue nomina<br />
gebe, die niemant erkenne noch verstehe, warumb<br />
ich nit bleib <strong>bei</strong> <strong>de</strong>n alten nominibus? wie<br />
kan ich die alten nomina brauchen, dieweil sie<br />
nicht gehen aus <strong>de</strong>m grunt, aus <strong>de</strong>m die krankheit<br />
entspringt“ 9 .<br />
„also sollen die namen aus <strong>de</strong>m grund gon<br />
und im grund und nit in <strong>de</strong>r fantasei“ 10<br />
„grunt“ ist das „Licht <strong>de</strong>r Natur“, und<br />
einen Menschen im Licht <strong>de</strong>r Natur erkennt<br />
Gott an <strong>de</strong>ssen Herzen.<br />
Wörter und Namen sind für Paracelsus<br />
nicht nur Buchstabenfolgen, Hülsen, Verpackungen<br />
ohne Inhalt und Wirkung, son<strong>de</strong>rn<br />
Gottes Kraft, die wir „greifen und sehen“.<br />
Aus seinem Verständnis von <strong>de</strong>n Wechselwirkungen<br />
zwischen Makrokosmos und<br />
Mikrokosmos ist <strong>de</strong>r Mensch als <strong>Ges</strong>chöpf<br />
Gottes mit <strong>de</strong>r Kraft Gottes versehen wor<strong>de</strong>n<br />
– in sich und in seinem Lebensraum:<br />
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