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Umkehrschluss steckt nun <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utlich erkennbare<br />
Angriff auf die „Mauerkirche“:<br />
Wer das Buch „verwirfft, gibt Zeugniß vber<br />
seinen Halß, dass ehr kein Christ sey…“ (S. 27)<br />
Für Weigel ist <strong>de</strong>r Glaube eine aus Gott<br />
stammen<strong>de</strong> innere Sache. Dieser Gedanke<br />
fin<strong>de</strong>t sich in <strong>de</strong>n bislang in <strong>de</strong>r Neuen<br />
Edition veröffentlichten Schriften immer<br />
wie<strong>de</strong>r (vgl. beson<strong>de</strong>rs „Gebetbuch“, Bd.<br />
4) und prägt auch die kurze Erbauungsund<br />
Lehrschrift „Von Betrachtung <strong>de</strong>s Lebens<br />
Christi“, die am Anfang <strong>de</strong>r Primärtexte<br />
in Band 7 veröffentlicht ist und in<br />
<strong>de</strong>r, wie bereits von Weigel bekannt, je<strong>de</strong>s<br />
Kapitel mit rühren<strong>de</strong>n Gebeten abschließt.<br />
Aus seiner Überzeugung heraus bezieht er<br />
klare Position gegen die, welche „ahn Jhn<br />
glauben mit <strong>de</strong>m maule.“ (S. 27)<br />
Pikanterweise hat Weigel selbst die Konkordienformel<br />
unterschrieben. Er konnte<br />
als Pfarrer auch gar nicht an<strong>de</strong>rs, sonst<br />
hätte er <strong>de</strong>n Broterwerb verloren. Auch <strong>bei</strong><br />
Visitationen wur<strong>de</strong>n keine anstößigen Gedanken<br />
in <strong>de</strong>n Predigten gefun<strong>de</strong>n. Seine<br />
Missbilligung <strong>de</strong>r Auffassungen und Kompromisse<br />
in <strong>de</strong>r Konkordienformel aber<br />
musste er loswer<strong>de</strong>n – das Aufschreiben<br />
war offenbar <strong>de</strong>r einzige Weg.<br />
Weigel glie<strong>de</strong>rt sein Werk in 3 Hauptpunkte:<br />
1. Einheit von Glaube und christlichem<br />
Leben<br />
2. Der Weg zum Glauben<br />
3. Prüfung aller Lehren/Bücher etc. auf<br />
Zugehörigkeit zur „heylige[n] stat Gotteß“<br />
(S. 28)<br />
Darin erörtert er folgen<strong>de</strong> zentrale Themen:<br />
- Die göttliche Herkunft Christi und sein<br />
Wan<strong>de</strong>ln im höchsten Willen<br />
- Die Ablehnung <strong>de</strong>r To<strong>de</strong>sstrafe mit ent-<br />
46<br />
sprechen<strong>de</strong>r theologischer Begründung<br />
- Die Ablehnung von Kriegen zur Beschirmung<br />
<strong>de</strong>s Reichs; statt <strong>de</strong>ssen Orientierung<br />
auf <strong>de</strong>n Schutz durch ein friedfertiges<br />
Evangelium<br />
- Lei<strong>de</strong>n und Flucht vor weltlicher Ehre<br />
- Liebe und Freiheit Christi<br />
- Christus als Herr <strong>de</strong>r Kirche, die keinen<br />
Statthalter brauche<br />
- Unabhängigkeit <strong>de</strong>r Kirche von äußeren<br />
Regenten und Lehrern<br />
- Der Glaube erwächst aus <strong>de</strong>r inneren<br />
Stimme durch die Gna<strong>de</strong> Gottes<br />
- Die Prüfung <strong>de</strong>r Positionen unter an<strong>de</strong>rem<br />
<strong>de</strong>r Konkordienformel am Leben Christi<br />
Beson<strong>de</strong>rs wichtig ist Weigel das Wesen <strong>de</strong>r<br />
wahren Kirche Christi. Er begreift sie als<br />
„vnsichtige versamlung aller glaubigen Jnn <strong>de</strong>r<br />
gantzen welt vereinigt Jnn <strong>de</strong>r einikeyt <strong>de</strong>s geistes<br />
vnd durch das banndt <strong>de</strong>r liebe o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s frie<strong>de</strong>s.“<br />
(S. 130) Diesem I<strong>de</strong>al steht seine Wahrnehmung<br />
einer „vilkopffige[n] kirche“ (S. 131)<br />
entgegen, in <strong>de</strong>r „Je<strong>de</strong>r hauffe in einem gewissen<br />
orthe seinen sinn kopff vnnd leermeister“<br />
(ebda.) habe. Konkret zielt er auf <strong>de</strong>n<br />
Papst, Luther, Calvin und Zwingli hin.<br />
„Aller Jammer komet daher das man die menschen<br />
kirche fur Gottes kirche achtet vnnd das<br />
eussere ahn stat <strong>de</strong>s Jnnern setzet“. (S. 133)<br />
Gera<strong>de</strong> dieser letzte Satz enthält eine<br />
Erkenntnis, die so wie damals auch heute in<br />
die Welt gerufen wer<strong>de</strong>n müsste. Nur eine<br />
Besinnung auf das Innere – Liebe und Frie<strong>de</strong>n<br />
– können die ganze Welt vereinigen.<br />
Aus dieser Aktualität heraus erhält das<br />
Buch zusätzlich zu seinem philologischen<br />
und geistesgeschichtlichen einen be<strong>de</strong>utsamen<br />
ethischen Wert.