INHALT - bei Bombastus-Ges.de
INHALT - bei Bombastus-Ges.de
INHALT - bei Bombastus-Ges.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
VALENTIN WEIGEL: Von Betrachtung<br />
<strong>de</strong>s Lebens Christi. Vom Leben Christi.<br />
De vita Christi. Hrsg. und eingeleitet von<br />
Horst Pfefferl, frommann-holzboog Stuttgart-Bad<br />
Cannstatt 2002.<br />
(= Valentin Weigel – Sämtliche Schriften.<br />
Begrün<strong>de</strong>t von Will-Erich Peuckert und<br />
Winfried Zeller, Neue Edition, Hrsg. von<br />
Horst Pfefferl, Band 7.)<br />
Mit Band 7 liegt nun <strong>de</strong>r vierte <strong>de</strong>r<br />
Neuen Edition <strong>de</strong>r Schriften Valentin Weigels<br />
vor und schließt eine weitere Lücke<br />
<strong>de</strong>r verfügbaren Texte <strong>de</strong>s sächsischen Pfarrers<br />
und Paracelsisten.<br />
Im Zentrum steht die umfangreiche theologische<br />
Streitschrift „Vom Leben Christi“<br />
aus <strong>de</strong>m Jahre 1578, Weigels spiritueller<br />
Gegenentwurf zur Konkordienformel von<br />
1577. Sie wird flankiert von <strong>de</strong>m erbaulichunterrichten<strong>de</strong>n<br />
Schriftchen „Von Betrachtung<br />
<strong>de</strong>s Lebens Christi“ und einer Kompilation<br />
(„De vita Christi“), welche fünf<br />
Kapitel aus <strong>de</strong>r „Betrachtung“ mit Gedanken<br />
und Zitaten vor allem Weigels, Meister<br />
Eckharts und Johannes Taulers ergänzt.<br />
Der Anlage <strong>de</strong>r vorhergehen<strong>de</strong>n Bän<strong>de</strong><br />
folgend, wer<strong>de</strong>n in einer ausführlichen<br />
Einleitung akribisch die relevanten Handschriften<br />
und Drucke beschrieben und<br />
durch ganzseitige Faksimiles <strong>de</strong>r Titelseiten<br />
illustriert. In <strong>de</strong>n Erläuterungen fin<strong>de</strong>n<br />
sich neben Ausführungen zu philosophischen,<br />
theologischen bzw. christologischen<br />
Zusammenhängen auch vielfältige weiterführen<strong>de</strong><br />
Informationen zur Editions- und<br />
Wirkungsgeschichte, zu biografischen Zusammenhängen<br />
und zur Zuschreibung <strong>de</strong>r<br />
Texte zu bestimmten Autoren. Da<strong>bei</strong> differenziert<br />
<strong>de</strong>r Herausgeber verantwortungsbewusst<br />
zwischen gesicherten Fakten und<br />
mehr o<strong>de</strong>r weniger wahrscheinlichen<br />
Schlussfolgerungen o<strong>de</strong>r Vermutungen.<br />
Immer sind entsprechen<strong>de</strong> Argumente angeführt,<br />
die <strong>de</strong>n aktuellen Forschungsstand<br />
repräsentieren. Da<strong>bei</strong> wer<strong>de</strong>n auch Sicht-<br />
Michael Liebscher<br />
EMPFEHLUNG<br />
weisen revidiert, von <strong>de</strong>nen Pfefferl noch<br />
in seiner Dissertation (1991) ausging, in<br />
<strong>de</strong>r mögliche Zuschreibungen und Zusammenhänge<br />
<strong>de</strong>r Weigelschriften untersucht<br />
wur<strong>de</strong>n. Beispielsweise bestätigte sich die<br />
Annahme nicht, dass die „Handschriftliche<br />
Predigtensammlung“ als Vorlage für einige<br />
Kapitel in „De vita Christi“ gedient<br />
habe. (vgl. S. LXI)<br />
Der Anmerkungsapparat ist das Ergebnis<br />
äußerst sorgfältiger Ar<strong>bei</strong>t aller Beteiligten.<br />
Oft wer<strong>de</strong>n Verweise auf Primärliteratur<br />
durch Zitate <strong>de</strong>r entsprechen<strong>de</strong>n Textstellen<br />
ergänzt, was nicht nur <strong>de</strong>m wissenschaftlich<br />
ar<strong>bei</strong>ten<strong>de</strong>n Leser das Erschließen von<br />
Zusammenhängen erleichtert bzw. ermöglicht.<br />
Beson<strong>de</strong>rs bemerkenswert ist aus textkritischer<br />
Sicht die Ent<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r vermutlich<br />
ältesten und mit Sicherheit sorgfältigsten<br />
Handschrift zu <strong>de</strong>r Hauptschrift<br />
„Vom Leben Christi“ durch Dr. Carlos<br />
Gilly, Basel, 1993 in <strong>de</strong>r Anhaltinischen<br />
Lan<strong>de</strong>sbücherei Dessau. Damit liegt dieses<br />
wichtige Werk nunmehr in einer weitgehend<br />
authentischen Fassung im Druck vor.<br />
1578 verfasst, wur<strong>de</strong> es 1648 in einer englischen<br />
Übersetzung gedruckt und erschien<br />
1647 und 1686 auf nie<strong>de</strong>rländisch. Weigels<br />
Gedanken waren also nicht nur von regionalem<br />
Interesse, son<strong>de</strong>rn wirkten weit über<br />
die Grenzen hinaus.<br />
Das ist umso verständlicher, als darin <strong>de</strong>r<br />
Konkordienformel in einer streitbaren<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzung theologisch begrün<strong>de</strong>te<br />
Positionen entgegengesetzt wer<strong>de</strong>n. Wie<br />
sicher sich Weigel <strong>de</strong>r Richtigkeit seiner<br />
Positionen war, wird in <strong>de</strong>r Vorre<strong>de</strong> an <strong>de</strong>n<br />
Leser <strong>de</strong>utlich. Er meint, am Leben Christi<br />
könne man prüfen, ob jemand nach dieser<br />
„richtschnur“ gehe. Zugleich könne man<br />
„erkennen und pruefen alle or<strong>de</strong>n, rottenn,<br />
secten, ketzer in welchem Artickel sie Jrre<br />
gehen“. (S. 26) Ein Christ kenne Christus,<br />
seine Lehre und Leben und nehme somit<br />
auch sein (Weigels – ML) Büchlein an. Im<br />
45