Tagungsbericht der VdS-Fachgruppe SPEKTROSKOPIE
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größer als die natürliche Linienbreite, reicht aber<br />
noch nicht.<br />
Druckverbreiterung - Wenn’s eng wird, wird’s breiter:<br />
Tatsächlich fehlt noch die Wechselwirkung<br />
zwischen den Teilchen im Gas. Diese führt im Wesentlichen<br />
zu einer Verkürzung <strong>der</strong> Lebensdauer<br />
von den durch die Absorption angeregten Gasteilchen,<br />
d.h. diese emittieren Photonen schneller als<br />
ohne Wechselwirkung. Prinzipiell kann man das<br />
unter Anwendung <strong>der</strong> Heisenbergschen Unschärferelation<br />
verstehen: � E � �t<br />
~ �.<br />
Wenn das Zeitintervall<br />
(= Lebensdauer) klein wird, dann muss die<br />
Energieverbreiterung (=Linienbreite) größer werden.<br />
Daraus folgt, je stärker die Wechselwirkung,<br />
umso breiter die Linien.<br />
Beide gleichzeitig: Das Voigt-Profil: Beide Effekte<br />
- Doppler- und Druckverbreiterung - treten immer<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger gemeinsam auf. Das resultierende<br />
Linienprofil wird als Voigt-Profil bezeichnet. Es<br />
gibt den ”Doppler-Kern“ und die Dämpfungsflügel.<br />
Noch mehr Mechanismen? Bleibt noch die Erwähnung<br />
weiterer Verbreiterungsmechanismen (ohne<br />
Vollständigkeitsgarantie). Zunächst wäre da die<br />
Mikroturbulenz. Es gibt - wie in <strong>der</strong> irdischen Atmosphäre<br />
– Turbulenzzellen <strong>der</strong> Abmessung d, die<br />
sich mit Geschwindigkeiten � Mikturb � 0,<br />
5...<br />
5 m/s<br />
eigenständig bewegen. Solange � � d �� 1gilt<br />
(die<br />
Zellen sind optisch dünn), kann dies wie eine zusätzliche<br />
Dopplerverbreiterung gehandhabt werden,<br />
2 2 2<br />
�0 � �therm<br />
� � Mikturb . Ist � � d � 1 , so sehen wir<br />
nicht durch die ”obere“ Schicht von Turbulenzzellen<br />
hindurch. Dies nennt man dann ”Makroturbulenz“.<br />
Die Mittelung ist an<strong>der</strong>s vorzunehmen.<br />
Ein weiterer wichtiger Mechanismus ist die Rotationsverbreiterung.<br />
Ein Teil <strong>der</strong> Atmosphäre kommt<br />
auf den Beobachter zu und an<strong>der</strong>sherum (natürlich<br />
nur dann, wenn wir nicht auf den Pol schauen). Das<br />
Profil sieht bei genügend schneller Rotation wie eine<br />
Wanne aus. Die Äquivalentbreite (siehe Gl. (35)<br />
ist gleich <strong>der</strong> des nichtrotierenden Sterns. Das ist<br />
dem Umstand geschuldet, das die Menge <strong>der</strong> Absorber<br />
gleich bleibt.<br />
Der Zeeman-Effekt durch Magnetfel<strong>der</strong> führt zur<br />
Linienaufspaltung und damit zu einer Verbreiterung<br />
durch Mittelung des Flusses über die Sternenscheibe.<br />
Weitere Effekte können Isotopeneffekte und<br />
Hyperfeinwechselwirkung sein, spielen für den<br />
Amateur aber keine Rolle.<br />
Linienprofil - durch dünn und dick<br />
Nachdem nun die Grundlagen gelegt sind, können<br />
wir zum wahren Profil <strong>der</strong> Linien in Sternspektren<br />
übergehen. Sie sind nicht nur durch die Form <strong>der</strong><br />
61<br />
Absorption � allein gegeben. Die Eddington-<br />
Barbier-Relation gilt auch hier: F ( 0)<br />
� S���2/<br />
3�.<br />
Der frequenzabhängige Fluss an <strong>der</strong> Oberfläche<br />
entspricht <strong>der</strong> Quellfunktion in <strong>der</strong> optischen Tiefe<br />
2/3. Dies ist in Abb. 13 gezeigt.<br />
Abb. 13: Zusammenhang zwischen Fluß und<br />
Quellfunktion bei unterschiedlicher optischer<br />
Tiefe. � 1 � 2 / 3 (Aus Gray 2005).<br />
Weil die Temperatur nach außen abnimmt, damit<br />
die Quellfunktion kleiner ist, ist <strong>der</strong> Fluss kleiner.<br />
Bereiche größerer Absorption, also die Linienzentren,<br />
erscheinen dunkler. Das ist es schon...<br />
Natürlich ist die genauere Analyse wie<strong>der</strong> eine<br />
Wichtung <strong>der</strong> Quellfunktion über verschiedene optische<br />
Tiefen ähnlich dessen, was wir schon vom<br />
Kontinuum kennen.<br />
Dünne Linien: Für dünne Linien lassen sich noch<br />
weitere analytische Ausdrücke formulieren. Dünne<br />
Linien sind dadurch gegeben, dass die Absorption<br />
des Linienmechanismus viel kleiner als die des<br />
Kontinuums ist, �l �� � c (Eigentlich ist es besser,<br />
von schwachen und starken Linien zu sprechen, anstatt<br />
dünn und dick. Das führt leichter zur Verwechselung<br />
mit optisch dünn und dick. Beides ist<br />
aber nicht direkt verknüpft.). Mit einer Taylor-<br />
Reihe lässt sich die Quellfunktion als<br />
S<br />
�<br />
dS<br />
d�<br />
c �<br />
�����S������ ���<br />
� l<br />
� �2 / 3<br />
�<br />
ausdrücken.<br />
Damit erhalten wir für die Linieneinsenkung<br />
Fc<br />
F�<br />
R�<br />
F<br />
�<br />
�<br />
R<br />
�<br />
�<br />
l<br />
2 ��<br />
d ln S<br />
�<br />
3 c<br />
� d�<br />
�<br />
�<br />
�<br />
��<br />
�2<br />
/ 3<br />
(34)<br />
Wir sehen den Einfluß <strong>der</strong> verschiedenen Einflüsse<br />
l<br />
c<br />
auf R: Zunächst ist R ~ � , aber auch R ~ 1/<br />
� ,<br />
außerdem <strong>der</strong> Gradient <strong>der</strong> Quellfunktion. Zumindest<br />
die Proportionalität mit <strong>der</strong> Linienabsorption<br />
ist leicht einsichtig: Je mehr Absorber (Zahl N),<br />
desto ausgeprägter die Linien.