Tagungsbericht der VdS-Fachgruppe SPEKTROSKOPIE
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Spektroskopische Untersuchungen auf <strong>der</strong> Sonne<br />
mit einem Lichtwellenleiter-Spektrografen<br />
Dieter Goretzki<br />
Akazienstr. 16, 63505 Langenselbold<br />
Zusammenfassung<br />
In <strong>der</strong> folgenden Arbeit wird gezeigt, wie mit einem<br />
kleinen Teleskop und einem Spektrografen, die<br />
beide über einen Lichtwellenleiter (LWL) verbunden<br />
sind, die Struktur <strong>der</strong> Sonnenphotosphäre erforscht<br />
werden kann. Mit Hilfe des Dopplereffekts<br />
wird die Rotation <strong>der</strong> Sonne bestimmt und aus dem<br />
Mitte-Rand-Kontrast und Beobachtung starker Linien<br />
exemplarisch die Temperaturschichtung <strong>der</strong><br />
Photosphäre abgeleitet. Abschließend wird erläutert,<br />
wie mit Computer-Programmen Spektren berechnet<br />
werden können. Als Beispiel wird durch einen<br />
Vergleich aus Rechnung und Beobachtung die<br />
Makrotubulenz zweier Linien abgeleitet.<br />
1. Einführung<br />
Üblicherweise werden professionelle Spektren <strong>der</strong><br />
Sonne mit Hilfe eines Coelestaten erhalten. Diese<br />
Vorrichtung bewirkt, dass das Bild <strong>der</strong> Sonne unabhängig<br />
von <strong>der</strong> Erddrehung ortsfest auf den Eingangsspalt<br />
eines Spektrografen abgebildet wird und<br />
Spektren definierter Punkte auf <strong>der</strong> Sonne gewonnen<br />
werden können. Durch die Verwendung eines<br />
LWL entfällt die aufwendige Konstruktion eines<br />
Coelestaten und die dadurch bedingte starre geometrisch<br />
Verbindung aus abbilden<strong>der</strong> Optik und<br />
Spektrograph. Der Vorteil dieser Anordnung liegt<br />
darin, dass, neben <strong>der</strong> Flexibilität im Aufbau, an<br />
den Spektrographen keine beson<strong>der</strong>en Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
hinsichtlich Größe und Gewicht gestellt werden<br />
müssen. Ein noch nicht gelöstes Problem <strong>der</strong> Aufnahmeapparatur<br />
ist, Punkte auf <strong>der</strong> Sonne, die<br />
durch Höhe und Breite definiert werden, genau zu<br />
treffen. Punkte wie die Sonnenmitte, <strong>der</strong> Sonnenrand<br />
o<strong>der</strong> definierte Abstände vom Sonnenrand sind<br />
gut zu positionieren. Für beliebige Punkte gelingt<br />
dies allerdings noch nicht.<br />
Die Beobachtung von Spektrallinien an definierten<br />
Punkten wie auf <strong>der</strong> Sonne ist für den Amateur an<br />
keinem an<strong>der</strong>en Stern möglich. Durch solche Beobachtungen<br />
lassen sich Erkenntnisse über die Rota-<br />
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tion <strong>der</strong> Sonne und die Struktur <strong>der</strong> Photosphäre<br />
gewinnen. Darüber hinaus sind dem Amateur mit<br />
den Programmen von Kurucz (portiert auf PC-<br />
Linux) und spectrum von O. Gray Möglichkeiten<br />
eröffnet worden, Spektren unter <strong>der</strong> Annahme verschiedener<br />
Photosphäreneigenschaften zu berechnen<br />
und mit den Beobachtungen zu vergleichen. In<br />
<strong>der</strong> folgenden Arbeit werden Ergebnisse dargestellt,<br />
die natürlich nur amateurmäßigen Genauigkeitsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
genügen.<br />
2. Aufnahmetechnik<br />
Mit Hilfe eines 4’’-SC (f/10) wird das Bild <strong>der</strong><br />
Sonne auf eine feste Fläche projiziert, die mit dem<br />
Teleskop fest verbunden ist. Die Brennweite des<br />
Teleskops wird mit Hilfe einer Barlow-Linse so<br />
verlängert, dass das Sonnenbild einen Durchmesser<br />
von ca. 60 mm hat. Die Projektionsfläche hat in <strong>der</strong><br />
optischen Achse ein Loch von 0,5 mm �, hinter<br />
dem sich das eine Ende des LWL befindet. Dieser<br />
hat einen Kerndurchmesser von 0,2 mm und eine<br />
Länge von 15 m.<br />
Abb. 1: Teleskop, Projektionsschirm und LWL-Einkoppelung